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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald
Autoren: Wolf Schreiner
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es so aus, als wollte er im nächsten Moment seine Nase zwischen ihre Brüste stecken.
    »Daran werden Sie sich ewig erinnern, oder nicht, Pater?«
    »Was … Was wollen Sie mit diesen Aufnahmen? Sie können doch nicht …«
    »Ich will gar nichts. Nehmen Sie die Fotos mit und erfreuen Sie sich daran, wenn Sie Ihren Abschlussbericht über uns schreiben. So etwas wirkt ungemein inspirierend.«
    Schweißperlen bildeten sich auf Pretorius’ Stirn. »Sie wollen mich erpressen?«
    »Wo denken Sie hin, die Fotos bleiben unter Verschluss – vorerst zumindest. Sie sind ein kluger Mann, Sie werden sich sicher beim Schreiben von der göttlichen Eingebung lenken lassen.«
    Wortlos nahm Pretorius die Fotos und verschwand im Gästezimmer. Nach einer halben Stunde kam er mit gepacktem Koffer heraus. Baltasar begleitete ihn zum Auto.
    »Einen Moment.« Der Pater verstaute sein Gepäck im Wagen. »Ich habe auch ein Abschiedsgeschenk.« Er drückte Baltasar einen Schlüssel in die Hand. »Das ist für Sie. Von Ihrem Vorgesetzten.«
    Es war der Autoschlüssel des VW Käfers. Fragend sah Baltasar Pretorius an.
    »Ein Geschenk des Bischofs, wie gesagt. Herr Siebenhaar wollte das Gefährt eigentlich verschrotten … Verzeihung, ich meinte natürlich, er sieht es bei Ihnen in guten Händen. Dreißig Jahre ist Schwester Angelika damit jeden Tag zum Milchholen und auf die Post gefahren, bis sie letzten Monat verstarb, Gott sei ihrer Seele gnädig in eternam. Die Kiste geht noch gut für das Alter, nur beim zweiten Gang müssen Sie aufpassen. Die Papiere liegen im Handschuhfach. Eine Bitte zum Schluss: Fahren Sie mich zur nächsten Bushaltestelle. Aber vorsichtig!«
    Baltasar konnte es nicht erwarten, die gute Nachricht seinem Freund Philipp Vallerot mitzuteilen. »Ein eigenes Auto? Wow, du hast einen großzügigen Chef. Ich sollte doch eine Kerze für den Großen Außerirdischen kaufen, weil er mich von meiner Aufgabe als Autovermieter erlöst hat. Aber es wäre besser gewesen, du hättest dir einen Scheinwerfer schenken lassen.«
    »Warum das?«
    »Wegen deines neuen Jobs als Batman, oder genauer gesagt, als Mopsfledermausmann. Immer wenn die Gemeinde deine Hilfe braucht, müsste sie mit dem Scheinwerfer nur eine Mopsfledermaus in den Nachthimmel projizieren, und du rückst im passenden Kostüm an.«
    »Wie witzig du sein kannst. Unterschätze nie die Kraft dieser kleinen Tierchen!«
    Am nächsten Vormittag rief Daniel Moor von der Diözese Passau an. »Achtung, Achtung, Chefalarm! Seine Exzellenz will Sie sprechen, ich stelle durch.« Noch ehe Baltasar etwas sagen konnte, hörte er die Stimme Vinzenz Siebenhaars.
    »Wie geht es Ihnen, mein Lieber? Ich habe gehört, Sie haben mitgeholfen, diese Verbrecherin zu stellen. Applaus, Applaus, obwohl Sie natürlich wissen, dass das nicht im Entferntesten zu Ihrem Aufgabengebiet gehört. Die Seelsorge, sage ich, die Seelsorge. Die Schäfchen brauchen ihren Hirten.«
    »Ich tue mein Bestes, Exzellenz.«
    »Nicht so förmlich. Haben Sie mein großzügiges Geschenk bekommen? Wunderbar, nicht? Ein Sammlerstück, dieser VW, Gott wacht darüber, dass er nicht zu oft in die Werkstatt muss. Den haben Sie sich wirklich verdient. Nach allem, was mir Pater Pretorius Gutes über Sie und Ihre Arbeit berichtet hat. Weiter so, Senner!«
    »Danke für dieses … Geschenk. Es könnte einen Ölwechsel gebrauchen. Und der zweite Gang …«
    »Das ist nicht mein Bier. Wir können hier im Bistum nicht auch noch die Unterhaltskosten für den Wagen übernehmen, ich muss eh schon überall sparen. Wie ich Sie kenne, kriegen Sie das schon hin – mit Gottes Hilfe.«
    »Wie recht Sie haben.« Wie gut, dass der Bischof keinen Sinn für Ironie zeigte.
    »Ach, noch was. Danke auch für den Hinweis auf diesen Sektierer Nepomuk Hoelzl. Das war wichtig. Wo kämen wir hin, wenn jemand anderes als der Bischof die Leitlinien des richtigen Glaubens vorgäbe? So weit kommt es noch! Nein, nein, Glutnester muss man austreten, bevor die Umgebung Feuer fängt.«
    »Was wollen Sie dagegen unternehmen?«
    »Ich habe mir überlegt, Pater Pretorius darauf anzusetzen. Er war früher als Exorzist tätig, wissen Sie.«
    »Na dann viel Erfolg oder Waidmannsheil oder wie man sonst in Exorzistenkreisen sagt.«
    Baltasar legte auf und schnaufte durch. Er wollte sich den Tag nicht durch ein solches Gespräch verderben lassen. Denn heute Abend erwartete ihn ein besonderes Ereignis. Ein himmlisches Vergnügen.
    Victoria Stowasser hatte ihn,
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