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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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einen Hand, mein Finger am Abzug, allzeit bereit, wie Dad es mich gelehrt hatte. Poltern aus dem Innern des Hauses und hohes Gekläffe von draußen verrieten mir, dass wir nicht allein waren. Schatten füllten die Tür, und Graves musste seinen Ellbogen vorstrecken, um sich einen Weg zu bahnen. Ich klammerte mich mit meinem freien Arm von hinten an ihn, als die Wölfe an uns vorbeiströmten. Ihre Augen loderten gelb, und ihr Fell, das mich streifte, war sandpapierrauh. Mattes eisengraues Winterlicht fiel um uns herum. Die Wolfskonturen verschwammen tintig-schwarz. So absurd mir der Gedanke auch vorkam, begann ich tatsächlich zu glauben, dass sie uns retten konnten, dass wir eine Chance hatten.
    Dann endete der Strom, ich ließ Graves los, und er zog mich die Stufen hinunter. Dabei packte er ausgerechnet die Stelle an meinem Arm, die sowieso schon grün und blau war. Der Schmerz fuhr mir in den Nacken, explodierte in meinem Kopf, und ich stellte fest, dass meine Wangen feucht waren. Außerdem kamen komische Quieklaute aus meinem brennenden Hals. Schnee wirbelte auf uns herab und deckte alles zu. Die breite Auffahrt war von Pfotenabdrücken übersät, die sich jedoch schon unter dem Flockenschleier auflösten. In wenigen Minuten wäre nichts mehr von ihnen übrig.
    Sie haben uns nicht einmal angerührt. Und Christophe …
    Er hatte recht gehabt. Dad und ich waren Amateure. Gegen so etwas hätten wir niemals antreten können.
    Und meine Mutter …
    Graves fluchte in einem fort atemlos vor sich hin. Er riss die Fahrertür auf, schubste mich hinein und sprang nach mir in den Truck, in dem es sehr warm war. Ich sackte gegen das Beifahrerfenster, dessen Glas sich an meiner fiebrigen Stirn kühl anfühlte. Mit tauben Fingern stopfte ich das Medaillon tief in meine Tasche, als wollte ich es verbergen.
    »Verfluchter Mist!«, stieß Graves hervor. »Bist du okay?«
    Nein. Nein, ich war ganz und gar nicht okay. Ich wollte mir die Lippen benetzen, aber meine Zunge war ausgetrocknet. »Christophe?«, flüsterte ich heiser.
    »Der hat mir eine Scheißangst eingejagt«, murmelte Graves. »Kommt hier mit diesen Wolfsdingern an! Ich schätze, die sind wohl doch auf seiner Seite. Dann sagt er zu mir, ich soll durch die Wand rasen, weil du sonst draufgehst, springt auf die Scheißkühlerhaube und fliegt los! Völlig irre!« Er legte einen Arm um meine Schulter. »Völlig scheißirre. Dru?«
    Ich löste mich von dem herrlich kühlen Glas, sank gegen ihn und vergrub meine Nase an seiner weichen warmen Halsbeuge. Graves nahm mich in die Arme, stützte sein Kinn in mein nasses Haar. Diesmal war es okay, dass wir beide weinten. Zwei Schiffbrüchigen gleich hielten wir uns gegenseitig, während der Schnee die gesprungene Windschutzscheibe mit weichen, tödlichen Küssen eindeckte.

Kapitel 28
    M ein Gesicht war an Graves’ schmale Brust gepresst, und mir ging es gut damit. Graves roch angenehm, und er war warm. Meine Tränen rannen, sein Kinn ruhte immer noch auf meinem Kopf. Die Wagenscheiben waren von innen beschlagen; draußen klebte der Schnee überall, wo er Halt fand.
    Ich konnte Graves’ Herzklopfen hören, rhythmisch und stark, aber ohne diese unheimliche Note, die den Puls des Blutsaugers gekennzeichnet hatte. Dies hier war ein sauberes Klopfen, und es bedeutete, dass ich nicht allein war. So nahe war ich schon lange niemandem mehr gewesen.
    Außer ihm.
    Die Tür wurde geöffnet, worauf ein kalter Luftschwall ins Wageninnere wehte. Jemand stieg auf der Fahrerseite ein. Es wurde ein bisschen eng, doch der Truck war groß und die durchgehende Bank vorn breit genug für drei.
    Eine Weile war nichts zu hören, dann das leise Klimpern der Schlüssel am Zündschloss. Graves schwieg, also nahm ich an, dass alles in Ordnung war.
    Im Grunde war es mir vollkommen egal. Meinetwegen hätte die ganze Welt in Flammen aufgehen können, es hätte mich einen feuchten Dreck interessiert.
    Dann nahm ich Apfelduft in der kalten Stille wahr. »Bitte, sag mir, dass es ihr gutgeht«, vernahm ich Christophe schließlich.
    »Sie ist okay.« Graves rührte sich nicht. Sein Kinn drückte noch fester auf meinen Kopf, und seine Arme legten sich enger um mich, sonst nichts. »Ein bisschen fertig, aber sie atmet noch. Sie scheint also okay zu sein.«
    »Gott sei Dank!« Der Djamphir atmete zittrig aus. Mit einem raspelnden Geräusch sprang der Motor an. Der Truck begann zu brummen, und das Heizgebläse rauschte wieder los. Zuerst kam nur kühler Wind. »Und
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