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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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und sein angsterfüllter Blick ließ keinen Zweifel daran, dass es dieses neue Szenario ausgesprochen verwirrend und beunruhigend fand. Während der langen Rückfahrt vom Strand, zu zweit auf einem Fahrrad und eingemummt in Willows Öljacke, hatte das Mädchen offensichtlich etwas von dem Misstrauen, das es seiner Retterin gegenüber hegte, abgelegt, zumindest der Art nach zu urteilen, wie es sich unterwegs an sie gekuschelt hatte. Aber Fremden gegenüber nahm es sich nach wie vor in Acht.
    »Alles okay«, beruhigte sie Willow. »Das sind meine Freunde.«
    Auch Buffys Jägerinnen-Sinnen war nicht entgangen, dass jemand die Bibliothek betreten hatte. Gleichzeitig hatte sie erfasst, dass es sich weder um einen Vampir handeln konnte, denn es war helllichter Tag, noch um Snyder, weil der für den Rest der Woche nach L.A. gefahren war, um dort an einer Rektorenkonferenz teilzunehmen. Also nahm sie sich Zeit für einen letzten, wohl platzierten Treffer, wandte sich sodann, die Hände locker in die Hüften gestemmt, langsam um und begrüßte die Freundin mit einem breiten Lächeln. Doch sowohl in ihre als auch in Giles’ Augen trat sogleich Wachsamkeit, als sie Willows Begleitung bemerkten. Betroffene Blicke miteinander tauschend, gingen sie auf die beiden zu, neugierig, aber vorsichtig.
    »Hallo, Leute«, warf ihnen Willow übertrieben gut gelaunt entgegen, während es ihr nur mit Mühe gelang, ihre neue Bekanntschaft am Ausreißen zu hindern. »Habt ihr mal ’ne Minute Zeit?«

    Als Xander in der Bibliothek aufkreuzte, war es ihnen bereits gelungen, das kleine Mädchen wieder halbwegs zu beruhigen.

    16

    Neu eingekleidet in ein Sweatshirt, das ihm mindestens drei Nummern zu groß war, und abgeschnittene Jogginghosen –
    beides aus Willows Fach für den Sportunterricht –, hockte es nun auf einem der Stühle und war offensichtlich von all dem, was um es herum geschah, völlig überfordert. Einzig und allein das braune Seehundfell, das es nicht einen Moment lang aus seinen auffällig feingliedrigen Fingern ließ, schien es davon abzuhalten, auf der Stelle vor Angst zu sterben, als wäre es eine Art lebensrettendes Sicherheitsnetz.
    »Da war dieses magische Kribbeln, dieses merkwürdige Fell und, Sie wissen schon, das ganze Öl«, erklärte Willow soeben Giles. »Ich dachte, möglicherweise ist sie gar kein Mensch, richtig? Warum sonst sollte sie an diesem Ort hocken, wenn nicht wegen des Öls, was wohl kaum einen normalen Menschen zurückgehalten hätte. Ich konnte sie unmöglich dort lassen – und auf gar keinen Fall hätte ich sie zum Wagen bringen können, weil, nun, das wäre bestimmt falsch gewesen.
    Also habe ich sie hierher gebracht. Damit wir uns in Ruhe überlegen können, wie wir vorgehen sollen.« Sie machte eine Pause. »Also, wie gehen wir vor?«
    Buffy warf einen kurzen Blick auf Giles. Zumindest er, Sunnydales erwiesener Oberexperte in Sachen unerklärliche Phänomene, schien Willows wirrer Geschichte aufmerksam zu folgen, was man von dem Rest der in der Bibliothek versammelten Zuhörerschaft nicht eben behaupten konnte.
    Buffy wedelte mit der Hand vor Willows Gesicht umher, um sich die gebührende Aufmerksamkeit für eine nicht unbedeutende Zwischenfrage zu verschaffen.
    »Du behauptest also, die Kleine ist eine Art Meeresbewohnerin oder so was?«
    Doch es war der Wächter, der auf ihre Frage antwortete. »Ich glaube, Willows Beobachtungen nach könnte sie ein Selkie sein.«
    »Was für’n Kie?«, fragte Xander verständnislos.

    17

    »S-e-1-k-i-e«, buchstabierte Giles. »Ein natürliches Geschöpf des Meeres, das seine Gestalt verändern kann. Ohne ihr Seehundfell mag sie vielleicht aussehen wie ein Mensch, doch sie ist keiner.«
    Willow nickte aufgeregt und ihre Augen blitzten vor Eifer.
    „Genau das habe ich mir auch gedacht. Obwohl mir nicht unbedingt Selkies in den Sinn gekommen sind – ich meine, eigentlich kenne ich gar keine – genau genommen wusste ich nicht einmal...«
    »Hol erst mal Luft, Will«, riet ihr Xander. »Es spricht sich dann viel leichter.«
    »Es muss das Fell gewesen sein«, fuhr Willow fort, die ihn gar nicht gehört zu haben schien. »Diese Aura von Magie, meine ich. Das Fell ermöglicht es ihr, sich in einen Seehund zu verwandeln und im Meer zu leben.«
    Nun war es an Giles zu nicken. »Wirklich faszinierend.
    Normalerweise begegnet man Selkies ausschließlich an den Küsten Irlands oder anderer keltischer Inseln.« Er hielt kurz inne und blickte ihren schweigsamen
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