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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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in Grau. Sie bedeckten nicht den Körper, sondern den Zaun.
    »Jetzt ist es Zeit zu verschwinden«, sagte der Plastikband-Polizist und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Wie routiniert, musste Annika denken, als sie sich umdrehte. Ihr Mund war ausgetrocknet, und alle Geräusche kamen von weit her. Sie schwankte ein klein wenig, als sie zu dem Weg ging, wo Berit und Bertil Strand hinter der Absperrung warteten. Der Fotograf sah erschöpft und unfreundlich aus, aber Berit lächelte flüchtig. Der Polizist folgte ihr, die Schulter an ihren Rücken gedrückt. Es musste ziemlich warm sein, an einem solchen Tag in Uniform unterwegs zu sein, dachte Annika.
    »Hast du etwas sehen können?«, fragte Berit.
    Annika nickte, und Berit machte ein paar Notizen.
    »Hast du den Kripomenschen im Hawaiihemd etwas gefragt?«
    Annika schüttelte den Kopf und kroch mit der freundlichen Hilfe des Polizisten unter der Absperrung durch.
    »Schade. Hat er spontan was gesagt?«
    »Jetzt müssen Sie wirklich verschwinden«, zitierte Annika, und Berit lächelte.
    »Wie geht es dir, bist du okay?«, fragte sie, und Annika nickte.
    »Jaja, alles klar. Und sie könnte durchaus erdrosselt worden sein, die Augen sahen aus, als würden sie rausspringen. Sie hat wahrscheinlich versucht zu schreien, ehe sie starb, der Mund stand offen.«
    »Dann hat sie vielleicht jemand gehört. Wir können ja später ein paar Nachbarn befragen. War sie Schwedin?«
    Annika musste sich setzen.
    »Ich hab vergessen zu fragen …«
    Berit lächelte wieder.
    »Blond, dunkel, jung, alt?«
    »Höchstens zwanzig, langes, helles Haar. Große Brüste.
    Vermutlich Silikon oder Kochsalz.«
    Berit sah sie fragend an. Annika sank im Schneidersitz ins Gras.
    »Sie standen hoch, obwohl sie auf dem Rücken lag. Sie hatte eine Narbe in der Achselhöhle.«
    Annika spürte, wie ihr Blutdruck absackte, legte den Kopf auf die Knie und atmete tief ein.
    »Kein schöner Anblick, nicht wahr?«, fragte Berit.
    »Schon in Ordnung«, erwiderte Annika.
    Nach ein paar Minuten fühlte sie sich besser. Die Geräusche kehrten in voller Lautstärke zurück und schlugen in ihr Gehirn ein, als würde sie in einer auf Hochtouren laufenden Werkstatt stehen: der Verkehr, der auf dem Drottningholmsvägen rauschte, zwei Sirenen, die unabhängig voneinander ertönten, Rufe, die lauter und leiser wurden, das Knattern der Kameras, ein Kind, das weinte.
    Bertil Strand hatte sich dem kleinen Aufgebot der Presse angeschlossen, das sich am Eingang versammelt hatte, er stand da und plauderte mit dem Fotografen von der Konkurrenz.
    »Wer macht was?«, fragte Annika.
    Berit setzte sich neben Annika ins Gras, warf einen Blick auf ihre Notizen und fing an, etwas zu skizzieren.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um einen Mord handelt, oder? Dann müssen wir erst mal einen Artikel über die Neuigkeit an sich haben. Das und das ist geschehen, eine junge Frau ist ermordet aufgefunden worden. Wann, wo, wie? Wir müssen rauskriegen, wer sie gefunden hat, und mit ihm reden, hast du seinen Namen?«
    »Ein Penner, sein Kumpel hat eine Adresse bei der Fürsorge angegeben, damit er das Geld für den Tipp bekommt.«
    »Versuche ihn ausfindig zu machen. Die Einsatzzentrale hat alle Fakten bezüglich des Notrufs«, fuhr Berit fort und hakte ihre Aufzeichnungen ab.
    »Hab ich schon.«
    »Gut. Dann müssen wir irgendeinen bei der Polizei zu fassen bekommen, der redet. Der Pressesprecher sagt niemals etwas außer der Reihe. Sag mal, dein Hawaiipolizist, wie hieß denn der?«
    »Keine Ahnung.«
    »Schade. Versuch auch das rauszukriegen. Ich habe ihn noch nie gesehen, vielleicht ist er neu im Gewaltdezernat.
    Dann müssen wir wissen, wann sie gestorben ist und warum, ob es Verdächtige gibt, in welche Richtung als Nächstes ermittelt wird, alle Punkte, die die Polizei in der Sache untersucht.«
    »Okay«, sagte Annika und machte Notizen auf ihrem Block.
    »Gott, ist das heiß. Ist es jemals in Stockholm so heiß gewesen?«, fragte Berit und trocknete sich den Schweiß von der Stirn.
    »Weiß nicht«, sagte Annika, »ich bin erst vor sieben Wochen hierher gezogen.«
    Berit holte ein Taschentuch aus der Handtasche und trocknete sich den Haaransatz.
    »Ja, und dann wäre da noch das Opfer«, sagte sie. »Wer war sie? Wer hat sie identifiziert? Wahrscheinlich hat sie irgendwo eine völlig am Boden zerstörte Familie, wir müssen überlegen, ob wir Kontakt zu ihr aufnehmen wollen. Wir brauchen Bilder von dem Mädchen, als es noch
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