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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
Autoren: Alexey Pehov
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ich. »Warum hast du – bei deinem Wissen und deinem Können – den Funken nicht selbst erneuert? Oder diese Welt nicht gerettet? Das wäre doch bestimmt ein Kinderspiel für dich gewesen. Was ist? Gibt es etwa eine Regel, die dir das verbietet?«
    Er nahm seine Tasche, strich nicht vorhandenen Staub von ihr und dachte kurz nach.
    »Eine Regel?«, fragte er schließlich zurück. »Nein. Aber ich habe Hara die Freiheit geschenkt, sich aus freien Stücken zu entwickeln, und die wollte ich ihr nicht wieder nehmen. Wenn du allmächtig bist, musst du dir selbst Beschränkungen auferlegen. Denn wenn du jederzeit den Mond vom Himmel holst, verliert das Leben seinen Sinn.«
    »Aber wieso sind ausgerechnet Lahen und ich in dieses Spiel geraten? Und nicht Shen … zum Beispiel. Er ist immerhin ein Heiler.«
    »Ja, und? Deshalb bist du doch nicht bedeutungslos. Du bist ein Mann mit einem Gewissen … jedenfalls zuweilen. Das ist schon mal ein guter Anfang. In unseren wirren Zeiten weiß nicht mehr jeder, was das eigentlich ist, ein Gewissen. Von wahrer Liebe ganz zu schweigen.«
    »Trotzdem … ich bin doch nicht der Einzige.«
    »Vielleicht ja doch«, entgegnete Garrett grinsend. »Erinnerst du dich noch, was Cavalar in seinen Feldaufzeichnungen geschrieben hat? Er hat die Bedeutung der Liebe erkannt, konnte sie sich bedauerlicherweise aber nicht zunutze machen. Ich habe diese Welt auf Liebe aufgebaut, sie vor allem speist die Gabe. Denn die Liebe ist die stärkste Form der Magie. Ihretwegen hat Lahen überlebt. Nur weil ihr euch liebt, konnte ihr Geist in deinen Körper gelangen. Deshalb ist sie auch im Haus der Liebe wiedergeboren worden.«
    Darüber musste ich erst einmal nachdenken.
    »Aber wir hatten auch Glück, dass Shen in unserer Nähe war«, brachte ich dann heraus.
    »Ihr hattet Glück, dass der Junge ein gutes Herz besitzt und viel schneller als Cavalar begriffen hat, was es mit der Liebe auf sich hat. Nur ein solcher Heiler ist imstande, den Geist bewusst von einem Körper in einen anderen zu leiten. Alles andere ist nur ein schlichter Zufall, wie wir es beispielsweise bei Thia erlebt haben. Thia al’Lankarra hat in dieser Geschichte übrigens auch ihre Rolle gespielt. Meine Schulden ihr gegenüber habe ich aber schon bezahlt.«
    »Und diese Welt hast du dir ausgedacht, um …?«
    »Vielleicht ja nur für euch beide«, fiel er mir ins Wort. »Wer kann das schon sagen?«
    Dann stand er auf, warf sich die Tasche über die Schulter und sah zur Sonne hoch.
    »Ich muss nun gehen«, erklärte er. »Ich bin nur gekommen, um mich von dir zu verabschieden.«
    »Und Hara? Ist diese Welt jetzt gerettet?«
    »Zumindest hat sie nun eine gewisse Aussicht weiterzubestehen«, antwortete Garrett. »Eines kann ich dir aber mit Sicherheit sagen. Diese Geschichte ist zu Ende. Aber vielleicht wird es andere geben. Mach es gut, Grauer, und folge dem Wind. Er wird euch von hier fortbringen.«
    Dann klopfte mir Garrett auf die Schulter und ging davon. Ich blieb noch ein Weilchen auf dem Dach sitzen, blinzelte in der Sonne, sah zum Hafen hinunter und zu den Tauben am Himmel hinauf.

Kapitel
34
    Obwohl es bereits spät war, klopfte es noch an der Tür von Meister Ilfs Laden. Eigentlich war er längst geschlossen. Aber der alte Morassier erwartete noch Kundschaft und hatte sich deshalb zum ersten Mal seit vierzig Jahren nicht schon um diese Zeit schlafen gelegt. Es ging um einen höchst seltsamen Auftrag – der jedoch gutes Geld brachte, sodass Meister Ilf bereit war, mit seinen Gewohnheiten zu brechen.
    Es klopfte erneut, und der Morassier löschte vereinbarungsgemäß alle Kerzen bis auf eine.
    »Ich komme ja schon!«, rief er. »Bin gleich da!«
    Schlurfend eilte er zur Tür, rieb sich die Hände an der Schürze ab und grummelte etwas von Menschen, die nicht warten konnten und die es in seiner Jugend ganz bestimmt nicht gegeben hätte. Dann schob er den Riegel zurück, öffnete die Tür und trat zur Seite.
    »Es ist alles bereit«, sagte der Meister und hustete sich in die Faust. »Das Material war nicht gerade leicht zu besorgen. Schon früher gab es diesen Rohstoff nur selten. Seit vor hundert Jahren die letzte Mine in Grohan geschlossen wurde, ist es nahezu unmöglich, ihn zu finden. Daher hat es mich viel Mühe gekostet, ihn aufzutreiben. Aber alte Verbindungen tragen manchmal Früchte, selbst wenn man gar nicht mehr damit rechnet.«
    Vor ihm stand eine Gestalt in einem schweren schwarzen Umhang, die Kapuze tief ins
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