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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy
Autoren: Still Missing
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beiden, das auf dem Kamin
stand. Wir sahen so glücklich aus.
    Am
nächsten Tag rief ich Christina an und erzählte es ihr. Sie holte scharf Luft,
dann sagte sie: »O Gott, Annie, geht es dir gut? Nein, wie kann es dir
gutgehen? Ich komme sofort vorbei. Ich bringe eine Flasche Wein mit, reicht
das? Nein, wir brauchen eine ganze Kiste. Deine Mom? Deine eigene Mutter hat das
getan?«
    »Ja. Ich
kann es immer noch nicht fassen. Können wir das mit dem Wein verschieben? Ich
... ich brauche nur etwas Zeit.«
    Sie
schwieg, dann sagte sie: »Klar, ja, natürlich. Ruf an, falls du mich brauchst,
okay? Ich lasse alles stehen und liegen und komme vorbei.«
    »Das werde
ich, danke.«
     
    Ich habe
weder Christina noch Luke erzählt, dass ich die Stadt gar nicht verlassen
hatte, und das werde ich auch nicht. Und auf gar keinen Fall werde ich
Christina erzählen, dass meine Mom versucht hat, sie schlechtzumachen. In den
letzten Tagen ist das einzige Geräusch, das ich wahrnehme, diese permanente
Totenklage in meinem Kopf. Und ich kann einfach nicht aufhören zu weinen.
     
    26. Sitzung
     
    Sorry,
dass ich die letzte Sitzung habe ausfallen lassen, aber ich hatte meine Mutter
besucht und brauchte eine Weile, bis ich mich wieder berappelt hatte. Wissen Sie,
es ist komisch, in der Nacht, nachdem ich sie gesehen hatte, wollte ich
unbedingt im Schrank schlafen. Mit meinem Kissen in der Hand stand ich ewig
davor, aber ich wusste, dass es ein Schritt zurück wäre, wenn ich jetzt die Tür
öffnen würde. Also habe ich mich wieder ins Bett gelegt und in Gedanken Ihre
Praxis heraufbeschworen. Ich stellte mir vor, ich würde auf Ihrer Couch liegen,
und Sie würden auf mich aufpassen. So bin ich dann eingeschlafen.
     
    Sie
brachten Mom in denselben Raum, in dem sie auch verhört worden war. Sie sah mir
kurz in die Augen, dann wandte sie den Blick ab und nahm mir gegenüber Platz.
Die Ärmel und Bündchen des schlabberigen grauen Overalls, den sie trug, waren
hochgerollt, und die Farbe ihrer Haut war wie Asche - es ist Jahre her, dass
ich Mom ungeschminkt gesehen habe. Die Mundwinkel hingen nach unten, und ohne
ihren quietschrosa Lippenstift waren ihre Lippen so blass, dass sie mit der
Haut zu verschmelzen schienen.
    Mein Herz
legte einen Stepptanz hin, während ich krampfhaft überlegte, was ich sagen
sollte - äh, tja, Mom, warum hast du mich eigentlich entführen
lassen? - und ob ich ihre Antwort hören wollte. Doch bevor ich
irgendetwas sagen konnte, fragte sie: »Was sagt Val dazu?«
    Überrascht
sagte ich: »Sie hat eine Nachricht hinterlassen, aber ich habe nicht ...«
    »Du darfst
ihr nichts erzählen!«
    »Wie
bitte?«
    »Nicht,
ehe wir uns überlegt haben, was wir machen.«
    »Wir? Du wirst
diese Sache allein durchstehen müssen, Mom. Ich bin nur hier, damit du mir
erklärst, warum du mir das angetan hast.«
    »Gary
sagte, du wüsstest alles. Du musst mir
helfen, Annie, du bist meine einzige Chance, damit...«
    »Warum zum
Teufel sollte ich dir helfen? Du hast jemanden dafür bezahlt, mich zu
entführen, mir weh zu tun, und jetzt ...«
    »Nein! Ich
wollte nicht, dass dir jemand weh tut - es ist nur ... schiefgegangen, alles
ist schiefgegangen, und jetzt...« Sie stützte den Kopf in die Hände.
    »Und jetzt
ist mein Leben ruiniert, und du sitzt im Knast. Gut gemacht, Mom!«
    Sie hob
den Kopf und sah sich mit hektischen Blicken im Raum um. »Das ist nicht
richtig, Annie, ich kann nicht hierbleiben, ich werde krepieren.« Sie beugte sich über den Tisch und ergriff meine Hand. »Aber wenn du
mit der Polizei reden würdest, könntest du ihnen sagen, dass du keine Anzeige
gegen mich erstattest, oder erklären, dass du verstehst, warum ich das tun
musste ...«
    »Ich verstehe es aber
nicht, Mom.« Ich zog meine Hand fort.
    »Ich hatte
keine andere Wahl - schließlich hast du den ersten Platz immer knapp verfehlt.«
    »Es war
also meine Schuld?«
    »Du weißt
doch, wie Val mich behandelt hat. Wie sie auf uns heruntergeschaut hat.«
    »Und ich
weiß, wie du sie behandelt hast. Aber sie hat ihre Tochter nicht gleich
entführen lassen.«
    Mit Tränen
in den Augen sagte sie: »Du hast ja keine Ahnung, Annie. Keine Ahnung, was ich
durchgemacht habe ...« Sie verstummte.
    »Es hat
etwas mit Dwight zu tun, oder?«
    Schweigen.
    »Wenn du
es mir nicht erzählst, gehe ich los und frage Tante Val.«
    Mom beugte
sich über den Tisch und rief verzweifelt: »Das darfst du mir nicht antun, sie
würde es nur benutzen, um ...« Die Tür wurde geöffnet,
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