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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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Arme nahm und in Richtung Straße davonstapfte, wo ein Fahrzeug mit der Aufschrift ORGANISATION ZUR RETTUNG DER
    MEERESTIERE darauf wartete, das Bündel in Empfang zu nehmen.
    »Armes Ding«, flüsterte Willow noch einmal, dann wandte sie sich um, bereit, die gesamte Küste Kaliforniens abzuschreiten, falls es sich als nötig erweisen sollte.
    Angewidert blickte sie auf den Sand, dessen perlmuttfarbenes Schimmern unter der gleichen klebrigen Pampe begraben lag, die dem knappen Dutzend Vögel, das sie bereits gerettet hatten, zum Verhängnis geworden war. Etwas früher am Morgen war der Übertragungswagen eines TV-Senders hier aufgetaucht, doch die schleppende und wenig actionreiche Suche nach ölverkleisterten Tieren schien dem Nachrichtenteam das Filmmaterial nicht wert gewesen zu sein, und so war es weitergefahren, um anderenorts nach aufregenderen Ereignissen zu fahnden, über die es zu berichten lohnte.
    Ölverschmutzte Strände lockten eben niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.
    Seufzend setzte sich Willow in Bewegung. Sollte ich jemals diejenigen in die Finger bekommen, die für diesen Schlamassel verantwortlich sind, ging es ihr durch den Kopf, werde ich sie in Frösche verwandeln und in die widerlichste Kloake schmeißen, die ich finden kann. Mal sehen, wie es ihnen 10

    gefällt, von Kopf bis Fuß in irgendeiner ekelhaften Brühe zu stecken und keine Luft mehr zu bekommen!
    Für viele der Vögel, die sie an diesem Morgen am Strand aufgelesen hatten, war jede Hilfe zu spät gekommen. Der Anblick ihrer hilflos und unbeweglich daliegenden Körper hatte Willow mit maßloser Wut erfüllt. Und was es noch schlimmer machte, war die Gewissheit, nicht wirklich etwas gegen die Urheber dieser Tragödie unternehmen zu können.
    Anwälte würden sich mit der Angelegenheit befassen, und bis zu einem Urteilsspruch konnten Jahre vergehen, während derer sie nichts anderes tun konnten, als den Dreck wieder zu beseitigen.
    Aber dieser eine lebt noch, rief sie sich ins Gedächtnis. Viele von ihnen werden überleben, weil wir hier sind.
    Eine mahnende Stimme in ihrem Hinterkopf, die der ihrer Mutter erstaunlich ähnelte, erinnerte sie daran, dass heute ein völlig normaler Schultag war und sie den Anforderungen des Alltags nur schwerlich würde gewachsen sein, wenn sie nicht vorher wenigstens ein bisschen geschlafen hatte. Doch Willow blendete ihre innere Stimme der Vernunft mit einer Leichtigkeit aus, wie sie es vor noch nicht allzu vielen Jahren niemals vermocht hätte. Damals, v. B., vor Buffy.
    Leben zu retten, egal welche, ging auf jeden Fall vor. Auch wenn es sich »nur« um Tiere handelte. Abgesehen davon stand heute nirgendwo ein Test an. Sie könnte einfach mittags in der Bibliothek ein kleines Nickerchen halten und schon würde sie sich wieder besser fühlen. Nicht schlechter jedenfalls, als wenn sie sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um für die Schule zu büffeln. Oder um die Welt zu retten.
    Plötzlich lenkte ein leises Wimmern ihre Aufmerksamkeit auf einen Haufen großer Felsbrocken, die sich ein Stück weit hinter ihr wie von Riesenhand hingeworfen türmten.
    »Häh?« Willow runzelte irritiert die Stirn. Dem Geräusch nach konnte es sich unmöglich um einen Vogel handeln. Aber 11

    schließlich gab es noch andere Tiere, nach denen sie Ausschau halten sollten. Vielleicht lag dort ein Seehund, der vergeblich versucht hatte, der Ölpest zu entrinnen. Sie waren ausdrücklich angewiesen, auch nach den Hafenrobben zu suchen, die vor kurzem in der Gegend gesichtet worden waren. Aber... wäre das Tier dann nicht längst von irgendjemandem entdeckt worden?
    Abermals erklang ein wimmerndes Klagen, das sofort wieder verstummte. Willow blickte suchend umher, um herauszufinden, von wo genau das Geräusch kam.
    Dort drüben!, wusste Willow mit einem Mal und zuckte jäh zusammen. Was hatte ihre Aufmerksamkeit so plötzlich auf exakt diese Stelle gelenkt? Das Geräusch war viel zu undeutlich gewesen, um sich so sicher sein zu können... Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihrem Nacken bemerkbar, so wie sie es bisweilen verspürte, wenn ein Zauberbann oder etwas in dieser Art seine volle Wirkung entfaltete. Die Erfahrungen der letzten Jahre hatten sie gelehrt, dass es gesünder für sie war, ihr natürliches Magie-Frühwarnsystem nicht zu ignorieren.
    Denk daran, warnte sie sich selbst, nur weil du dich hier jenseits der Stadtgrenzen Sunnydales befindest, heißt das noch lange nicht, dass dort nicht etwas
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