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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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Schriftrollen mit weitaus komplizierteren Zaubern, doch dafür musste man Khatons Worten zufolge viele Jahre studieren und immer wieder üben. Der Gedanke, die meiste Zeit in einem unterirdischen Magierturm verbringen zu müssen und nur selten an die frische Luft zu kommen, schreckte Laisa von einem solchen Leben ab. Sie war ein Geschöpf der freien Natur und brauchte das erregende Gefühl der Jagd ebenso wie das Licht der Sonne.
    Mit diesem Gedanken ließ sie den Wald hinter sich zurück und betrat eine kleine Felsenlandschaft, in der ein kleiner See malerisch eingeschlossen und vor unbefugten Augen verborgen lag. Zudem hatte Khaton einen Abwehrzauber um das Gewässer gelegt, weil sein Geheimnis, wie er erklärt hatte, das Gemüt schlichter Menschen überfordern würde.
    Laisa fragte sich, ob es wegen des farbig schillernden Wassers war, das diesen See füllte. Er besaß weder einen Zulauf noch floss ein Bach heraus. Seine Ufer und sein Grund bestanden aus symmetrisch geformtem Fels, und es existierten weder Fische noch Pflanzen darin. Der See bildete ein absolut gleichmäßiges Sechseck von drei Meilen Durchmesser, war an seiner tiefsten Stelle im Zentrum etwa dreihundert Schritte tief, und sein Wasser besaß neben einer überraschenden Heilkraft noch eine weitere Fähigkeit, die Laisa wahrnehmen konnte, als ihre Freundin Naika ans Ufer geschwommen kam und sich dort auf den steinernen Rand zog.
    Die weiß geborene Nixe war magisch gelb gefärbt und sah ziemlich missmutig drein. »Diesen See hat Giringar im Zorn geschaffen. Sieh mich an! Ich schaue aus, als hätten mich die Tanfuner bei einem ihrer Feste mit ihrer Götterfarbe beschmiert.«
    »Das geht doch hoffentlich wieder weg!«, rief Laisa.
    Naika nickte verkniffen. »Ja, wenn ich mich lange genug in einem weißen Wirbel aufhalte. Nur wandern die Farben, und wenn ich schlafe, werde ich immer wieder umgefärbt. Du hast es ja nicht gesehen, weil du dich bei dem Magier aufgehalten hast. Aber ich bin in einer Nacht dreimal grün und zweimal gelb geworden, bevor ich meine weiße Farbe wiedererlangen konnte. Wäre das Wasser selbst nicht so angenehm, würde ich jeden schlichten Waldteich mit Fischen, Fröschen und einem Schilfufer diesem Ort vorziehen.«
    Unterdessen hatte Rongi aufgeholt, blieb aber dem Seeufer misstrauisch fern, damit, wie er sagte, Naika ihn nicht mit dem Wasser bespritzen konnte.
    »Ich will nicht gelb werden wie sie oder gar grün«, setzte er mit gerümpfter Nase hinzu.
    Zu einer Antwort kam Laisa nicht, da die beiden anderen Mitglieder ihrer Gruppe gerade auftauchten. Ysobel war eine schlanke, junge Frau mit wallender, violetter Mähne und violetten Augen, die Naikas jetzige Farbe mit Abscheu betrachtete, während Borlon, der hünenhafte, mit einem cremefarbenen Fell bedeckte Mann und dem an einen Bären erinnernden Gesicht ebenfalls einen Respektsabstand zum Wasser und zur Nixe hielt. Naika hatte die Angewohnheit, Leute, die sie mochte, mit dem Wasser zu bespritzen, in dem sie badete, da dieses kräftigend und heilend wirkte. Nun aber hatten beide Angst, sie könnten ebenfalls umgefärbt werden, und mieden daher die Nixe.
    »Also Laisa, was hat der weiße Hexer dir erzählt? Er hat doch sicher einen Auftrag für uns.« Ysobel wollte von vorneherein ausschließen, zurückbleiben zu müssen.
    Auch Borlon rückte näher zu Laisa, während Rongi auf ihre Schulter kletterte und es sich dort, ihrer strafenden Blicke zum Trotz, gemütlich machte.
    »Irgendetwas ist im Busch, das sehe ich dir an«, bohrte Ysobel weiter.
    »Hoffentlich kann ich mit! Allein in diesem See zu hausen, ist ein wenig langweilig«, warf Naika mürrisch ein.
    Laisa hätte ihrer Nixenfreundin gerne geholfen, doch für eine Reise nach T’wool war Naika nicht die geeignete Begleiterin. »Ich glaube, es ist besser, wenn du hierbleibst«, sagte sie daher. »Es wird keine angenehme Reise. Zwar glaubt Khaton nicht, dass sie wirklich gefährlich ist, doch sie führt uns viele hundert Meilen über Land. Diese Strecke willst du doch gewiss nicht in einem Wasserschaff sitzend zurücklegen.«
    »Es kommt darauf an, wo es hingeht. Wenn wir zum Drachensee reisen, könnt ihr mich meinetwegen in feuchte Tücher hüllen«, antwortete die Nixe.
    »Es geht nach T’wool!«
    Laisas vier Worte reichten Naika, um zu wissen, dass sie auch diesmal nicht würde mitkommen können. »Schade!«, sagte sie. »Es gibt so viele schöne Länder auf dieser Welt, und du willst andauernd in dieses hässliche,
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