Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stuermische Gefahr

Stuermische Gefahr

Titel: Stuermische Gefahr
Autoren: Alia Cruz
Vom Netzwerk:
wurden.
    Mittlerweile wusste er nicht mehr , ob Tag oder Nacht war. Auch nicht wie lange er schon hier war.
    Die Temperatur war immer gleich. Er hatte bereits den Schacht für die Klimaanlage inspiziert, aber da hatte er keine Chance durchzukommen. Es hätte gerade mal sein Fuß durchgepasst.
    Mittlerweile musste ihn die Firma vermissen und sein Bruder sowieso. Andererseits hatte er sich mit Leuten angelegt, die einen einfach verschwinden lassen konnten. Er lebte nur noch, weil sie etwas von ihm wollten. Etwas, das er nicht tun wollte. Aber lange würden sie nicht mehr warten. Sie würden Mittel und Wege finden, ihn zu zwingen. Ein kalter Schauder lief über seinen Rücken. Aidan hatte so recht gehabt, er hatte ihn immer wieder gewarnt, dass er sich eines Tages in Schwierigkeiten bringen würde. Aber wer hört schon auf den großen Bruder? Es war alles nur ein Riesenspaß gewesen. Diese ganze Hack erei. Das Schlimmste, was er gemacht hatte, war das Konto der reichen alten Lady von nebenan leer zu räumen. Schon einen Monat später hatte sie ja wieder diesen dicken Pensionsscheck bekommen. Seine Arbeit bei IBM hatte er immer zuverlässig und sauber erledigt. Andere Leute sammelten Briefmarken, er dachte sich Viren aus und hackte sich in anderer Leute Leben ein. Wo war da das Problem? Ernsthaften Schaden hatte er nicht angerichtet. Aber das Spiel sollte jetzt ernst werden, und das machte ihm Angst. Der Gummi in seiner Hand gab nach. „Fuck“, entfuhr es ihm. Langsam strich er sich die langen hellbraunen Haare hinter die Ohren. Sie waren strähnig und ungewaschen. Wie gern hätte er eine Dusche genommen, aber das hatten sie ihm nicht erlaubt. In der Ecke des Raumes stand ein Pisstopf, das war alles.
    Die Stahltür gab ein quietschendes Geräusch von sich. Dieser eklige Typ mit dem kahl geschorenen Kopf betrat den Raum. Einmal hatte er versucht ihn zu überwältigen, aber der Typ konnte Karate und sein Angriff wurde locker abgewehrt. Auch wenn der Kerl dünn wie ein Streichholz war, in Sachen Kampftechnik war er Barrett weit voraus. Ohne Waffe hatte er keine Chance hier rauszukommen. Außerdem hatte er die meiste Zeit seines Lebens am Rechner verbracht, wie hätte er da im Nahkampf geschult sein können? Wenn er sich recht erinnerte, hieß der Typ Byron Turner.
    „Ich hab hier was für dich.“
    Barrett fing das Portmon naie auf, das ihm Turner zuwarf. Er erkannte es sofort. Das war das abgenutzte Ding seines Bruders.
    „Du wolltest deinen Bruder sehen? Wir haben ihn. Wir bringen dich zu ihm, wenn du getan hast, was wir verlangen.“ Nach einem Fingerschnipsen betrat ein großer Mann in einem schwarzen Anzug den Raum. Security. Der bullige Mann stellte einen Laptop auf den Tisch und verschwand wieder. Turner grinste und zog eine Waffe.
    „Wenn dir die Geldbörse nicht reicht, kann ich auch Ivan bitten wiederzukommen, er hat so seine Methoden, andere zu überzeugen.“
    Barrett sank auf den Stuhl. War er ein Feigling, wenn er sich jetzt nicht weiter widersetzte? Er hatte Angst um sich und seinen Bruder. „Wie geht es meinem Bruder?“
    „Noch gut.“
    Blufften die Mistkerle? Doch wie hätten sie sonst an Aidans Papiere kommen können? Mit zitternden Händen klappte er den Laptop auf. Würden sie am Ende beide sterben? Auch wenn er tat, was sie verlangten?
    „Es tut mir so leid, Aidan“, flüsterte er und begann, die Programme aufzurufen.
     
     
    20. August 2005, New Orleans, Charity Hospital
     
    Heute hatte Scarlett nur kurz nach John Doe sehen können. Ein Schlaganfallpatient war reingekommen. Sie hatte lange mit den Angehörigen zusammengesessen , und jetzt war ihre Schicht zu Ende. Die Übergabe war gemacht , und sie war müde. Doch jetzt um sechs Uhr morgens war die beste Zeit, noch einmal nach John zu sehen. Frühstück für die nicht im Koma liegenden Patienten gab es zwischen sieben und acht. Eine Stunde Ruhe, niemand würde bemerken, dass sie jetzt noch bei ihm saß. Leise betrat sie sein Zimmer. Er lag wie immer vollkommen ruhig da. Sie zog sich den Stuhl heran, der am Fenster stand.
    „Ich bin es, Scarlett. Keine Sorge, ich lese dir heute nichts vor.“ Sie musste schmunzeln. „Wahrscheinlich gruselst du dich bereits vor mir. Vom Winde verweht einem Mann vorzulesen. Aber es ist mein Lieblingsbuch. Wegen dieses Romans heiße ich Scarlett. Aber das habe ich dir ja schon erzählt.“ Sie hielt inne. Wie jedes Mal fragte sie sich, ob er sie hören konnte. Niemand konnte das beantworten . Einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher