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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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neben seinem Teller. Jemand klopfte an die Hintertür, worauf er sich erhob und das Fliegengitter aufstieß.
    Im nächsten Moment kroch er über den Linoleumboden, während sich eine Haue in seinen Rücken und Brustkorb, in Nacken und Schädel grub, die Wirbel bloßlegte, Nieren und Lunge zerfetzte und ihn auf einem Auge blendete.
    Letty Labiche wurde nackt im Hof hinter ihrem Haus festgenommen, wo sie in einer Mülltonne einen Morgenmantel und Arbeitsschuhe verbrannte und sich mit einem Gartenschlauch Vachel Carmouches Blut vom Leib und aus den Haaren wusch.
    Die nächsten acht Jahre lang nutzte sie sämtliche Mittel und Möglichkeiten, um dem Tag zu entgehen, an dem sie ins Todeshaus des Staatsgefängnisses Angola gebracht und auf einem Tisch festgeschnallt werden würde, wo ihr ein medizinisch-technischer Assistent, vielleicht sogar ein Arzt, Drogen injizierte, durch die ihr die Augen zufielen, die Muskeln in ihrem Gesicht gelähmt, ihre Atmung unterbunden und ihr Tod herbeigeführt wurde, ohne dass die Zuschauer nach außen hin etwas von ihrem Leiden wahrnahmen.
    Ich hatte zwei Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl beigewohnt. Sie hatten mich angeekelt und abgestoßen, obwohl ich bei beiden Männern an der Festnahme und Überführung beteiligt gewesen war. Aber keine davon ging mir so nahe wie das Schicksal, das Letty Labiche erwartete.

2
    C lete Purcel hatte nach wie vor seine Privatdetektei drunten an der St. Ann Street, im French Quarter, und er frühstückte immer noch jeden Morgen im Café du Monde gegenüber vom Jackson Square. Dort traf ich ihn auch an diesem dritten Sonnabend im April an, an einem schattigen Tisch im Freien, bei einer Tasse Kaffee, einem Kännchen heißer Milch und einem Teller mit einem Haufen mit Puderzucker bestreuter Beignets.
    Er trug ein blaues, mit großen roten Blumen bedrucktes Seidenhemd, einen Porkpie-Hut, Jesuslatschen und eine beige Hose. Sein Sakko, dessen Brusttasche entlang der Naht aufgetrennt war, hing zusammengefaltet über einem freien Stuhl. Er hatte rotblonde Haare, die er glatt zurückkämmte, ein rundliches Irengesicht und grüne Augen, die einen stets anstrahlten. Seine Arme waren so dick und fest wie ein starker Feuerwehrschlauch, voller trockener, schuppiger Hautfetzen, weil er sich ständig einen Sonnenbrand zuzog, ohne dass er jemals richtig braun wurde.
    Einstmals war er vermutlich der beste Fahnder gewesen, den die Mordkommission der Polizei von New Orleans jemals in ihren Reihen gehabt hatte. Jetzt spürte er für Nig Rosewater und Wee Willie Bimstine flüchtige Kautionsschuldner in den Sozialsiedlungen auf.
    »Ich will mir also Little Face Dautrieve grade schnappen, als ihr Lude mit ’nem Dolch aus dem Kleiderschrank kommt und mir fast den Nippel absäbelt«, sagte er. »Ich hab vor zwei Wochen dreihundert Eier für den Anzug bezahlt.«
    »Wo ist der Zuhälter?«, fragte ich.
    »Ich sag dir Bescheid, wenn ich ihn finde.«
    »Erzähl mir noch mal, was mit Little Face los ist.«
    »Was gibt’s da zu erzählen? Sie hat das ganze Wohnzimmer voller Ausschnitte über Letty Labiche. Ich frag sie, ob sie morbide ist, und sie sagt: ›Nein, ich bin aus New Iberia.‹ Also sag ich: ›Gehört man in New Iberia zur Prominenz, wenn man in der Todeszelle sitzt?‹ Sagt sie: ›Putzen Sie sich öfter die Zähne, fetter Mann, und wechseln Sie das Deodorant, wenn Sie schon mal dabei sind.‹«
    Er steckte sich ein Beignet in den Mund und schaute mich an, während er kaute.
    »Weswegen ist sie dran?«, fragte ich.
    »Prostitution und Drogenbesitz. Sie sagt, der Cop von der Sitte, der sie hoch genommen hat, hat sich’s erst von ihr besorgen lassen und ihr dann Crack in die Handtasche geschmuggelt. Er hat gesagt, er schafft die Anzeige wegen Drogenbesitz aus der Welt, wenn sie sich regelmäßig von ihm und einem Verbindungsmann bei der Polizei bumsen lässt.«
    »Ich dachte, man hat bei der Polizei aufgeräumt.«
    »Richtig«, sagte Clete. Er wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab und ergriff sein Sakko. »Komm mit, ich liefere das hier beim Schneider ab und nehm dich zur Siedlung mit.«
    »Du hast gesagt, du hättest sie dir geschnappt.«
    »Ich hab Nig angerufen und ihr ein bisschen Luft verschafft … Dass du mir nicht auf falsche Gedanken kommst, Mann. Ihr Zuhälter ist Zipper Clum. Wenn Little Face auf der Straße bleibt, kreuzt er wieder auf.«
    Wir parkten unter einem Baum bei der Sozialsiedlung und gingen über einen auf blanker Erde angelegten
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