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Streitfaelle außergerichtlich loesen

Streitfaelle außergerichtlich loesen

Titel: Streitfaelle außergerichtlich loesen
Autoren: Peter Depré
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Vorgeschichte der Beziehung gar nicht möglich ist.
    2.3.3 Endogener oder exogener Konflikt
    Im Rahmen dieser Kategorisierung ist auch zwischen sogenannten endogenen und exogenen Konflikten zu differenzieren. Entscheidendes Merkmal ist hierbei, ob die Parteien in übergeordnete Strukturen eingebunden sind. Bei endogenen Konflikten sind die Parteien Teile eines übergeordneten Systems, das den Konflikt notfalls kontrollieren könnte. Ein Beispiel hierfür wäre die Führungskraft in einem Unternehmen, die die (Personal-)Verantwortung für zwei Arbeitsgruppen oder Teams trägt. Kommt es zwischen den Gruppen oder zwischen Mitarbeitern der Gruppen zu Konflikten, kann die verantwortliche Führungsperson im Zweifel den Konflikt durch eine eigene Entscheidung lösen. Der Konflikt spielt sich also innerhalb eines (geschlossenen) Systems ab; es handelt sich also um einen Konflikt „von innen heraus“. Gibt es ein solches System nicht, handelt es sich um einen exogenen, sprich: „von außen“ stammenden Konflikt.

3. Entwicklung eines Konflikts/ Konfliktdynamik
    Stufe 1: Verhärtung der Standpunkte
Stufe 2: Spannungsaufbau
Stufe 3: Taten
Stufe 4: Sieg oder Niederlage
Stufe 5: Gesichtsverlust
Stufe 6: Drohung
Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge
Stufe 8: Zerstörung der gegnerischen (Existenz-)Grundlage
Stufe 9: Zerstörung der Gegenseite
    Vereinfacht zusammengefasst setzt sich die Ursache eines Konflikts aus objektiven und subjektiven Merkmalen zusammen. In objektiver Hinsicht liegt jedem Konflikt ein bestimmter Anlass zugrunde, auf welchen ein bestimmtes Verhalten einer Person oder Gruppe folgt. Dieses objektive Merkmal (Anlass und Verhalten) lässt jedoch noch keinen Konflikt entstehen. Erforderlich ist weiterhin in subjektiver Hinsicht, dass mindestens ein Beteiligter die entstandene Situation als Beeinträchtigung wahrnimmt. Ist auf diese Weise ein Konflikt entstanden, entwickelt er sich zusammen mit der Stärke der empfundenen Beeinträchtigung fort und führt zur Eskalation.
    Für die Geschwindigkeit der Fortentwicklung des Konflikts auch in Form einer Eigendynamik sind die subjektive und die oft selektive Wahrnehmung der Parteien sowie die Reaktion auf das Verhalten der jeweils anderen Partei entscheidend. Je länger ein Konflikt dauert, desto schwerwiegender fühlen die Parteien die Beeinträchtigung. Sie wollen (weitere) Verluste vermeiden und keinesfalls eingesetzte Mittel als verloren abschreiben. Auf verhärtete Fronten folgen dann schnell Taten, welche die Lösung des Konflikts immer schwieriger machen. Zu guter Letzt geht es dann nicht mehr um die Auflösung der Beeinträchtigung, sondern um die Schädigung des Gegners bis hin zu seiner „Vernichtung“.
    Auf welcher Ebene eines Konflikts man sich befindet, ist relevant für die Frage, ob die Parteien noch selbst zu einer Lösung des Konflikts finden können oder ob und in welcher Form den Beteiligten durch die Wahl des geeigneten Streitbeilegungsverfahrens (Mediation, Schlichtung, Schiedsgericht, Gericht) geholfen werden kann.
    Friedrich Glasl beschreibt die Eskalation eines Konflikts in neun Stufen:

    Stufe 1: Verhärtung der Standpunkte
    Ein Konflikt – also die empfundene Beeinträchtigung durch das Verhalten des anderen aufgrund eines bestimmten Anlasses – gelangt in die erste Stufe der Eskalation, wenn eine (gegenseitige) Beeinflussung des Standpunktes bzw. der Wahrnehmung des anderen nicht mehr möglich ist. Die Standpunkte verhärten sich und die Parteien nehmen den Standpunkt des anderen zunehmend als Provokation wahr.
    Stufe 2: Spannungsaufbau
    In der zweiten Stufe der Eskalation nehmen die Spannungen zwischen den Parteien zu. Sie beginnen einzelne Unterschiede in der Auffassung zum Konfliktthema hervorzuheben und der anderen Seite vorzuhalten. Dadurch steigern sie ihr Selbstbewusstsein und provozieren die Gegenseite. Vermeintliche Widersprüche in der Argumentation der Gegenseite werden aufgedeckt und hervorgehoben. Dabei kommt es oft zu Widersprüchen und einer verzerrten, selektiven Wahrnehmung der tatsächlichen Fakten.
    Stufe 3: Taten
    Je länger der Konflikt dauert und je mehr sich die Fronten verhärten und Spannungen zwischen den Parteien bilden, desto schneller gelangen die Parteien an den Punkt, an dem sie das Gefühl haben, dass die Angelegenheit nun ausreichend besprochen worden ist. Sie sind überzeugt, dass nun gehandelt werden müsse, um die gefühlte Beeinträchtigung zu beenden. Diese Handlungen werden oft von der Gegenseite
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