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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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aufheulend fegte die Maschine mit Mann, Frau, Schlange und pastellblauem Bettbezug auf und davon.

3
    Ich muss wohl nicht richtig im Kopf sein, dachte Shelley. Es ist eine Sache, eine nette, handzahme Boa Constrictor ins Haus zu bringen.
    Einen Mann wie Cain Remington eine ganz andere.
    Mühelos steuerte er das Motorrad in ihre Auffahrt. Einen Moment später schaltete er die kraftvolle Maschine ab. All seine Bewegungen zeugten von großem Selbstbewusstsein und Geschick.
    Sie konnte nicht umhin, ihn zu bewundern. Er war stark und dazu äußerst koordiniert. Er hatte die schnelle Maschine vollkommen im Griff gehabt, und seine Aufmerksamkeit war nie abgeschweift. Stets war er sich der schwereren, vierrädrigen Fahrzeuge um sich herum bewusst gewesen und der Fahrer, die glaubten, sie wären die Einzigen auf der Straße. Sie bewunderte sein Können ebenso wie die selbstverständliche Art, in der er mit der Schlange umgegangen war.
    Und genau das war das Problem.
    Ich mag ihn viel zu sehr. Billy nennt ihn »Onkel«, aber ich glaube nicht, dass er JoLynns Bruder ist.
    Viele Kinder mussten die Liebhaber ihrer Mütter »Onkel« nennen. Das schaffte die Illusion einer intakten Familie, wo in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall war.
    Die Vorstellung von Cain als JoLynns Geliebtem behagte Shelley überhaupt nicht.
    Ein Mann, dem eine Frau wie JoLynn gefällt, ist kein Mann für mich. Den Fehler habe ich schon bei meinem Ex-Mann gemacht. Einmal war mehr als genug.
    Oder?
    Wieder verspürte sie ein unbehagliches Gefühl. Sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie nicht auf ihre eigenen guten Ratschläge hörte. Sie konnte sich noch so oft sagen, wie falsch er für sie war. Das änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn als Mann unwiderstehlich fand. Sie spürte die harte Wärme seiner Taille unter ihrem Arm, das Spiel der Muskeln seines Rückens, als er sich aufrichtete und den Helm abnahm. Alles nahm sie in sich auf, vom bronzenen Schimmer seiner dichten, kastanienbraunen Haare bis hin zu seinen breiten Schultern.
    Abrupt bemerkte sie, dass sie den Arm noch immer um ihn geschlungen hatte, obwohl das Motorrad längst ausgeschaltet war. Sie zog den Arm zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    Falls Cain ihr plötzliches Zurückzucken auffiel, sagte er nichts. Mit denselben einfachen, geschickten Bewegungen, mit denen er das Motorrad gesteuert hatte, stieg er herunter und hängte seinen Helm an die Lenkstange.
    Shelley, die sich im Vergleich zu ihm geradezu linkisch vorkam, kletterte steif vom Motorrad. Squeeze, den sie in der einen Hand hielt, machte ihr das Absteigen auch nicht gerade leichter. Der Kissenbezug zuckte und tanzte. Die Schlange wurde allmählich ungeduldig.
    »Jetzt beruhig dich schon«, murmelte sie. »Ob’s dir passt oder nicht, du bist jetzt zu Hause.«
    Squeeze suchte unverdrossen nach einem Schlupfloch in dem seidenen Kissenbezug. Oder versuchte eins zu machen.
    Shelley nestelte, mit der einen Hand das wogende Kissen festhaltend, an dem ungewohnten Helm Verschluss herum.
    Starke, gebräunte Finger wischten ihre beiseite. Cains Handrücken streichelte ihren Hals, als er nun fast aufreizend langsam die Schnalle öffnete. Den Helm nahm er ihr ebenso langsam ab, wobei sie sein durchdringender Blick die ganze Zeit über gefangen hielt.
    Das wirkte so intim, dass sie sich vorkam, als würde sie von einem Liebhaber entkleidet.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, hängte er ihren Helm ebenso an die Lenkstange. Als er ihr die leicht zerzausten Haare hinter die Ohren strich, kam sie überhaupt nicht auf den Gedanken zu protestieren.
    Langsam senkte er den Kopf.
    »Du bleibst bei der Begegnung mit einer Schlange vollkommen ruhig«, sagte er sanft. »Du rümpfst nicht die Nase, wenn du auf ein Motorrad steigen sollst. Was gibt es sonst noch für Konventionen, die du missachtest, Shelley Wilde?«
    Sie kam zu sich, als sein Mund den ihren beinahe berührte, und trat rasch einen Schritt zurück.
    »Ich küsse keine Fremden, falls es das ist, was Sie wissen wollen«, erwiderte sie schroff.
    Seine grauen Augen verengten sich. Dann entspannte er sich wieder.
    »Ich fühle mich aber nicht fremd in deiner Gegenwart«, erklärte er. »Und du fühlst dich absolut nicht wie eine Fremde an.«
    Er streichelte ihre Wange.
    Sie nahm seine vorwitzigen Finger und wickelte sie um das sich aufbäumende Kissen.
    »Tätscheln Sie Squeeze«, sagte sie. »Der kann Fremde nicht von dicken Schnürsenkeln unterscheiden.«
    Cain lachte
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