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Streit Ist Auch Keine Loesung

Streit Ist Auch Keine Loesung

Titel: Streit Ist Auch Keine Loesung
Autoren: Christian Thiel
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verstehen.
    Biologie des Streits
    Körperliche Reaktionen
    Was wir am deutlichsten spüren, ist, dass sich unser Herzschlagabrupt erhöht. „Mir schlug das Herz bis zum Hals“, sagen wir manchmal und so ist es tatsächlich auch. Den hohen Pulsspüren wir an der Halsschlagader besonders gut. Der Puls schnellt hoch auf 90, auf 100, auf 120. Außerdem spannen sich die Muskeln an. Unser Körper reagiert so, wie zu Urzeiten angesichts einer nahenden Bedrohung durch einen großen Feind, einen Tiger zum Beispiel. In dieser Situation stellte sich für den Körper nur noch eine Frage: Kampf oder Flucht.
    Die Arbeit, den Körper auf einen Kampf oder ein schnelles Davonlaufen vorzubereiten, wird von Hormonenerledigt. Für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion des Menschen sind zahlreiche Botenstoffe zuständig. Sie heißen Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol.
    Die Aufgabe dieser Hormoneist es, die optimale Energieversorgung für die Reaktion auf die Bedrohung zu gewährleisten. Ihrem Funktionieren verdanken wir Menschen es, dass wir immer noch auf diesem Planeten leben – und nicht vom Tiger verspeist wurden.
    Besondere Bedeutung hierfür kommt dem Adrenalinzu. Adrenalin sorgt dafür, dass sich die Herzfrequenz erhöht und der Blutdruck steigt. Es erweitert darüber hinaus die Bronchien, um die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff zu erhöhen, und nimmt Einfluss auf die Energieversorgung. Der Körper braucht jetzt alle Kraft, über die er verfügen kann. Außerdem hemmt Adrenalin die Magen-Darm-Tätigkeit. Verdauen ist später, jetzt zählt das Überleben. Die vorhandene Energie wird für die Bewältigung der anstehenden Bedrohung benötigt.
    Überleben, nicht Denken zählt
    Aber was denken wir eigentlich, während all diese körperlichen Veränderungen ablaufen? Was denkt Markus, während sein Puls auf 110 hochschnellt? Was denkt Ines, während ihr Blutdruck sich stark erhöht? Die Antwort ist auf den ersten Blick erstaunlich: Beide denken nicht allzu viel. Beide fühlen sich angegriffen und reagieren entsprechend. Sie reagieren schnell und intuitiv. Aber sie denken nicht nach. Der Körper stellt in einer Bedrohungssituation keine Energie für so etwas Überflüssiges wie Nachdenken zur Verfügung. Er reduziert ganz im Gegenteil sogar die Aktivitäten des Großhirns, das für komplizierte Gehirnfunktionen wie das Denken zuständig ist, auf ein absolutes Minimum. Stattdessen mobilisiert er alle Kräfte. Für den Kampf. Für die Flucht.
    Auch das Gehirn wird also angesichts einer bedrohlichen Lage kurzgehalten. Nachdenken ist später, jetzt zählt das Überleben. Das macht es unmöglich, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Unsere Biologie lässt das nicht zu.
    || | Ein erhöhter Puls verhindert wirkliche Gespräche
Fachleute gehen davon aus, dass schon bei einem erhöhten Puls von etwa 95 Schlägen pro Minute kein Gespräch mehr möglich ist, das diesen Namen auch verdient. Ein hoher Puls signalisiert, dass sich der Betreffende in einer Kampf-oder-Flucht-Situation befindet. In diese Situation geraten Männer öfter – und schneller – als Frauen. Bis heute reagiert das männliche Herz-Kreislauf-System stärker auf äußere Einflüsse. Und es erholt sich anschließend, nach einem Streit, deutlich langsamer von Stress als das weibliche.
    Kosten eines Streits
    Ein Streit besteht aus Angriffen, verbalen Angriffen in der Regel. „Was hat der blöde Teller hier zu suchen?“, sagte Ines zu Markus. Das ist ein verbaler Angriff, also ein Angriff mit Wörtern. „Ach, Fräulein Ordnungssinn hat mal wieder schlechte Laune“, antwortete Markus. Er ließ sich ihren Anpfiff nicht gefallen, hat zurückgeschlagen. Im Streit reagieren wir auf einen Angriff mit einer deutlichen Verteidigung. Wir schlagen zurück. Häufig steigern wir den Pegel der Auseinandersetzung sogar noch, indem wir die Stärke des Gegenangriffs erhöhen. Der andere gibt nicht etwa nach. Er verstärkt vielmehr seinerseits den Angriff. Er erhöht zum Beispiel die Lautstärke. Oder die Schwere der verbalen Verletzungen. Und so kann aus einer gerade noch friedlichen Beziehung binnen Minuten ein Kampfplatz werden, bei dem nur noch die Frage interessiert, wer ihn – bildlich gesprochen – leicht und wer ihn schwer verletzt verlässt.
    Kampf- oder Flucht-Reaktionenbereiten den Körper aber nicht auf einen verbalen Schlagabtausch vor, sondern auf eine drohende körperliche Auseinandersetzung. Deshalb sind auch körperliche Angriffe im Zusammenhang mit
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