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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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Berit, »aber das ist nicht der erste Mord in diesem Park.«
    Annika bemerkte, dass die Polizisten eine Rolle mit blauweißem Absperrungsband in der Hand hielten. Sie waren also dabei, den Spielplatz zu räumen und für die Allgemeinheit abzusperren. »Wir kommen gerade rechtzeitig«, murmelte sie.
    Sie bogen nach rechts ab, folgten einem Weg und gelangten auf einen Hügel.
    »Links runter«, sagte Berit.
    Annika lief voraus. Sie kreuzte zwei Wege und war da.
    Sie sah eine Reihe schwarzer Davidsterne, die sich vom Grün absetzten.
    »Ich sehe ihn«, rief sie nach hinten und bemerkte im Augenwinkel, dass Bertil Strand Berit einholte.
    Es war ein schmiedeeiserner Zaun, schwarz und schön.
    Die Eisenstäbe wurden durch Kreise und Bögen zusammengehalten, wobei jede Stange von einem stilisierten Davidstern gekrönt war. Sie lief auf ihrem eigenen Schatten, und ihr wurde klar, dass sie sich dem Friedhof von Süden näherte.
    Auf dem Hügel oberhalb der Gräber blieb sie stehen, da sie von dort aus einen guten Überblick hatte. Die Polizei hatte diesen Teil des Parks noch nicht abgesperrt, was von Norden und von Westen her bereits geschehen war.
    »Beeilt euch!«, rief sie Berit und Bertil Strand zu.
    Der Zaun rahmte den kleinen jüdischen Friedhof und seine verfallenen Gräber mit etwa dreißig Grabsteinen aus Granit ein. Die Vegetation hatte fast Überhand genommen, der Ort machte einen wild verwachsenen und vernachlässigten Eindruck. Der eingezäunte Bereich umfasste höchstens dreißig mal vierzig Meter, auf der Rückseite war der Zaun ungefähr eineinhalb Meter hoch.
    Der Eingang lag westlich zur Kronobergsgatan und zum Fridhemsplan. Sie sah das Reporterteam der Konkurrenz an der Absperrung stehen. Eine Gruppe Männer, alle in Zivil, hielt sich an der östlichen Seite innerhalb der Umzäunung auf. Ihr wurde klar, was sie machten. Dort lag die Frau. Annika rappelte sich auf. Sie durfte ihren ersten richtigen Tipp im ganzen Sommer nicht vermasseln.
    Berit und Bertil Strand folgten ihr, und im selben Moment sah sie einen Mann, der an der Kronobergsgatan das Tor öffnete. Er trug eine graue Plane. Annika hielt die Luft an. Sie hatten sie noch nicht zugedeckt!
    »Schnell«, rief sie über die Schulter, »vielleicht kriegen wir von hier aus ein Bild.«
    Vor ihnen tauchte ein Polizist auf. Er rollte das blauweiße Absperrungsband aus. Annika rannte auf den Zaun zu und hörte, wie Bertil Strand ihr hinterherstolperte. Der Fotograf nutzte die letzten Meter vor dem Zaun, um den Rucksack abzuwerfen und eine Canon mit Teleobjektiv herauszufischen. Die graue Plane war noch drei Meter entfernt, als Bertil eine Serie Bilder ins Grün schoss. Dann trat er einen halben Meter zur Seite und feuerte noch eine Salve ab. Der Polizist mit der Plastikrolle rief etwas, und die Leute innerhalb der Umzäunung wurden ebenfalls auf sie aufmerksam.
    »Wir sind fertig«, sagte Bertil Strand, »wir haben genug Bilder.«
    »Hören Sie, verdammt nochmal«, rief der Polizist mit dem Plastikband, »wir sind dabei, hier abzusperren!«
    Ein Mann in einem Hawaiihemd und Bermudashorts kam vom Friedhof auf sie zu.
    »Jetzt müssen Sie wirklich verschwinden«, sagte er.
    Annika sah sich um und wusste nicht, was sie tun sollte.
    Bertil Strand war bereits zu dem asphaltierten Weg, der zur Sankt-Göransgatan hinunterführte, gegangen. Sowohl der Polizist hinter ihr als auch der direkt vor ihr sahen wirklich wütend aus. Sie sah ein, dass sie bald verschwinden musste, wenn sie nicht wollte, dass die Polizisten ihr auf die Sprünge halfen. Instinktiv bewegte sie sich seitwärts zu der Stelle, von wo Bertil Strand seine ersten Bilder gemacht hatte.
    Sie schaute zwischen den schwarzen Eisenstangen hindurch, und dort lag die junge Frau. Ihre Augen starrten Annika aus zwei Meter Entfernung an. Sie waren trübe und grau. Der Kopf war zurückgeworfen, die Oberarme nach oben ausgestreckt, die Unterarme lagen über ihrem Kopf, eine Hand schien verletzt zu sein. Der Mund stand weit offen in einem lautlosen Schrei, die Lippen waren braunschwarz. Ihr Haar bewegte sich leicht in einem unmerklichen Luftzug. Sie hatte einen kräftigen Bluterguss auf der linken Brust, der untere Teil ihres Bauches schien grün zu sein.
    Annika nahm das Bild in sich auf, kristallklar, in einem Augenblick. Das strenge Grau des Steins im Hintergrund, das dumpfe Grün, das Schattenspiel des Laubs, die Feuchtigkeit und die Hitze, der ekelhafte Geruch.
    Dann kam die Plane und tauchte die ganze Szene
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