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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn
Autoren: Charlaine Harris
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würden -und natürlich Mimi
    5. Möbel und Bücher
    6. Schmuck
    7. Kleidung
    8. Köpfchen, undiszipliniert
    Ich zögerte. Ich wollte die Liste so lang wie möglich machen, konnte meine Mutter allerdings wirklich nicht zu den Aktiva zählen, und die einzige Mann-Frau Beziehung, die ich am Laufen hatte, war so unverbindlich, daß es schon langweilig war. Ich entschied mich schließlich für:
    9. Südstaaten wurzeln
    Ordentliche Ausbildung, soweit man davon sprechen konnte
    Es gab sicherlich noch etwas anderes. Aber auch nachdem ich einen Augenblick darüber sinniert hatte, wollte mir nichts mehr einfallen.
    Die Liste, wie sie da stand, war eigentlich gar nicht schlecht. Ich konnte doch immerhin stolz darauf sein, mit siebenundzwanzig finanziell abgesichert zu sein! Model zu werden war mir gut bekommen, hatte mir vielleicht sogar gutgetan. Das Telefon unterbrach die angenehmen Gedanken an mein Konto. Ich griff abwesend danach, mit dem Stift immer noch auf den Notizblock tippend, es juckte mir in den Fingern, „11." zu schreiben.
    „Nick?" In der Stimme klang das Surren weiter Entfernung.
    „Mimi? Mimi!" sagte ich erfreut. „He, ich habe gerade an dich gedacht."
    „Ja, genau, ich bin es. He, Süße, wie geht's dir?"
    „Mimi, ich bin so froh, deine Stimme zu hören. Rede einfach ein bißchen und laß mich den Akzent hören." Manchmal fühlte ich mich, als lebte ich an einem Ort voller quakender, derber Tölpel. Der heimische Klang war Balsam für meine Ohren.
    „Na ja, ich habe angerufen, um zu reden, also könnte ich das auch einfach tun. Hör mal, Richard hat mich verlassen und sich von mir scheiden lassen. Ich meine, wir sind geschieden."
    „Umpf." Ich machte ein Geräusch wie jemand, dem in die Magengrube geschlagen worden war, das war ziemlich genau das, was ich empfand. „Okay", sagte ich nach einem Augenblick. „Ich hab's kapiert.''
    „Gut", sagte sie und begann zu weinen, „Ich nicht. Nach einem seiner Malausflüge kam er für einen Tag nach Hause und er sagte - während ich gerade die Bettwäsche wechselte, kannst du dir das vorstellen? — er sagte, ,Weißt du, Mimischatz, das mit uns klappt einfach nicht, oder? Wenn du einverstanden bist, werde ich, glaube ich, nach Mexiko oder irgendwohin gehen, um die Scheidung schnell über die Bühne zu bringen.'"
    „Mir nichts, dir nichts?" fragte ich schwach.
    „Nickie, ich versichere dir, einfach so."
    „Ist er nach Knolls zurückgekommen?"
    „Oh nein. " Mimis Stimmtemperatur sank auf den Gefrierpunkt. „Er ist in Albuquerque. Er hat mir geschrieben, weil er was von den Sachen brauchte, die er hiergelassen hat. Er lebt mit einer tollen Frau zusammen, die Schmuck designt. Sie hat sich in ihrem ganzen
    Leben noch nie die Haare geschnitten. Sie kann", sagte Mimi giftig, „darauf sitzen.
    Ich rümpfte die Nase. „Großer Gort. Allein das sollte dir etwas über Richard sagen. Nie die Haare geschnitten? Igitt."
    „Du hast die Wette gewonnen", sagte Mimi.
    „Was? Welche Wette?"
    „Erinnerst du dich an die Wette, die du mit Großmutter abgeschlossen hattest?"
    „Oh. Oh, verdammt. Woher weißt du davon?"
    „Sie hat mir davon erzählt, als sie im Krankenhaus war. Sie war gegen Ende ziemlich schwach und geistig abwesend, weißt du, aber sie hielt das immer noch für ziemlich lustig. Sie hat mir erzählt, sie schulde dir fünf Dollar, selbst wenn ich mich sofort scheiden ließe, weil Richard und ich schon über zwei Jahre verheiratet waren. Sie hat es mir erzählt, um sicherzugehen, daß ich dir das Geld gebe."
    Ich bespaßte mich mit der angenehmen Vorstellung, Richard an den Zehen aufzuhängen. Wenn er auch nur das Einfühlungsvermögen eines Tisches gehabt hätte, wäre ihm klar gewesen, daß er Mimi einen Schlag auf eine unverheilte Wunde versetzte. Celeste, Mimis Großmutter, war nur fünf Monate zuvor gestorben. Ich hatte sie sehr gern gehabt; da meine eigenen Großeltern alle schon tot waren, war sie meine Ersatzgroßmutter gewesen. Mimi hatte ihr ganz besonders nahegestanden.
    „Na ja, ich denke ich werde klarkommen", sagte Mimi nicht eben überzeugt. „Ich wollte dich nur anrufen, um dir mein Leid zu klagen. Ich habe ihn wahrscheinlich sowieso nicht geliebt. Er war schrecklich selbstsüchtig. Aber er sah gut aus, oder? Oh Nick, ich fühle mich so verdammt alt! Ich war jetzt zwei Mal verheiratet, hab mich zwei Mal scheidcn lassen, und ich bin gerade mal siebenundzwanzig."
    Ich fühlte mich selbst gerade ziemlich alt, konnte also nicht die
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