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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories
Autoren: Nika Lubitsch
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Guavencreme. Dazu Chablis. Unten in der Bucht kreist eine Riva zwischen den rotglühenden Berghängen.
    „Wir bekommen ein Baby“, sage ich und halte die Luft an.
    Jetzt kommt alles darauf an, wie er reagiert.
    Gerd schaut immer noch liebevoll. Die Sekunde dehnt sich in Tage, und dann lächelt er.
    „Oh Nora, das ist wundervoll, Liebling, das ist ja fantastisch!“ Ich atme aus. Der Wind spielt mit den Palmenblättern eine Hymne auf unsere Liebe.
    „Und du bist wirklich nicht böse?“ frage ich, mein Mund ist trotz des Champagners trocken wie die mexikanische Wüste.
    „Nora, ich liebe dich so sehr. Lass uns darauf trinken, auf unsere Zukunft.“
    Ich stürze den Champagner runter wie Quellwasser.
    „Oh Gott, Liebling, jetzt habe ich doch tatsächlich meine Geldbörse im Bungalow vergessen“.
    „Na und, wir können das Essen doch aufs Zimmer schreiben lassen“, sage ich, inzwischen ganz Dame von Welt, von einer Welt, die ich durch ihn kennen gelernt habe.
    „Ich sollte sie trotzdem holen, nicht dass sie noch geklaut wird“, sagt Gerd. „Und dann feiern wir, versprochen.“
    Ich nicke und Gerd strebt Richtung Ausgang. Noch ein Schlückchen Champagner, meine Hand zittert so, dass ich ihn fast verschütte. Gleich wird er mir einen Heiratsantrag machen, denke ich, hoffe ich, nein, ich weiß es. Was war ich doch für ein dummes Huhn, zu glauben, er würde sich nicht freuen. Nur weil wir schon seit drei Jahren zusammen sind und noch immer nicht verlobt. Weil er immer „aufgepasst“ hat. Nein, ich schüttle den Kopf, er hat sich wirklich gefreut. Wo bleibt er nur so lange? Länger als zehn Minuten braucht man nicht für den Weg.

    Der Kellner kommt mit den Shrimps. Ich schaue mich auf der Terrasse um. Am Nebentisch sitzt ein älteres amerikanisches Paar, sie trägt eine Strass besetzte Brille mit Schmetterlingsflügeln und so viel Schmuck, dass man einen Weihnachtsbaum damit dekorieren könnte. Weiter hinten unterhalten sich zwei Männer temperamentvoll in Spanisch. Meine Augen treffen sich mit der einer jungen Frau, die mit einem Mann, der ihr Großvater sein könnte, Händchen hält. Sie lächelt. Ich lächle zurück und fange an, in den Shrimps rumzustochern.
    Wo bleibt Gerd? „Sei nicht dumm“, flüstert mir meine innere Stimme zu, „er versucht irgendwo ein Verlobungsgeschenk für dich aufzutreiben.“ Und wenn er einen Unfall hatte? Oder überfallen worden ist? Umgekippt? Ich winke dem Kellner zu und frage, ob ich irgendwo telefonieren könne. Er führt mich zum Tresen. Im Bungalow nimmt keiner ab. Ich versuche es an der Rezeption. Frage, ob es einen Unfall gegeben habe. Wen ich denn suche. „Gerhard Pichler from Germany“ sage ich. Der Antwort in mexikanisch gefärbtem Englisch entnehme ich, dass Gerd das Hotel vor zehn Minuten mit dem Jeep verlassen hat. Und bin beruhigt. Ihm ist nichts passiert. Er wird nur schnell nach Acapulco düsen und versuchen, ein Verlobungsgeschenk aufzutreiben. Gerd, Gerd, ich liebe dich so sehr.

    Ich mache mich inzwischen über das Sorbet her, das meine erhitzte Stimmung auf Normalmaß kühlt. Der Chablis tut ein Übriges. Als der Chablis bereits halb leer ist, kommt der Kellner mit dem Fisch. Ich schaue auf die Uhr, Gerd ist jetzt seit mehr als einer Stunde fort.
    Nein, ich will jetzt keinen Fisch, mir ist der Appetit vergangen. Typisch Mann, anstatt mit mir zu feiern, drückt er sich in Acapulco rum. Noch ein Gläschen Chablis. Jetzt reicht es. Ich bitte den Kellner um die Rechnung und unterzeichne sie. Da Gerd den Jeep hat, muss ich laufen. Natürlich bricht mir prompt an dem steinigen Berghang der hohe Absatz vom rechten Schuh ab. Egal, ich nehme die Schuhe in die Hand, und bewege mich wie auf schwelendem Koks. Endlich, hinter der Hibiscushecke ist unsere Casita. Oh Gott, ich bin so betrunken. Die Tür zum Bungalow steht offen. Und dahinter ist – nichts. Kein Gerd, kein Gepäck, keine Geldbörse, nicht einmal mehr meine eigenen Sachen. Mir wird schlecht, ich wanke ins Badezimmer und übergebe mich. Der Kerl hat mir nicht mal die Zahnpasta dagelassen. Es klopft.
    „Herein“, sage ich und denke, warum kommst du jetzt erst.
    „Na Nora, haben wir denn auch ordentlich Hunger heute Abend?“ Diese dumme Pute von Pflegerin redet immer von wir. Außerdem heiße ich Schuster. Im Altenheim verliert man sogar das Recht auf seinen Nachnamen.
    „Was gibt’s denn?“ frage ich.
    „Leckeren Kochfisch“, sagt Schwester Bärbel, soviel zum Recht am eigenen
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