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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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ist es so, daß mich dieser junge Arzt kennt.
Spätestens am Montagfrüh vermissen sie den. Sicherlich wird er noch im Laufe
des Tages gefunden. Der Kerl beschreibt mich, und schon hätte ich die Bullen
auf dem Hals. Nein, ich setze mich ab ins Ausland. Vielleicht nach Australien.“
    „Ich verstehe kein Wort, Heinrich.“
    „Ich habe dir doch mal von Veronika
erzählt.“
    „Von deiner verstorbenen Freundin, ja.“
    „Sie hätte nicht sterben müssen. Und
dafür räche ich mich jetzt.“
    Grobalsky erzählte ihm alles.
    Oswalds Gesicht wurde immer länger. „Mann,
von diesen deinen Racheplänen hast du kein Wort erwähnt.“
    „Wie ich schon sagte: Wollte dich nicht
reinziehen.“
    „Das war also in einer Juli-Nacht vor
fünf Jahren.“
    „In der Nacht zum 17. Juli — um genau
zu sein.“
    Oswald glotzte seinen Zellengenossen
an. Die Lider zitterten. Die Unterlippe hing staunend bis fast auf den Hals.
    „In... der Nacht zum... 17.Juli... war
dieser Sigismund Holmann... war der also so betrunken, daß er... daß er... Und
deshalb hat’s deine Veronika nicht mehr geschafft.“
    „So ist es. Tja, Oswald, ich merke: Das
geht auch dir nahe. Du zitterst ja.“
    „Ist... ist doch erschütternd, daß...
daß ein Menschenleben von so... irren Zufällen abhängt. Wie?“
    Oswald griff nach der Cognac-Flasche
und trank den Rest. Alma kam herein und brachte ein Tablett mit dem Frühstück.
    Hastig begann Oswald zu essen.
    Grobalsky sah zu und wartete, bis Alma
— deren Runzelgesicht heute noch älter aussah — wieder in der Küche war.
    „Ich gehe jetzt aufs Ganze, Oswald.
Deine Mutter sagte mir, daß sie dein altes Motorrad wieder angemeldet hat.
Leihst du’s mir?“
    „Willst du damit nach Australien?“
    „Nein. Nur ins Mittelriß-Tal. Zu diesem
Sigismund Holmann. Ich lege mich heute den ganzen Tag auf die Lauer. Wenn es
sein muß, auch morgen. Irgendwann verläßt der Alte seinen Bau. Dann dringe ich
dort ein — natürlich, ohne irgendwas zu beschädigen — und richte eine Falle
her. Eine Todesfalle für den Alten. Er wird darin umkommen. Aber man wird
rätseln. Weil es aussieht wie ein Unfall. Verstehst du? Das verschafft mir
Vorsprung. Die Fahndung verzögert sich. Mein Foto wird nicht gleich in allen
Flughäfen und bei allen Grenzübergängen ausgelegt. Wenn die Bullen dann
begreifen, daß ich den Alten umgebracht habe, bin ich längst über alle Berge.“
    Oswald nickte. „Und? Weißt du schon,
was du in dem Haus dort machst?“
    Grobalsky grinste. „Mir fällt bestimmt
etwas ein.“

    Du armer Idiot, dachte er. Du wirst
dich hüten, jetzt nach dem Millionenschmuck zu sehen. Könnte ja auffallen.
Nein, Oswald, du wartest, bis ich weg bin. Erst dann streckst du deine Kralle
danach aus. Aber dann, du Tölpel, sind die Klunkern nicht mehr in ihrem
Versteck unter Baldur Flappes Grabplatte. Dann habe ich sie im Reisegepäck.

21. Die beiden Holmanns
     
    Unter anderem Vorzeichen wäre es eine
lustige Fahrt geworden in dem alten Automobil. Aber jetzt konnte die TKKG-Bande
das Geschaukel nicht unbeschwert genießen. Grobkys Drohung klang noch in allen
Ohren: ,Einer von euch beiden stirbt.‘
    „Wir hätten Wondraschek anrufen sollen“,
sagte Tim.
    Sigi, der das große Lenkrad fest in
beiden Fländen hielt, knurrte mißbilligend.
    Die Federung stieß und rumpelte. Jeder
im Wagen hütete sich, die Zunge zwischen die Zähne zu schieben.
    „Also“, sagte Gaby, „fassen wir nochmal
zusammen: Ist Marcel Mair-Chateauforts Grobky mit dem Morddroher, der wegen
seiner Freundin auf Rache sinnt, identisch? Ich gebe dir recht, Tim, die Stimme
des Anrufers klingt wie die des Mittelscheitel-Typs aus dem Gasthaus Traube.
Dieser Mann äußerte sich abfällig über das Verbrechen im Alpen-Expreß, weshalb
du dich mit ihm gestritten hast. Außerdem hatte der Mann einen Koffer bei sich.
Einen Hinweis darauf, könnte man meinen, daß er — der Kerl — mit demselben Zug
ankam wie wir. Erstaunlich ist nun, daß der Mann einerseits für eine Rache-Tat
an dem Käsehändler in Frage kommt. Andererseits will er seine verstorbene Freundin
rächen — ausgerechnet an Onkel Sigi, der von allem nichts weiß.“
    „Ich vermute“, schaltete Karl sich ein,
während der Wagen halsbrecherisch durch eine Kurve schleuderte, „daß uns noch
einige Stücke an dem Puzzle fehlen. Erst wenn wir die kennen, ergibt sich ein
verständliches Bild.“
    „Ich zermartere mir das Gehirn“, sagte
Sigi. „Aber ich habe wirklich nicht die
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