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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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jeweiligen Mannes und lachten viel. Wo die Frau geblieben war, mit der der Graue beim letzten Mal zusammen gewesen war, hatte Dash nicht gefragt. In fremde Angelegenheiten mischte er sich ohne triftigen Grund nicht ein.
    Die neue Frau des Grauen unterschied sich völlig von der alten. Bis auf eins: Auch ihre Augen zeigten dieses tiefe Meeresblau, das fast unwirklich war.
    »Du machst dir kein Bild, wie viele Bücher es da gibt!«, sagte die andere Frau gerade aufgeregt. »Das ist eine ganze Bibliothek! Ein echter Schatz des Wissens! Cavalar hätte keinen besseren Ort dafür finden können!«
    Das Gespräch über Bücher dauerte schon ein paar Minuten und war für Dash ohne jedes Interesse. Bücher reizten ihn überhaupt nicht, es sei denn natürlich, sie handelten von Seefahrt.
    »Zu schade, dass wir sie nicht alle mitnehmen konnten«, fuhr die Frau fort.
    »Das, was du in deinen Rucksack gestopft hast, reicht völlig«, erklärte die Frau mit den blauen Augen.
    »Aus, du Hund!«
    Die Gesellschaft, die diese vier zur
Feuergeborenen
begleitet hatte, fesselte Dash dagegen über alle Maßen. Sie bestand aus einem rothaarigen Nordländer, einem Soldaten mit einer verkrüppelten Hand und einem schwatzhaften grünen Tierchen, irgendeine Kreuzung aus Eichhörnchen, Ratte und Katze. Ein solches Viech hatte er nie zuvor gesehen.
    »Wohin geht ihr jetzt?«, fragte der Graue.
    »Nach Korunn. Die Stadt ist nämlich immer noch nicht zur Ruhe gekommen«, antwortete der Soldat. »Außerdem hat uns Mylord Rando eingeladen.«
    »Dann vergesst nicht, Algha zu sagen, dass sie uns jederzeit willkommen ist«, bat die Büchernärrin.
    »Selbstverständlich, Herrin«, versprach der Nordländer.
    »Sie hat doch sowieso schon versprochen, uns bei Herbstbeginn zu besuchen«, bemerkte die Frau mit den blauen Augen lächelnd.
    Die andere Frau erwiderte etwas, diesmal jedoch so leise, dass selbst Dash es nicht hören konnte.
    »Wie geht’s nach Korunn weiter?«, erkundigte sich der Graue.
    »Da mach ich mich auf den Weg zur Burg der Sechs Türme«, antwortete der Soldat. »Endlich!«
    Mit einem Nicken schloss sich der Nordländer dieser Aussage an.
    »Aus, du Hund!«, fiepte das grüne Tier.
    Dann kam Riuk noch einmal zu Dash, um letzte Meldung zu machen. Der Kapitän nickte und erteilte einige Befehle. Als er seine Aufmerksamkeit danach wieder dem Gespräch am Ufer schenken konnte, hatten sich die vier bereits von ihrer Begleitung verabschiedet und stiefelten an Deck.
    »Wann segeln wir los?«, fragte der Graue.
    »Wir
fahren
los«, verbesserte ihn Dash. »In einer halben Stunde. Falls sich der Wind nicht dreht.«
    Der Mann sah zum Himmel hoch und atmete die Luft tief ein.
    »Das wird er nicht«, versicherte er. »Heute ist er uns ein zuverlässiger Gefährte.«
    Als ich aufwachte, musste ich mich erst einmal an das Halbdunkel hier im Unterdeck gewöhnen. Auf dem Schoner gab es nur eine Kajüte. Der Kapitän hatte sie Lahen und mir für den entsprechenden Preis abgetreten, wir wiederum hatten sie Shen und Rona überlassen und uns stattdessen in einem Eckchen neben dem Gang zum Frachtraum eingerichtet.
    Obwohl mein Augenstern nicht an meiner Seite lag, stand ich nicht auf, sondern genoss das Geschaukel der
Feuergeborenen,
lauschte auf das Schnarchen der Matrosen und das Knarzen des Tauwerks.
    Schon seit ein paar Monaten meinte ich beim Aufwachen häufig, noch immer zu schlafen – und eigentlich irgendwo in den Katuger Bergen, den Sümpfen der Ödnis oder in Bragun-San zu sein. Manchmal musste ich mich regelrecht zwingen, daran zu glauben, dass all das
hinter
mir lag.
    Seit zwei Wochen waren wir nun nach Harog, der Hauptstadt der Goldenen Mark, unterwegs. Heute jedoch, das hatte Dash gesagt, würden wir unser Ziel erreichen. Ich stand auf, suchte meine Stiefel, zog sie an und verließ unsere mit Segeltuch abgeschirmte Ecke. Vorsichtig – ich wollte ja niemanden anrempeln – bewegte ich mich zwischen den in ihren Kojen schlafenden Matrosen entlang zur Leiter, die zum Oberdeck hinaufführte.
    Dabei ging mir einmal mehr durch den Kopf, wie sehr mir unsere Freunde fehlten, von denen wir uns im Hafen Alsgaras verabschiedet hatten: Luk, Ga-nor und Yumi, der diesmal ohne seinen Ghbabakh vertreten war. Dass eine solche Freundschaft überhaupt möglich sein könnte, hätte ich nie gedacht.
    Niemand von uns wusste, ob wir uns je wiedersehen würden.
    Als ich das Oberdeck erreichte, brach der Tag gerade an. Frischer Wind blies in die schrägen Segel
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