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Stürmisches Feuer der Liebe

Stürmisches Feuer der Liebe

Titel: Stürmisches Feuer der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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Wahrheit.«
    Und da begann sie zu weinen, leise und verhalten, und Jeb zog sie aus dem Sessel und auf seinen Schoß. Er nahm sie in seine starken Arme, und sie legte ihren Kopf an seine Schulter und atmete seinen Duft ein, der nach frischer Luft und Erde roch. »Nein«, flüsterte sie. John konnte nicht tot sein, es war schlicht unmöglich. Er war die einzige Familie, die sie hatte, außer einer ihr fremd gewordenen Mutter und einem Stiefvater, die gerade eine ausgedehnte Europareise unternahmen. John war ihr liebster und treuester Freund gewesen - ihr einziger Freund, schien es ihr oft. Sie hatte alle seine Briefe aufgehoben, zusammen mit den kleinen Geschenken, die er ihr zu Geburtstagen und Weihnachten geschickt hatte. Obwohl seine Besuche eher selten gewesen waren, hatte er ihr Leben stark beeinflusst, ihr Selbstvertrauen gestärkt, wenn es ins Wanken geriet, mit Interesse ihren manchmal haarsträubenden Ansichten gelauscht, ihr versichert, sie könnte mit jedem Problem zu ihm kommen, jederzeit, und auf seine Hilfe zählen ...
    Und nun war er nicht mehr da.
    Sie erschauderte, und Jeb umschlang sie noch ein wenig fester. » J ohn war ein wunderbarer Mann«, sagte er an ihrer Stirn. »Er fehlt uns allen sehr.«
    Chloe schluchzte leise.
    »Weine nur«, sagte Jeb. »Du hast jedes Recht dazu.«
    Chloe Wakefield hatte keine Träne mehr vergossen, seit sie dreizehn Jahre alt gewesen war und ihr Onkel John ihr gesagt hatte, er würde sie nicht mehr in Sacramento besuchen. Eigentlich müsste sie also aus der Übung sein, aber solche Dinge verlernte man wohl nicht. Sie schluchzte in Jebs Hemd und klammerte sich an ihn, und er hielt sie fest in seinen Armen.
    Irgendwann nahm Chloe sich zusammen und hob den Kopf Schatten hatten sich über den Raum gelegt, als fielen sie von den Büchern in den Regalen, den Wänden, der Decke über ihnen. Chloe wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und löste sich aus Jebs Armen. Du hast zwei Füße, ermahnte sie sich, also steh darauf Sie trat ans Fenster, blieb mit dem Rücken zu Jeb stehen und sah hinaus. »Er muss sich gefragt haben, warum ich nicht gekommen bin«, sagte sie traurig. Der Bach, den sie vorhin in solch großer Eile überquert hatte, funkelte in den letzten Sonnenstrahlen, während pinkfarbene, goldene und blaue Flecken auf seiner Oberfläche tanzten. »Ich hätte da sein müssen.«
    »Ich denke, er wusste, dass du es gewesen wärst, wenn du es hättest einrichten können.«
    Langsam wandte sie sich um und klammerte sich an ihren wieder aufsteigenden Zorn, wie ein Ertrinkender sich an einem überhängenden Ast festklammern würde. »Du kanntest John«, warf sie Jeb vor. »Hast du die ganze Zeit gewusst, dass er mein Onkel war?«
    Jeb stand auf. »Nein«, sagte er, und es klang, als sagte er die Wahrheit. Aber das war natürlich kein Beweis dafür, dass es so war - Jeb McKettrick war ein Schwindler, Liebhaber und Poet, und im nächsten Augenblick ein Schürzenjäger, Revolverheld und Poker spielender Verschwender. Er verfügte über einen ganzen Vorrat von Masken, hinter denen er sein gut aussehendes Gesicht verbergen konnte, und er setzte immer die auf, die seinen Zwecken im Augenblick am besten diente.
    Chloe durchforschte ihre Erinnerung, aber sie konnte sich nicht entsinnen, je mit Jeb über John gesprochen zu haben. Ihre Beziehung war zu kurz, zu atemlos, zu leidenschaftlich für einen solchen Austausch gewesen. Wenn Jeb ihr gesagt hätte, dass er aus Indian Rock statt aus Stockton stammte, hätte sie die Verbindung erkannt und John erwähnt.
    »Wann?«, fragte sie. »Wann ist er gestorben?«
    Jeb machte eine Bewegung, als wollte er sie wieder in die Arme nehmen, aber zu ihrer Erleichterung und zugleich Enttäuschung tat er es nicht. Er stand einfach nur da und beobachtete sie. »Nicht lange, nachdem ich Tombstone verlassen hatte«, antwortete er.
    Chloe kämpfte wieder gegen ihre Tränen an und hätte am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen und hemmungslos geweint. »Wo ist er begraben?«
    »Auf dem Friedhof in der Stadt«, sagte Jeb. »Ich bringe dich morgen hin.«
    Chloe versteifte sich. Im Moment war ihr Stolz das Einzige, was ihr geblieben war. Sie hatte weder einen Zufluchtsort noch einen Ehemann und jetzt auch keinen geliebten, stets verständnisvollen Onkel mehr. »Nein, danke«, sagte sie. »Du hast genug getan, scheint mir. Ich werde allein hingehen.«
    Sie bemerkte den harten Zug, der um seinen Mund herum erschien, und wie er für einen
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