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Straße der Diebe

Straße der Diebe

Titel: Straße der Diebe
Autoren: Mathias Enard
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Hände auf die Knie gestützt, ein regloses Gebet.
    Ich glaubte zu verstehen, worum er mich bat; ich allein konnte mich erheben, konnte aufstehen inmitten der unsichtbaren Flammen. Für einen einzigen, hellsichtigen Augenblick, eine einzige Sekunde des Mutes zählten unsere Leben vielleicht etwas. Ich habe nicht nachgedacht, ich habe nicht vorausgeschaut, ich wusste es; Bassam schreckte auf, als er das Klicken des Messers hörte, das ich vom Tisch nahm: Er bewegte sich ein wenig, seine Hände klammerten sich an seine Schenkel, er wandte den Blick ab, sein Profil tauchte ins Dunkel, er kämpfte nicht, er schrie nicht, er drückte die Hand in meinen Rücken, vielleicht um mir zu helfen, und als die Klinge in seine Brust drang, entspannte er sich, er krümmte sich vor Schmerz, er hob den Kopf, um mich zu betrachten, um mir ein letztes Rätsel aufzugeben, Dankbarkeit, Traurigkeit oder Überraschung, als ich die Klinge aus seinem Herzen zog, fiel er auf die Seite – ich brach ebenfalls zusammen; das Morgengrauen begann sich um uns zu drehen.

Die zitierten Zeitungsartikel stammen aus dem Diario de Cádiz vom 17. Februar 2012 und von einer Nachrichtenseite aus dem Internet: www.yabiladi.com .
    Das Eingangszitat von Joseph Conrad sstammt aus dem Roman Herz der Finsternis , übersetzt von Fritz Lorch, Zürich 1977.
    Das Zitat von Nagib Machfus stammt aus dem Roman Geschwätz auf dem Nil , übersetzt von Nagi Naguib, Berlin 2009.
    Die Koranzitate wurden in Anlehnung an die Übersetzung von Rudi Paret, Stuttgart 2010, dem Text angepasst.

Über den Autor/die Übersetzer
    Mathias Énard , geboren 1972, lebt, nach längeren Aufenthalten im Nahen Osten, in Barcelona. Auf Deutsch erschienen von ihm die Romane Zone (2010), für den er den Candide-Preis 2008 erhielt, und Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten (2011), ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt des lycéens 2010.
    Holger Fock (geb. 1958) und Sabine Müller (geb. 1959) übersetzen französische Literatur, u.a. Autoren wie Elie Wiesel, Cécile Wajsbrot, Andreï Makine, Erik Orsenna, Antoine Volodine, Jean Rolin und Patrick Deville. Für ihre Arbeit wurden sie 2011 mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
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