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Sternenkönig - Eine Weihnachtslegende

Sternenkönig - Eine Weihnachtslegende

Titel: Sternenkönig - Eine Weihnachtslegende
Autoren: PeP eBooks
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Vor allem, wenn wir weiter ins Judenland kommen, halte dich von ihnen fern. Das Land liegt wie im Fieber. Viele warten auf einen Erlöser, der das Volk der Juden befreien und uns Römer übers Meer davonjagen soll.«
    »Der König muss schon lange da sein«, entschlüpfte es Silbermond.
    Nun drängte der Hauptmann ihn, er solle ihm mehr erzählen. Aber als Silbermond von seinem Himmelslicht berichtete, da schaute ihn der Hauptmann misstrauisch an und sagte verächtlich: »Die Sternguckerei hat schon manchem Menschen den klaren Verstand umnebelt.« Und er kehrte Silbermond den Rücken zu.

Die Römer ließen Arabien hinter sich. Im Judenland führte eine breite Straße auf Jerusalem zu. Als sie sich der Stadt näherten, ordnete der Hauptmann an eine längere Rast zu machen. Alle Soldaten mussten sich den Wüstenstaub aus den Kleidern schlagen und die Helme, die Schwerter und die Lanzenspitzen blank putzen. Wohl geordnet zogen sie in Jerusalem ein.
    Vor ihnen ragte hoch über die Dächer hinaus der wunderbare Tempel der Juden. Das gewaltige Gebäude über dem Häusergewirr sah aus wie eine Glucke, die ihre Küken um sich schart. Die Römer aber marschierten in die Burg Antonia und wurden dort mit Hörnerschall und Trommelschlag empfangen.
    Silbermond verabschiedete sich von dem Hauptmann.
    »Du hast deinen Dienst gut verrichtet«, lobte der und schenkte ihm eine Silbermünze.
    Damit wurde Silbermond entlassen. Er wanderte ziellos durch die Stadt. Immer wieder erkundigte er sich nach dem König der Könige, aber die Juden, die er danach fragte, wussten auch nichts Näheres.
    »Er wird als großer Herrscher kommen und sein Volk befreien«, sagte einer.

    Ein anderer antwortete: »Der Messias ist uns versprochen. Eines Tages ist es soweit. Ich glaube, der Tag steht kurz bevor.«
    Silbermond wusste es besser. Der König der Könige musste längst geboren sein. Der Stern, den er so viele Jahre zuvor zum ersten Mal gesehen hatte, konnte ihn nicht trügen.
    »Geh zu Johannes an den Jordanfluss«, riet ihm einer. »Er ist ein Prophet. Vielleicht weiß der mehr.«
    Da fragte sich Silbermond zu Johannes durch und fand einen Feuerkopf. Johannes hatte ein raues Gewand an und seine Stimme schallte über den Jordan bis weit zu den Hügeln.
    »Mitten unter euch ist er! Ihr kennt ihn nicht. Ich bin nicht wert seine Sandalen aufzuschnüren!«, rief Johannes. Lange lauschte Silbermond dem Rufer am Jordan. Johannes wirkte
so sicher, dass Silbermond neuen Mut fasste. Zwei reich gekleidete Juden, die auch dem Johannes zugehört hatten, wandten sich ab und machten sich auf den Heimweg.
    »Er ist ein Phantast«, sagte der eine. »Alle werden es merken, wenn der Messias, der neue König, kommt.«
    »Und wir Frommen werden es als Erste erfahren«, fügte der andere hinzu.
    »Er ist gewiss schon da«, sagte Silbermond, doch die beiden schauten nur hochmütig auf den Kerl, der da in seinem abgetragenen Umhang am Straßenrand hockte.
    Der Erste sagte: »Was weiß schon ein alter Strolch vom Messias! « Und er spie vor ihm aus.
    Da erschrak Silbermond. Er beugte sich über das Wasser des Jordanflusses: Sein Haar war ergraut, so viele Jahre war er bereits auf dem Wege. Er sagte zu sich: »Die Menschen in diesem Land warten auf den König der Könige mehr als überall in der Welt. Ich bin dort angelangt, wohin der Stern mich hat bringen wollen. Wenn ich auch alt bin, ich werde die Suche nicht aufgeben.«
    Er ging zum Tempel. Dort jagte man ihn davon und warf mit Steinen nach ihm. Eine alte Frau jedoch hatte Mitleid mit ihm und bot ihm einen Schluck Wasser an. Auch diese Frau fragte er: »Wo finde ich den König der Könige, den ihr Messias nennt?«
    Die Frau schaute ihn erschrocken an, zog ihn aber dann in ihr Haus und flüsterte ihm zu: »Ich hatte einen Onkel, der hieß Simeon. Er ist sehr alt geworden. Kurz vor seinem Tode
hat er mir gesagt, seine Augen hätten das Heil geschaut. Er war sehr glücklich. Aus Galiläa wären sie gekommen und hätten den Messias in den Tempel getragen, hat er gesagt. Aber das ist wohl schon an die dreißig Jahre her. Mein Onkel ist längst tot und von unserem Retterkönig keine Spur.«
    Silbermond verließ Jerusalem und wandte sich den Jordanfluss aufwärts. Er zog durch das Land der Samariter und gelangte nach Galiläa. Dort durchstreifte er die Dörfer und Städte und fragte nach dem neuen König, aber er bekam die gleichen Antworten wie in Jerusalem. Allmählich wurde Silbermond mutlos. Eines Tages kam er müde
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