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Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)

Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)

Titel: Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Autoren: Kathryn Caskie
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wirkliche Lady war. Was führte er also im Schilde - wollte er, dass sie entlassen wurde? Sie versuchte, ihn wütend anzublitzen, doch wie konnte sie, wenn er sie so eindringlich anschaute?
    Er war so ganz anders, dieser Mann. Im Gegensatz zu den anderen vornehmen Leuten in Bath schien sich der Schotte keinen Deut um seine äußere Erscheinung zu scheren. Er trug einen Kilt, Herrgott noch mal. Einen Kilt! Niemand in England trug einen Kilt! Niemand. Auch wenn man ihm lassen musste, dass er mit seinen langen, muskulösen Beinen verdammt gut darin aussah.
    Er hatte breite Schultern, und um seine schlanke Taille trug er eine Kilttasche, den sogenannten Sporran , aus Dachsfell. Sein dunkelbraunes Haar war recht modisch geschnitten, doch einige Strähnen hingen ihm achtlos in die Stirn und streiften seine Brauen, so dass Jenny förmlich gezwungen war, in seine schwarzbraunen Augen zu blicken. Selbst sie musste gestehen, dass ihm die urwüchsige Aufmachung gut zu Gesicht stand.
    Lady Viola hob ihren zierlichen Gehstock aus Ebenholz, bohrte ihn in den Aubussonteppich und wandte sich Jenny zu.
    Die plötzliche Bewegung zwang Jenny, mit ihren Gedanken wieder zu ihrem Dilemma zurückzukehren. Und das taten ihre Gedanken auch unerbittlich. Sie konnte nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken, als sich die alte Frau neben sie stellte und mit ihren dünnen, knotigen Fingern Jennys anderen Arm umfasste.

    Und so stand Jenny gefangen zwischen ihren Herrinnen in der schrecklichsten Situation, die sie sich je hätte vorstellen können.
    »Meine Güte, hatten Sie eine Anwandlung?«, fragte Lady Viola sie ehrlich besorgt, doch bevor Jenny antworten konnte, sah die alte Dame zu dem Schotten. »Ich selbst leide auch unter Anwandlungen. Allerdings muss ich sagen, seit ich die Trinkkur mache und Thermalbäder nehme, hat sich meine Gesundheit sehr verbessert.«
    »Das hat sie, meine Schwester. Meine Gicht plagt mich auch kaum noch.« Lady Letitia schenkte Jenny einen amüsierten Blick. »Vielleicht sollte Lady Genevieve uns bei unserem nächsten Besuch im Kurhaus begleiten?« Sie warf ihrer Schwester Viola einen vielsagenden Blick zu, dann deutete sie mit einem Nicken auf Jenny, als glaube sie tatsächlich, niemand würde es bemerken.
    Lady Viola reagierte sofort auf das Stichwort. »Oh, Sie müssen uns verzeihen, Mylord. Auch wenn die Lady und Sie sich bereits begegnet sind, ist doch eine offizielle Vorstellung angebracht.« Sie räusperte sich und schaute nervös an Jenny vorbei zu ihrer Schwester Letitia.
    »Lady Genevieve«, begann sie mit bebender Stimme, »darf ich Ihnen Callum Campbell, den sechsten Viscount von Argyll vorstellen?«
    Jenny blinzelte verwirrt. War sie gerade als Lady Genevieve vorgestellt worden? Gütiger Himmel! Dachten sie denn wirklich, dass sie damit durchkommen würden? Um nichts in der Welt würde er je glauben, sie wäre eine wirkliche …
    »Lady Genevieve«, sagte der Schotte. »Es ist mir ein Vergnügen.«
    Gütiger Himmel .
    Als sich der Viscount tief verbeugte, bemerkte Jenny, wie sich der Saum seines Kilts hinten einige Zentimeter hob, und
sie fragte sich unwillkürlich, ob das, was ihr die Küchenmagd über Schotten und ihre Kilts erzählt hatte, stimmte.
    Jenny schaute auf, und als ihre Augen auf Lord Argylls durchdringenden Blick trafen, war ihr Kopf schlagartig wie leergefegt. Wie genau sprach man eigentlich einen Viscount an?
    In diesem Moment fühlte sie, wie sich Lady Letitias Ellbogen in ihre Seite bohrte. »Mach einen Knicks, Mädel.«
    »Oooh, natürlich«, murmelte Jenny und knickste artig.
    Lady Letitia versuchte eilig, Jennys Fauxpas zu überspielen. »Lady Genevieve ist eine gute Freundin von Meredith … aus ihrer gemeinsamen Zeit in Miss Bellburys Mädchenpensionat. Obgleich sie einige Jahre älter ist, hat sie unsere liebe Meredith sofort unter ihre Fittiche genommen, und dafür sind meine Schwester und ich auf ewig dankbar.«
    Ein amüsiertes Kichern erscholl aus Merediths Richtung und brachte ihr einen tadelnden Blick von ihrer Großtante Letitia ein, die sie sogleich mit erhobenem Finger heranwinkte. »Dieser kleine Schelm ist meine Großnichte und mein Mündel, Miss Meredith Merriweather.«
    Meredith kam zaudernd näher und knickste halbherzig. »Guten Tag, Mylord.«
    Jenny senkte den Blick und starrte gebannt auf ihre Schuhe. Gütiger Himmel, die Lügen türmten sich mit solcher Geschwindigkeit zu einem ganzen Gebirge auf, dass sie nicht sicher war, dass sie sich alle merken konnte.
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