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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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unterscheidet.«
    Geschickt nutzte er die Chance, die sich ihm durch ihre Neugier bot. »Morgen möchte ich Sie in die Royal Academy mitnehmen. Dann können Sie selbst sehen, wie ich von anderen Menschen wahrgenommen werde.«
    »Ein öffentlicher Auftritt?« Sie runzelte die Stirn. Seltsamerweise gefiel ihm das genauso wie ihr so selten aufblitzendes Lächeln. Ihr Gesicht war ungemein ausdrucksvoll; man brauchte nicht lange herumzurätseln, um herauszufinden, was in ihr vorging. »Ja, wahrscheinlich ist das die beste Möglichkeit, um in Stellung zu gehen und den Übeltäter aus der Deckung zu locken.«
    »Ich würde Sie niemals als Köder benutzen. Es ist vielmehr meine Absicht, selbst zur Zielscheibe zu werden.« Sorgfältig faltete er die Liste zusammen. »In den nächsten Wochen werden wir viel Zeit miteinander verbringen. Je öfter man uns zusammen sieht, desto mehr wird man mich als Bedrohung empfinden.«
    Sie sah ihm zu, wie er die zusammengefaltete Liste in seine Westentasche steckte.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »würde ich gern Ihren Verwalter kennenlernen.«
    »Warum?«
    »Manche Männer haben es nicht gern, wenn man in ihren Privatangelegenheiten herumschnüffelt, ob diskret oder nicht. Und ich muss über Ihre Vermögenslage und Lord Melvilles Aktivitäten Bescheid wissen.«
    Ein interessierter Ausdruck spiegelte sich in ihrer Miene. »Sie vermuten andere Beweggründe.«
    »Es ist eine Möglichkeit. Böswilligkeit kann durch viele Dinge ausgelöst werden: Liebe, Geld und Rache stehen da ganz oben auf der Liste. Sie sind vermögend, andere nicht. Sollte irgendjemand sich durch Ihre Unternehmungen betrogen fühlen, so wäre das ein Motiv. Sollte jemand Melville schaden wollen, indem er eine ihm nahestehende Person verletzt, so wäre auch das ein Motiv.« Er sah ihr in die Augen. »Ich persönlich kann verstehen, weshalb jemand viel Mühe auf sich nimmt, um Sie zu erobern. Aber dies bis zu dem Punkt auszudehnen, wo Ihr Leben auf dem Spiel steht … Ich kann es kaum erwarten, die Identität des mysteriösen Angreifers zu enthüllen. Ja, ich freue mich schon jetzt darauf, die Bekanntschaft dieses Subjekts zu machen.«
    Die in seinen Worten mitschwingende Drohung schien Eliza nicht zu beunruhigen. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie diese Aufgabe so ernst nehmen.«
    »Etwas anderes würden Sie nicht akzeptieren.«
    Sie stand auf, worauf er sich ebenfalls erhob. Den Kopf leicht in den Nacken gelegt, sah sie zu ihm hoch. »Mr, Lynd und der Kriminalpolizist, den ich engagiert hatte, schienen mich beide für dumm zu halten. Es ist nicht gerade angenehm, wenn man behandelt wird, als wäre man geistig minderbemittelt. Gleichwohl war es nur eine kleine Kostprobe dessen, was Lord Melville ständig erlebt.«
    »Ist das einer der Gründe, weshalb Sie nicht geheiratet haben? Um für Ihren Onkel da zu sein?«
    »Nein. Er ist durchaus in der Lage, für sich selbst zu sorgen, zumindest in dem Sinn, dass er vertrauenswürdiges und tüchtiges Personal beschäftigt, das die alltäglichen Dinge erledigt, für die er keine Geduld hat.« Ihr Blick wanderte zur Kaminuhr. »Heute bleibe ich zu Hause, um Besucher zu empfangen. Werden Sie einer davon sein?«
    »Wäre das für Sie beruhigend?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu Hause fühle ich mich ausreichend sicher.«
    »Dann komme ich nicht. Ich glaube, es ist wirkungsvoller, wenn ich nicht einer von vielen bin. Morgen werden wir unseren ersten öffentlichen Auftritt haben, und Sie werden mir Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Dadurch gewinnt unsere neue Beziehung weit mehr Beachtung. Wir werden eine Anstandsdame benötigen, die gern klatscht. Kennen Sie jemanden, der dafür infrage käme?«
    »Ich werde mich darum kümmern. Was soll ich den Leuten erzählen, die sich nach Ihnen erkundigen? Wie soll ich Fragen nach Ihrer Familie und Ihren Lebensumständen beantworten?«
    Er holte tief Luft und atmete ihren Duft ein. Das war ein letzter Aufschub, ehe er eine Wahrheit enthüllen würde, die niemand sonst kannte. »Sie können erzählen, dass ich der Neffe des verstorbenen Lord Gresham aus dem County Wexford bin und unsere Familien seit langer Zeit freundschaftlich miteinander verbunden sind.«
    »Oh …«
    Jasper wusste kaum etwas über die Verwandten seiner Mutter. Diana Gresham war von ihrer Familie verstoßen worden, als ihre Schwangerschaft offensichtlich wurde; sie hatte die Hölle durchlebt und war früh gestorben. Als Jasper Jahre später Gresham aufspürte und erfuhr,
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