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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy
Autoren: Still Missing
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würde über Mom reden wollen, und als ich ihr erzählte, dass ich endlich
doch auf die Kunstschule gehen würde, deutete ich ihr Schweigen als Zeichen der
Überraschung. Als jedoch das Schweigen anhielt, sagte ich: »Weißt du noch? Die
Schule in den Rockies, von der ich schon in der Highschool geredet habe.«
    »Ich weiß.
Ich weiß nur nicht, warum du jetzt dort hinwillst. «
    Ihr Ton
klang locker, aber ich hörte die unterschwellige Missbilligung heraus. Selbst
damals hatte sie mich nicht dazu ermutigt, auf diese Schule zu gehen, aber ich
dachte, es läge daran, dass sie mich vermissen würde. Ich wusste nicht, was
dieses Mal der Grund war, aber ich wusste, dass ich ihn nicht hören wollte.
    »Weil ich
es will«, sagte ich. »Und ich wollte dich bitten, mein Haus für mich zu
verkaufen.«
    »Dein
Haus? Du willst gleich dein Haus verkaufen? Bist du sicher, dass du es nicht
erst einmal nur vermieten ...«
    »Ich bin
mir sicher. Ich werde es in den nächsten Wochen in Ordnung bringen, aber den
Papierkram hätte ich gerne so schnell wie möglich erledigt. Also, wann kannst
du vorbeikommen?«
    Sie
schwieg noch einen Moment, dann sagte sie: »Ich könnte wahrscheinlich am
Wochenende mal reinschauen.«
     
    Am
nächsten Samstagmorgen kam sie vorbei. Während wir die Formulare ausfüllten,
erzählte ich ihr von der Schule, dass ich es kaum abwarten konnte, dass ich am
übernächsten Tag hinfahren würde, um mich einzuschreiben, und wie gut es sein
würde, diesen ganzen Scheiß hinter mir zu lassen.
    Sie sagte
nichts Negatives, aber ihre Reaktionen waren verhalten.
    Als der
geschäftliche Teil erledigt war, setzten wir uns auf die Treppe der vorderen
Terrasse in die Morgensonne. Da gab es noch etwas, über das ich mit ihr reden
wollte.
    »Ich
glaube, ich weiß, was du mir an dem Tag versucht hast zu sagen, als du mit dem
Farbeimer hier aufgekreuzt bist.« Ihre Augen weiteten sich, und die Wangen
bekamen einen rosigen Schimmer. »Keine Angst, ich bin dir nicht böse - oder
Luke. Shit happens.«
    »Es war
nur ein einziges Mal, ich schwöre es«, flüsterte sie. »Wir hatten etwas
getrunken, und es bedeutete gar nichts. Wir haben uns beide solche Sorgen um
dich gemacht, und niemand verstand, was wir empfanden ...«
    »Es ist
schon okay, ehrlich. Wir alle bauen mal irgendwelchen Mist, der uns hinterher
leidtut, aber ich möchte nicht, dass du dich schämst. Vielleicht musste es
einfach sein oder so ähnlich. Aber es ist nicht mehr wichtig.«
    »Bist du sicher?
Ich fühle mich ...«
    »Ich bin
drüber hinweg, wirklich. Und jetzt quäl dich bitte nicht mehr damit, okay?« Ich
stupste sie mit der Schulter an und schnitt eine Grimasse. Sie verzog ebenfalls
das Gesicht, dann verfielen wir in Schweigen und beobachteten ein junges Paar
mit einem Kleinkind am Ende meiner Auffahrt.
    »Ich habe
gehört, dass deine Mom überall herumerzählt, ich hätte versucht, dich aus dem
Projekt zu drängen, bevor du entführt wurdest«, sagte sie nach einer Weile.
    »Ja, sie
sagte, deine Assistentin hätte einer Freundin von ihr oder so ähnlich erzählt,
dass du die ganze Zeit meine Konkurrentin warst, aber ich weiß, dass es
wahrscheinlich nur eine weitere von ihren Lügen war.«
    »Eigentlich
hat sie sogar teilweise recht damit. Man hatte mich tatsächlich gebeten, ein
paar Vorschläge zu unterbreiten, und ich habe mich auch ein paarmal mit dem
Auftraggeber getroffen. Ich wusste, dass sie auch mit jemandem von einer
anderen Firma verhandelten, aber ich wusste nicht, dass du das warst, bis du es
eines Tages erwähnt hast. Ich hab meine Bewerbung auf der Stelle zurückgezogen,
und die Baufirma hat sich nicht wieder bei mir gemeldet, bis du verschwunden
warst.«
    »Du hast
deine Bewerbung zurückgezogen? Warum?«
    »Geschäfte
sind nicht alles wert. Deine Freundschaft war mir wichtiger.«
    »Ich
wünschte, du hättest es mir erzählt. Ich hätte selbst zurückgezogen und dir den
Vortritt gelassen. Du hattest viel mehr Erfahrung, und du hattest schon länger
auf so einen Auftrag gewartet.«
    »Darum
habe ich dir nichts erzählt - ich wusste, dass wir uns am Ende darüber streiten
würden, wer von uns verzichtet.«
    Wir fingen
beide an zu lachen, doch dann wurde Christina wieder still, während sie meinen
Garten betrachtete. »Das ist so ein schöner Ort.«
    Mist, ich
wusste, wohin das führen würde. »Ja, das stimmt, und ich bin sicher, dass
irgendjemand ihn wirklich lieben wird.«
    »Aber du liebst
ihn, Annie, und es ist so schade
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