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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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klingelte sie nach einem Diener, der ihren Koffer nach unten tragen sollte. Basilio stand am Fuße der Treppe und wrang bedrückt die Hände. Für einen Augenblick dachte Molly daran, wie sehr Leandro die Aufmerksamkeit verabscheuen würde, die das Scheitern seiner Ehe erregen würde. Das Baby bewegte sich in ihrem Leib und trat, und sie fragte sich, ob ihr Kind wohl den Gefühlstumult spürte, der in ihr tobte.
    Doña Maria erschien im Türrahmen zum Salon und blickte mit einem triumphierenden schmalen Lächeln zu Molly hin. Molly hätte es nicht weniger kümmern können, denn in diesem Moment ertönte bereits das Dröhnen von Hubschrauberrotoren. Es war vielleicht nicht unbedingt der günstigste Moment, um sich einzugestehen, dass sie sich in Leandro verliebt hatte.
    Ein hartes Klopfen ertönte an der Eingangstür, die Basilio aufzog. Ein hünenhaft gebauter Mann mit schwarzem Haar trat ein, umgeben von Leibwächtern. Draußen auf dem Rasen stand ein Hubschrauber, auf den mit großen Lettern „Arlov Industries“ geschrieben war.
    „Molly?“, fragte der Mann mit einem anerkennenden Blick auf sie, dann warf er den Kopf zurück und lachte schallend los, völlig unbeeindruckt von Doña Maria, die ihn, seine Leute und den Helikopter entgeistert anstarrte. „Ich fasse es nicht! Du bist ja noch kleiner als Ophelia!“
    Auf einen Wink von ihm trug einer seiner Männer Mollys Gepäck zum Hubschrauber. Molly trat in den Sonnenschein hinaus, und ein Teil von ihr schrie laut auf, dass sie bleiben solle. Ihre Nerven waren bis zum Äußersten angespannt.
    Nikolai Arlov blieb stehen und musterte ihr Gesicht. „Du bist nicht sicher, ob du das tun willst, oder?“, erkannte er mit erschreckender Genauigkeit.
    „Im Moment habe ich gar keine andere Wahl.“
    „Als Ehemann sollte ich dich vorwarnen, dass dein spanischer Herzog dir nicht so schnell verzeihen wird.“
    Molly zuckte mit den Schultern. Sie dachte an all die einsamen Abende, die sie allein verbracht hatte und die sich endlos in die Länge gezogen hatten. „Ich werd’s überleben“, behauptete sie entschieden.
    „Ist das jetzt ein ‚Ich-verlasse-dich-für-immer‘-Szenario oder eher nur ein Weckruf?“, fragte Nikolai salopp.
    Ihr wurde klar, dass ihr Bruder sehr viel von Frauen verstand. „Das wird sich erst noch entscheiden.“
    „Weil er nach Genf geflogen ist? Das zählt nicht, das ist Geschäft“, sagte Nikolai überzeugt, so als sei es das Normalste von der Welt, dass Arbeit an erster Stelle stand.
    Tränen brannten in ihren Augen. Im Moment passierte einfach zu viel gleichzeitig. Molly blinzelte die Tränen zurück und hob das Kinn. Sie war auch vorher ohne Leandro zurechtgekommen, sie würde wieder ohne ihn zurechtkommen. Sie musste nur noch lernen, das auch zu wollen.
    Mit einem letzten Blick auf das Schloss kletterte sie in den Hubschrauber und fragte sich, ob und wann sie Leandro wiedersehen würde.

9. KAPITEL
    Leandro untersuchte die Schürfwunden an seinen Fingerknöcheln mit nur wenig Genugtuung. Auf dem Weg zum Flughafen war er bei Santos vorbeigefahren und hatte den Gutverwalter dabei angetroffen, wie er Gepäck ins Auto lud. Scheinbar hatte Santos also schon gewusst, dass sein Geheimnis kein Geheimnis mehr war. Ein jämmerlicher Gegner. Unablässig hatte Santos Entschuldigungen gemurmelt und sich einem anständigen Kampf Mann gegen Mann entzogen. Was fand Molly nur anziehend an einem Kerl, der nicht mehr Rückgrat hatte als ein Wurm?
    Die Reise nach Genf erwies sich als Fehler. Ständig geisterten Bilder durch seinen Kopf, wie Molly das Bett mit einem anderen Mann teilte; an Konzentration war nicht zu denken. Also hatte er die Meetings abgebrochen, um nach Hause zurückzufliegen. Dort angekommen, hatte er ein Gespräch mit seiner Mutter gehabt, was dazu führte, dass Doña Maria knapp eine Stunde später wutentbrannt das Haus verließ. Erst dann hatte er genug Privatsphäre gehabt, um in Mollys Schlafzimmer hinaufzugehen.
    Und hatte ihren Abschiedsbrief gefunden. Eine wirre Geschichte über wiedergefundene und neue Familie. Nikolai Arlov hatte sie mit seinem Helikopter abgeholt. Nikolai Arlov, der russische Milliardär, Mollys Bruder … Leandro konnte es kaum fassen. Aber das leere Zimmer wühlte ihn mehr auf als die skandalösen Enthüllungen in der Zeitung. Mollys Ringe lagen auf dem Schreibtisch, mahnende Zeichen, dass sie diese Ehe nicht mehr wollte. Er konnte vor sich sehen, wie sie sich mit vor Wut und Trotz blitzenden Augen die
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