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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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behauptet, von einem Dieb sei wohl keine andere Antwort zu erwarten. Als ich ihr dann als Nächstes erklärte, ich würde eine Welt schaffen, in der es alle gut haben und niemand leidet oder hungert, hat sie nur erneut über mich gelacht. Viele Jahre später habe ich begriffen, dass sie recht hatte. Die Gesetze des Universums sind nämlich viel stärker als die Gesetze irgendwelcher Weltenbauer. Man kann weder eine Welt ohne Schmerz, Hass, Tod und Blut noch eine ohne Licht, Freude, Hoffnung und Liebe schaffen. Beide wären mangelhaft.«
    Er verstummte, trank einen Schluck Wein und gab mir die Flasche.
    »Obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe, ist mir mein Werk nicht gelungen«, sagte er. »Aber vielleicht liegt das daran, dass Hara in gewisser Weise auch ein Spiegelbild seines Schöpfers ist. Was will man von einem gewöhnlichen Dieb schon erwarten?«
    »Man kann immer noch einmal von vorn anfangen.«
    »Du weißt ja nicht, was du da sagst«, brachte er lachend heraus. »Um von vorn anzufangen, muss man das Alte erst zerstören. Würde dir das vielleicht gefallen? Aber keine Sorge, ich selbst würde mich nie darauf einlassen. Mag diese Welt auch von Kriegen zerrissen werden – es gibt doch immer noch viel Gutes in ihr. Deshalb will ich versuchen, sie zu retten.«
    »Droht ihr denn eine solche Gefahr?«, fragte ich, während ich beobachtete, wie ein Schoner die Segel hisste und den Hafen langsam verließ.
    »Die Grundlage Haras ist der Funken«, antwortete mir Garrett nach langem Schweigen. »Die Magie. Nur sickert sie seit geraumer Zeit aus Hara heraus. Deshalb schien diese Welt bereits dem Untergang geweiht. Ich würde aber um keinen Preis wollen, dass sie stirbt. Nein, Hara muss ihren ursprünglichen Zustand zurückerlangen.«
    »Du sprichst von einer grauen Schule?«
    »Die graue Schule ist nur der erste Schritt.«
    »Aber dieser Schritt führt zur Vernichtung Haras!«, ereiferte ich mich.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Menschen, die mehr oder weniger ewig leben und dabei noch über eine vernichtende Kraft verfügen, halten sich gern für … Götter.«
    Als er dieses Wort hörte, verzog er abermals das Gesicht.
    »Stell dir doch mal vor, was los wäre, wenn es Hunderte dieser unsterblichen Wesen gäbe«, fuhr ich fort. »Oder gar Tausende. Früher oder später würden die sich bestimmt in die Haare geraten – und dann zum Beispiel wieder einen Kontinent vernichten.«
    »Man darf nicht ewig leben, Ness«, erwiderte er nachdenklich. »Das widerspricht den Gesetzen des Universums. Gut, ich gebe gern zu, dass es zu Streitigkeiten unter grauen Funkenträgern kommen kann. Aber es ist noch zu früh, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Und dass die ursprüngliche – die graue – Magie zu einer echten Katastrophe führen soll … Dazu musst du Folgendes wissen: Als das Licht und das Dunkel noch ein untrennbares Ganzes waren, stand Hara in voller Blüte. Es herrschte mehr oder weniger Frieden. Aber die Menschen schaffen es immer, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Erst ihre ewigen Auseinandersetzungen, was denn nun besser sei, das Licht oder das Dunkel, haben zur Spaltung der Magie geführt. Das wiederum hat den Untergang des Westlichen Kontinents nach sich gezogen und uns all die Schwierigkeiten gebracht, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Nachdem der Funken erst einmal in einen lichten und einen dunklen zerrissen worden war, ist ein paar Tausend Jahre später von der Magie der Vergangenheit nur noch die Erinnerung übrig. Und hier und da noch einige Bruchstücke.«
    »Aber wenn du Hara schaffen konntest, hättest du doch vermutlich auch die Menschen damals aufhalten können, ehe es zu spät war.«
    »Ja, schon, nur habe ich es eben nicht getan. Vielleicht habe ich auch einfach nicht gut genug aufgepasst. Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht mehr genau daran. Das Problem der Menschen mit einem sehr langen Leben einerseits, aber mit einem dummen Kopf andererseits ist die Langeweile und die Neugier. Deshalb wollte ich mir gern ansehen, was geschieht, wenn ich mich nicht einmische. Das Ergebnis kennst du: Mit Hara ging es bergab. Der graue Funken hat gefehlt. Die Magie floss in breiten Strömen aus ihr heraus. Ein einzelner Mensch bemerkt das in seinem Leben gar nicht. Doch wenn du über mehrere Generationen hinweg zurückschaust, fällt es dir auf.«
    »Und dann hast du beschlossen, den grauen Funken zu erneuern? Indem du dem Skulptor gesagt hast, was er tun muss, oder?«
    »Du hast seine
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