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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn
Autoren: Charlaine Harris
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nicht blieb, um Mimi zu helfen, aber mir fiel nichts Besseres ein."
    „Es war das Klügste", erklärte Mimi sofort, und Barbara wirkte erleichtert.
    „Nun, da er mich in der Drehung erwischte", fuhr Barbara fort, „rutschte ich aus und prallte mit dem Kopf gegen den Türgriff des Kühlschranks, glaube ich, und dann beim Fallen noch einmal auf den Boden. Zwei Beulen. Ich war also fast bewußtlos."
    „Ich hörte Barbara fallen", erklärte Mimi. „Ich dachte, er hätte sie niedergestochen, und sie sei tot. Ich versuchte, die Küchentür zu erreichen und nach hinten raus zu fliehen. Siehst du, Barbara, ich wollte dich auch im Stich lassen. Ich dachte dauernd an all die Thriller, die wir gelesen hatten, in denen man frisch rekrutierten Spionen oder wem auch immer beibrachte, von unten zuzustechen, damit die Klinge unter den Rippen durchgeht, statt davon abzuprallen, also zwang ich mich, den Schraubenzieher entsprechend zu halten und horchte, wo er war, und ..."
    „Dann ging das Licht wieder an, und ich war da", vollendete ich ihren Satz.
    Dann beschrieb Mimi Charles unseren epischen Kampf. Er sah halb stolz, halb entsetzt aus. Er würde Mimi sicher nie wieder im selben Licht sehen.
    Barbara fragte: „Aber warum kamst du ausgerechnet in dem Moment, Cully? Wir hatten die Sache im Griff, aber ich schätze, es wat gut, jemanden zu haben, der uns entwirrte." Ich hörte die unterschwellige Kritik. Da wußte ich, daß uns allen Cullys Eintreffen und seine Lösung einer Auseinandersetzung, die ftir uns alle sehr persönlich gewesen war, nicht gepaßt hatte.
    Cully schaute überraschend beschämt drein. Gut so, dachte ich, denn ich erinnerte mich plötzlich an Fräulein High-School-Schwarm. Da soviel los gewesen war, hatten wir über sie noch gar nicht geredet. Wahrscheinlich würden wir das auch nie.
    „Ich vermißte Nickie auf der Party. Dann sagte mir jemand, sie habe sich den Absatz abgebrochen und nahm an, sie sei heimgegangen, um die Schuhe zu wechseln, also ..."
    Eigentlich hatte er gedacht, ich sei in einem Anfall von Eifersucht von dannen gestürmt. Hätte er sich nur über den abgebrochenen Absatz Sorgen gemacht, hätte er angerufen, statt mir nachzukommen.
    „Weiß jemand, ob Theo gestanden hat?" fragte Charles.
    Barbata zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht, ob er das getan hat oder noch tun wird. Sie werden DNA-Proben von ihm mit den bei uns allen gefundenen abgleichen. Irgend etwas wird übereinstimmen, auch wenn er nicht gesteht."
    „Er sagte mir, er habe Alicia getötet. Ich schätze, das ist vor Gericht verwendbar", erklärte Mimi. „Aber man weiß nie. Denk darüber nach und sag mir deine Meinung, Charles ... hört mal, meine Herren, ich hätte gern ein Feuer. Warum holt ihr nicht etwas Holz herein? Ich habe gestern von Mr. Rainham eine Wagenladung voll bekommen."
    Nachdem Charles und Cully auf dem Weg nach draußen die Küchentür hinter sich zugeschlagen hatten, sahen wir drei einander lange an.
    „Wir hätten Theo getötet, wenn Cully nicht gekommen wäre", sagte ich schließlich.
    „Ja", stimmte Barbata mir zu.
    Mimi starrte in ihr Weinglas. „Wie geht es uns damit?" fragte sie ihren Chenin Blanc.
    Barbara wedelte mit der ausgestreckten schmalen Hand. „Soso, lala", sagte sie fast beiläufig. Wir lächelten einander an. Mimi unterdrückte ein Lachen.
    „Wir hätten damit leben müssen", sagte ich nachdenklich.
    „Schau doch, womit wir jetzt leben müssen", fauchte Barbara wild.
    „Alicia", merkte Mimi an.
    „Klar, Alicia", sagte ich. .Aber hätten wir uns nicht, nachdem die erste Befriedigung verflogen gewesen wäre... auf einer Ebene mit ihm gefühlt? Uns wäre es bei seinem Anblick schrecklich gegangen."
    „Nachdem unser Blut sein Lied vollendet gehabt hätte", murmelte Barbara.
    „Nachdem der Zorn verraucht gewesen wäre", flüsterte Mimi.
    „Ich glaube, das ist ganz gut so", schloß ich.
    Sehr zögerlich wagte Barbara zu fragen: „Nickie, glaubst du, Cully wird damit leben können, dich mit diesem total blutverschmierten Mund zu sehen?"
    Hätten wir diesen Augenblick sehr enger Verbundenheit nicht miteinander geteilt, hätte sie das nie gefragt. Mimi hätte es unter keinen Umständen erwähnt. Aber in diesem Augenblick war es eine akzeptable, berechtigte Frage.
    „Ganz ehrlich: Ich würde ihn so nicht sehen wollen. Ich meine, das sieht echt eklig aus."
    Die anderen nickten.
    „Ich weiß nicht. Mal sehen. Vielleicht war es zu mänadig für ihn."
    „Die Frauen, die jedes Jahr eine
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