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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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aus.
    Tim zerschnitt die Fesseln.
    „Ich weiß nicht, wie der Kerl heißt. Er
hat eine Pistole und will sich an Onkel Sigi rächen — für den Tod der Freundin.
Der Kerl hat mein Telefon benutzt, während ich gefesselt zuhörte.“
    „Das Gespräch kennen wir“, fiel Tim ihm
ins Wort. „Wie sieht der Mann aus?“
    Andy beschrieb ihn.
    „Also doch“, sagte Tim, „der Kerl aus
dem Gasthaus Traube. Wo ist er hin?“
    „Keine Ahnung. Er hat mich eingesperrt,
damit er bis Montagfrüh Zeit für seine Rache hat.“
    Andreas berichtete, während sie
hinaufgingen und die Haustür öffneten.
    Tanja fiel ihrem Freund um den Hals.
Von allen Gesichtern war die Erleichterung abzulesen.
    Sigismund Holmann stieg aus seinem
Oldtimer, trat zögernd näher, räusperte sich mehrmals und meinte: „Ich... äh...
freue mich sehr, Andy, daß du... äh... wohlbehalten bist.“ Der junge Arzt
lächelte und streckte seinem Onkel die Hand hin. „Danke für das, was du über
mich am Telefon gesagt hast. Es hat den Verbrecher überzeugt. Ohne deine
Beschimpfung wäre ich jetzt vielleicht tot.“
    „Diese Verwünschungen fielen mir
leicht. Wie du vor 30 Jahren in meine Schuhe gepinkelt hast — das verzeihe ich
dir nie.“ Alle lachten.
    Tim sagte: „Wir sollten jetzt ein
bißchen die Aufgaben verteilen. Es steht allerhand an: Marcel Mair-Chateaufort
im Krankenhaus besuchen, Inspektor Wondraschek verständigen, bei Susi Welmhoff
den alten Zeitungsband durchsehen, um herauszufinden, wer Grobky ist und wie er
wirklich heißt. Außerdem den Wirt vom Gasthaus Traube fragen, ob er den Mann
kennt, mit dem ich gestritten habe. Ihr macht das schon, ja?“
    „Und du?“ fragte Gaby. „Was machst du?“
    „Ich leihe mir Andys Rennrad und
trainiere ein bißchen.“ Tim grinste breit wie ein Scheunentor. „Mir ist jetzt
danach.“
    Die Verblüffung war mit Händen zu
greifen.
    Pauline, Sigi und Andy sahen ihn an,
als hätte er was Unanständiges gesagt.
    Tim klopfte Andy auf die Schulter. „Besten
Dank! Du kriegst es heil zurück. Es steht in der Garage, ja?“
    Andy nickte.
    Als Tim sich entfernte, hörte er, wie
Pauline sagte: „Hat er keine Lust mehr? Warum seilt er sich ab? Macht er nicht
mehr mit?“
    „Und ob er noch mitmacht“, erwiderte
Gaby. „Ich kenn’ doch meinen Tim. Er hat was vor.“

22. Tödliche Falle
     
    Was täte ich, überlegte Tim, wenn ich
Grobky wäre? Völlig klar. Um mich an Sigi zu rächen, muß ich ihm aufs Fell
rücken. Nach dem Irrtum mit der alten Adresse ist Grobky nun also draußen im
Mittelriß-Tal, schleicht vermutlich um Sigis Landhaus, um die Lage
auszubaldowern. Wenn wir mit der alten Kutsche anrücken oder mit Polizeimacht,
verschwindet er im nächsten Mauseloch. Deshalb komme ich allein.
    Tim bolzte Tempo. Mit dem Drahtesel kam
er gut zurecht.
    Einen knappen Kilometer vor seinem Ziel
stieg er ab, versteckte das Rad hinter Büschen.
    Tim joggte weiter, aber nicht auf der
Straße, sondern querbeet, wobei er darauf achtete, daß er nicht über freie
Wiesenflächen lief, sondern immer im Schutz von Büschen und Bäumen blieb.
    So fand er das Motorrad.
    Etwa 300 Meter von Sigis Landhaus
entfernt, lag es in einer Mulde.
    Der Motor war warm.
    Tim schlich weiter, duckte sich hinter
jede natürliche Deckung und näherte sich dem Haus.
    Niemand war zu sehen.
    Aber dann entdeckte der TKKG-Häuptling,
daß die Haustür spaltweit offenstand.
    Grobky war im Haus, hatte also
festgestellt, daß es leer stand zur Zeit. Was machte er dort?
    Tim pirschte bis zu dem Holzstoß, der
fünf Meter neben der Eingangstür aufgestapelt war. Von dort zwei Sprünge, und
der TKKG-Häuptling duckte sich unter ein Fenster.
    Er spähte hinein. In diesem Raum, einer
Trinkstube, war niemand.
    Tim schlich weiter und äugte in jedes
Fenster.
    Dann sah er ihn.
    Der Mann kniete vor dem Gasherd, machte
sich mit einem Schraubenschlüssel aus Sigis Werkzeugkasten an der Zuleitung zu
schaffen — hinten an der Wand — und hatte jetzt einen Dichtungsring gelockert.
    Tim vermeinte, das leise ausströmende
Gas zu riechen.
    Unfaßlich! Eine Todesfalle! Gas füllte
das Haus. Sigi würde heimkommen. Und dann genügte ein Funke. Ein Streichholz — oder
der Versuch, die Herdflamme anzuzünden.
    Dann, dachte Tim, fliegt das Haus in
die Luft. Nicht ein Stein bleibt auf dem andern.
    Er richtete sich auf, ging zur Haustür
und wartete — neben ihr im toten Winkel.
    Es dauerte einige Minuten, bis der
Mittelscheitel-Typ ins Freie trat.
    „Sieh einer
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