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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition)
Autoren: Luanne Rice
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Stunden ununterbrochen geschlafen. Und von ruhebedürftig kann ohnehin keine Rede sein, nachdem du die Schule geschmissen hast – wann war es gleich wieder, Anfang April?«
    Keine Reaktion. Zebs Vater hätte ihn umgebracht, wenn er vorzeitig von der Schule abgegangen wäre. Er hätte ihn mit Spott überhäuft, ihn vermutlich aus dem Haus geworfen. Zeb konnte beinahe die Verachtung in seiner Stimme hören: »Wenn du nicht mehr zur Schule gehen willst, auch gut: Such dir einen Job. Finanzier dir dein Leben selber. Es wird Zeit, dass du auf eigenen Füßen stehst.«
    Vielleicht sollte er mit Michael genauso verfahren. Vielleicht war die Methode seines Vaters, der harte Weg, die beste. Seinen Sohn wachrütteln und ihm eine Gardinenpredigt halten, dass ihm Hören und Sehen verging. Ihm klarmachen, dass er mit ihm nach Connecticut fuhr, wo sein Großvater, inzwischen im Ruhestand, ein Highschool-Lehrer erster Güte gewesen war, und dass sein Enkel Mist gebaut hatte – auch wenn er es noch nicht wusste.
    »Pferde«, sagte Zeb stattdessen, während er aus dem Fenster auf die beiden Kastanienbraunen blickte, die auf einer Weide grasten. Wenn es eines gab, was Michael liebte, dann waren es Pferde. Aber der Junge rührte sich immer noch nicht.
    »Mach ruhig so weiter. Verpass alles. Verschlaf die ganze Fahrt – verschlaf dein Leben, Kumpel.«
    Als Zeb klein gewesen war, hatte sein Dad ihn als seinen Kopiloten bezeichnet. Er hatte ihm beigebracht, an einer Kreuzung nach rechts und links zu schauen und sich zu vergewissern, dass alles klar und startbereit war – wie auf einer Rollbahn. Aus irgendeinem Grund hatte er sich vorgestellt, dass Michael und er die Straßenkarte zwischen sich liegen haben würden, aufgeschlagen, gemeinsam die Route planend, und Abstecher zum Grand Canyon, zu den Viehhöfen oder nach Graceland machen würden. Aber nichts dergleichen, Funkstille auf der ganzen Strecke von Los Angeles. Eine große Leere: ein Schwarzes Vater-und-Sohn-Loch. Zeb dachte an die schwierige Frühgeburt in Kalifornien zurück, vor annähernd achtzehn Jahren, als er die Hand seiner Frau gehalten und gebetet hatte, das Kind möge lebend zur Welt kommen, gesund sein, glücklich werden …
    Es herrschte im Moment nur wenig Verkehr; ein Schatten kreuzte die Motorhaube des Wagens, und als Zeb aus dem Fenster blickte, entdeckte er einen rotschwänzigen Falken, der sich über ihnen in die Lüfte schwang, ein zappelndes Kaninchen in den Klauen; er sah ihm nach, bis er im Wald verschwand. Abermals dachte er an Rumer und verspürte einen Schauder, als wäre der Falke ihr Bote.
    Unruhe erfasste ihn – zum hundertsten Mal an diesem Tag. Die Explosion im Weltraum hatte ihn aufgerüttelt, hatte seine ganze Aufmerksamkeit von der Verstandes- auf die Herzebene verlagert. Die Wucht, mit der sie erfolgt war, hatte ihn seelisch aus der Bahn geworfen, und er war überzeugt gewesen, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Danach war nichts mehr in seinem Leben wie früher: Er fühlte sich zerrissen, die Explosion hatte ein Loch in seinem Inneren hinterlassen, das nur ein Gespräch mit Rumer zu füllen vermochte.
    Er wusste, dass es nie mehr so sein würde wie früher, dass es ihm niemals gelingen würde, sie zurückzuerobern. Aber er musste versuchen, seinen Fehler wieder gutzumachen oder zumindest Abbitte zu leisten. Deshalb musste er nach Hause, nach Connecticut. Er trat aufs Gaspedal, bis die Nadel des Tachometers die zulässige Höchstgeschwindigkeit von achtzig überschritt, nur um sich selbst davon abzuhalten, den Highway an der nächsten Ausfahrt zu verlassen und kehrtzumachen.
    Hubbard’s Point, das ureigene Territorium der Schwestern. Zeb umklammerte das Lenkrad und fragte sich, wie es wohl sein mochte, das Wiedersehen mit Rumer, ob es überhaupt etwas brachte, die Wahrheit einzugestehen, sobald er dort war, ob sie bereit – oder überhaupt in der Lage – sein würde, ihn anzuhören. Michael stöhnte im Schlaf. Über ihnen spannte sich der endlose blaue Himmel bis zum Horizont, mit unsichtbaren silbernen Sternen gesprenkelt, und bahnte ihnen den Weg nach Hause.

3
    Q uinn Grayson saß in der letzten Reihe im Tierheilkunde-Kurs – ein Wahlfach, das den Biologieunterricht der Erstsemester ergänzte –, starrte ihren Prüfungsbogen an und hörte, dass ihre Klassenkameraden wie verrückt vor sich hin kritzelten. Alle waren mit Feuereifer bei der Sache. Sie brannten darauf, die Antworten zu Papier zu bringen – schrieben mit
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