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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman
Autoren: Michael McBride
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ist außer einem selbst, auch wenn man ihn nicht sehen kann. Als wir die Pferde bestiegen, überließ ich ihnen mehr oder weniger die Führung, aber ich dachte mir, dass wir schließlich hier landen würden.«
    »Und was jetzt?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wohin gehen wir jetzt?«
    »Wir gehen nirgendwo hin. Dieser Ort ist jetzt unser Zuhause.«
    Adam blieb abrupt stehen und starrte den Jungen an, doch es dauerte ein paar Augenblicke, bis Phoenix merkte, dass Adam nicht mehr neben ihm herging, und sich umdrehte.
    »Wir können nicht hierbleiben«, sagte Adam. »Diesen ganzen Mystik-Kram, dass wir uns hier treffen sollten, habe ich noch geglaubt, weil ich, ehrlich gesagt, selbst keine bessere Erklärung dafür habe, aber hierzubleiben ist reiner Wahnsinn. Wir haben nicht die Ausrüstung, um den Winter im Freien zu überleben.«
    »Es werden noch mehr kommen …«
    »Für die können wir eine Landkarte dalassen. Betrachte die Sache doch einmal logisch. Wir sollten uns eine Stadt suchen, die wir bewohnen können. Häuser, Wohnungen und dergleichen. Wir müssen den Strom nutzen, solange es noch welchen gibt, und selbst ohne Elektrizität wäre es weit einfacher, kleinere, abgeschlossene Räume zu beheizen als das hier. Wir könnten Generatoren betreiben. Ich meine, so wie es aussieht, könnte man dort draußen in der Wüste ganze Kleinstädte gründen und sie mit Windoder Sonnenenergie versorgen …«
    »Wenn wir diesen Ort verlassen, sterben wir.«
    Adam öffnete den Mund, um zu widersprechen, besann sich dann aber eines Besseren. »Was willst du damit sagen?«, fragte er schließlich.
    Phoenix wandte seinen Blick ab. »Sie werden kommen«, flüsterte er.
    »Wer?«
    »Der Schwarm. Gottes Armee.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Spürst du es denn nicht?«, fuhr Phoenix ihn an. »Spürst du nicht, wie sie ihre Kräfte sammeln? Nicht mehr lange, dann sind sie stark genug, um sich auf uns zu stürzen.«
    »Die Kreaturen aus diesem Haus?«
    »Tausende solcher Kreaturen«, flüsterte Phoenix, und ein Schleier wie ein milchiger Wasserfall legte sich über seine Augen.
    Adam wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück.
    »Hör genau auf meine Worte, Adam, Auserwählter unter den Menschen. Du musst sie anführen. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Ich habe euch eine letzte Chance zur Erlösung gegeben. Ihr müsst euch bereitmachen für den Sturm, und die Zeit wird bereits knapp. Zusammen mit dem Sturm der Seelen wird die Armada des Todes vorrücken, und ihr werdet siegen, oder alles ist verloren.«
    »Phoenix?«, flüsterte Adam. Er ging auf den Jungen zu, der wie zu einer Säule erstarrt dastand, sein ganzer Körper steif, als stehe er unter Hochspannung, die Muskeln an seinem Hals und Nacken bis zum Zerreißen gespannt. Mit zitternden Händen ergriff Adam Phoenix’ Kinn und hob es ein Stück an. Adams Herz schlug so heftig, dass es ihm fast den Atem verschlug.
    Der wabernde Schleier über Phoenix’ Augen verschwand, nur dieses unheimliche, rotäugige Starren blieb zurück.
    »Okay«, sagte Phoenix schließlich und schob Adam von sich weg. »Gebratene Bohnen!«
    »Phoenix!«, rief Adam hinter dem Jungen her, aber der lief bereits den Strand entlang auf Missy zu, die ihm mit einem dampfenden Teller in der Hand entgegenkam.
    »Was zum Teufel war das?«, murmelte Adam und starrte auf die Erde. An der Stelle, an der Phoenix gestanden hatte, war der Sand zu Glas geschmolzen.

IV
     
    DAS TOR
     
    Richard Robinson ging vor den anderen, seine Krawatte hatte er um die Stirn gewickelt, um den Schweiß und den Rest des Haargels von seinen Augen fernzuhalten. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und die zu Fäusten geballten Hände in die Achselhöhlen gepresst, um seinen Körper so gut wie möglich gegen die Kälte zu schützen. Der Kragen seines Jacketts war hochgeschlagen, um seinen Hals gegen den Wind zu schützen, der unbarmherzig über den verlassenen Highway fegte und die Wolken seines Atems seitwärts mit sich riss. Die Stoppeln auf seinen Wangen wurden zu beiden Seiten des Kinns schon etwas grau, ganz im Gegensatz zu seinem dichten, schwarzen Kopfhaar, das er normalerweise streng nach hinten gekämmt trug. Rote Äderchen zogen sich durch das Weiß seiner stechend blauen Augen, die seit jeher sein unverkennbares Merkmal gewesen waren und seiner politischen Karriere nicht geringen Vorschub geleistet hatten. Seine feinen Slipper waren völlig ruiniert, von den Sohlen so gut wie nichts mehr übrig, aber wenn das,
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