Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
er ein. Giles wandte sich zu ihr um und schob seine Brille hoch. »Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass es derzeit, wie mir scheint, nicht den geringsten konkreten Anlass zur Sorge gibt.« Während er das letzte der durchgesehenen Bücher demonstrativ zuklappte, setzte er apodiktisch hinzu:
    »Es gibt einige Parameter, die zur Bestimmung von Vorahnungen oder... äh... präkognitiven Wahrnehmungen in Träumen eine gewisse Relevanz besitzen. Vielleicht solltest du dich ein wenig damit beschäftigen, zu deiner eigenen Beruhigung.«
    »Ja, genau. In meiner ohnehin viel zu großzügig bemessenen Freizeit.« Sie kaute nervös auf einem Fingernagel herum, bis sie merkte, was sie tat, und schnell die Hand sinken ließ.
    »Könnte es sich nicht um eine Prophezeiung oder etwas in dieser Art handeln? Irgendetwas, das mir den Schlaf raubt, bevor Sie überhaupt etwas davon ahnen?«
    »Das war so ziemlich das Erste, was ich überprüft habe«, gab Giles zurück. »Und obwohl wir einem durchaus unruhigen Frühjahr entgegenblicken, gibt es keinerlei Prophezeiungen hinsichtlich bevorstehender Ereignisse, die mit Wasser zu tun haben oder mit Bedrohungen, die in irgendeinem Zusammenhang mit Wasser stehen.«
    »Und das soll alles sein? Ein kurzer Blick in ein schlaues Buch und ein lapidares ›Kein Grund zur Beunruhigung‹?«

    5

    »Buffy, selbst einer Jägerin können mitunter solch alltägliche Dinge wie Alpträume widerfahren.« Er erhob sich von seinem Stuhl und schien damit das Gespräch als beendet zu betrachten.
    Buffy starrte ihn wütend an. Sie ärgerte sich über die enervierende Mischung aus Wohlwollen und Überheblichkeit, die bisweilen in seiner Stimme schwang.
    »Vielleicht«, fuhr er fort, angesichts ihrer vorwurfsvollen Blicke ein wenig nachgiebiger geworden, »sind diese Träume auf die Reihe unangenehmer Erfahrungen zurückzuführen, die du mit Wasser gemacht hast.«
    »Oh Mann, wie viele Hochschulabschlüsse haben Sie eigentlich ablegen müssen, um diesen Erkenntnisgrad zu erreichen?« Der scharfe Ton ihrer eigenen Worte ließ Buffy zusammenzucken. »Nein, vergessen Sie’s. Tut mir Leid. War nicht fair.«
    Giles war ihr Wächter – ihr Coach, ihr Mentor, ihr Partner –, und er kannte sie höchstwahrscheinlich besser als jeder andere Mensch. Dennoch konnte er nicht ihre Gedanken lesen. Sie hatte ihm erklärt – laut und deutlich, soweit sie sich erinnern konnte –, dass die ganze Sache mit dem Ertrinken für sie gegessen war. Was die Vorstellung anbelangte, das ehemalige Schwimmteam könnte möglicherweise immer noch irgendeinen Küstenstreifen unsicher machen – es war nicht seine Schuld, wenn ihr Unterbewusstsein weniger davon überzeugt war als ihr Verstand, dass diese Angelegenheit Schnee von gestern war.
    Also, reg dich wieder ab, Summers, sagte sie zu sich selbst.
    Vielleicht stimmt ja, was er sagt. Vielleicht machst du dir wirklich unnötig Sorgen. Es wäre nicht das erste Mal, dass du schlimme Träume hast, ohne dass anschließend gleich jemand ins Gras beißt.
    »Sie sind demnach der Ansicht, dass ich, wenn ich das richtig verstehe, in meinen Träumen lediglich verdrängte 6

    traumatische Erlebnisse verarbeite, ein völlig normaler und alltäglicher Vorgang also?«
    »So scheint es jedenfalls.«
    »Na toll.« Sie verzog den Mund. »Hören Sie, das ist nicht gerade die Art von Normalität, die ich mir für mein Leben wünsche.« Okay, Giles hat wahrscheinlich Recht, dachte sie.
    Nein, er hat bestimmt Recht. Es ist sein Job, sich in solchen Dingen auszukennen. Also lass es gut sein, Buffy.
    Sie versuchte den Gedanken an ihre bösen Träume so gut es ging abzuschütteln, griff nach ihren Büchern und machte sich auf, um zum Unterricht zu eilen.
    »Geschieht mir nur recht«, meinte Buffy, »nachdem ich mich darüber beschwert habe, wie langweilig es ist, sich immer wieder mit denselben blöden Vampiren rumzuschlagen.«
    »›Die Geister, die ich rief‹«, stimmte Giles ihr zu, während er seine Bücher ins Regal zurückstellte. »Die schlafende Vernunft spielt uns manchmal üble Streiche.«
    »Die schlafende Vernunft«, hatte Buffy ihn energisch verbessert, »kann einem echt auf den Wecker gehen.«

    Doch das war gestern gewesen und nicht heute. Und gerade jetzt in diesem Augenblick, während draußen ein erstes trübes Grau den heranbrechenden Morgen verkündete, sagte ihr eine innere Stimme, dass Giles mit seiner Annahme völlig falsch lag. Dass mehr hinter diesem Traum steckte als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher