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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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hatte Serafina sie von innen verschlossen. Es gab auch ein Tastenfeld für numerische Codes, und Waverly, die den Code vor langer Zeit einmal gewusst hatte, versuchte mehrere Kombinationen, aber die Tür blieb geschlossen.
    »Serafina!«, schrie sie und donnerte dabei gegen die Savannenlandschaft, aber das Mädchen hörte sie natürlich nicht. Waverly würde einbrechen müssen.
    Sie zog ein Taschenmesser heraus, das sie zu ihrem fünfzehnten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, klappte es auf und schob die Klinge hinter die Abdeckplatte des Schlosses. Dann hebelte sie die Metallplatte ab, brach das Tastenfeld weg, legte das Kabelgewirr darunter frei und dachte nach. Sie könnte die Kabel durchschneiden, aber sie war sich ziemlich sicher, dass das die Tür endgültig verschließen würde. Nein, sie musste den Mechanismus in Betrieb setzen, das würde die Tür öffnen. »Es gibt nur An und Aus.« Sie rezitierte die Lektionen über Stromkreise, die sie letztes Jahr in Elektronik in der Schule durchgenommen hatten, und suchte den Mechanismus, um die Tür zu öffnen. Er war mit gelbem Plastik ummantelt, aber die Kupferenden lagen frei und steckten unter einer beweglichen Kupferplatte, und jetzt hing die Platte offen. Konnte es so einfach sein? Waverly drückte auf die Kupferplatte, hielt sie an das Kabel – und taumelte zurück. Der elektrische Schock fuhr ihr durch den Arm in die Brust, und einige lange Momente stand sie nur wie angewurzelt da, lauschte ihrem wilden Herzschlag und starrte auf ihre schmerzende Hand.
Notfall,
dachte sie.
Das hier ist ein Notfall.
Sie durfte nicht in einen Schockzustand fallen. Sie zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    Als sie wieder denken konnte, sah sie, dass die Tür aufgesprungen war.
    »Serafina«, flüsterte sie, während sie durch das kleine Apartment humpelte. Der Stromschlag hatte die Muskeln in ihrer rechten Seite verkrampfen lassen, besonders jene in ihrem Arm. So schnell sie konnte, stolperte sie zum Zimmer des Mädchens. Es schien leer zu sein, aber die Tür zum Kleiderschrank war nur angelehnt. Waverly öffnete sie und fand Serafina zu einem Ball im Mittelregal zusammengerollt, die Knie umfasst, die Augen zugekniffen. Das Mädchen musste die merkwürdige Erschütterung gespürt haben, die erst vor wenigen Augenblicken durch das Schiff gelaufen war. Sanft legte Waverly eine Hand auf Serafinas Hüfte, und das kleine Mädchen öffnete die Augen, panisch zuerst, aber als es Waverly erkannte, schien es erleichtert zu sein.
    »Wir müssen los«, sagte Waverly und streckte ihre unverletzte Hand aus.
    Serafina griff danach und folgte ihr durch das Apartment und den Gang hinunter zum Auditorium. Gerade als sie ins Treppenhaus traten, flackerten die Lichter und erloschen schließlich ganz. Serafinas Fingernägel gruben sich in Waverlys Daumen, und ihr Herzschlag war von dem elektrischen Schlag noch immer derart beschleunigt, dass sie ohnedies jeden Moment damit rechnete, einen Herzinfarkt zu erleiden. Da endlich sprang die Notfallbeleuchtung an und warf ein mattes orangefarbenes Glühen auf die Metalltreppe. Hand in Hand machten sich die Mädchen auf den Weg hinab ins Auditorium.
    Erneut lief ein Schaudern durch das Schiff, ein schmerzhaftes Stöhnen des Metalls. Die Luft im Korridor geriet in Bewegung, als wäre ein unsichtbarer Ventilator eingeschaltet worden.
    Sie gingen um die Ecke und sahen das Auditorium im schwachen Lichtschein. Zuerst dachte Waverly, die anderen Kinder hätten es nicht bis hierher geschafft, weil kein einziges Geräusch zu hören war – eine schiere Unmöglichkeit, wenn sich wirklich alle zweihundertfünfzig Kinder in einem einzigen Raum versammelt hatten.
    Langsam gingen Serafina und Waverly auf die offene Tür zu, bis sie hineinsehen konnten.
    »Oh, Gott sei Dank, sie haben es geschafft«, murmelte Waverly.
    Und tatsächlich, dort hockte Felicity auf dem Boden zusammengekauert, umgeben von einem Dutzend Kindergartenkindern, die sich alle auf einen einzigen Punkt vor sich konzentrierten.
    Als Waverly ungefähr drei Meter von der Tür entfernt war, sah ihr Felicity in die Augen. Sie schüttelte den Kopf kaum wahrnehmbar und hielt eine Hand hoch.
Bleibt, wo ihr seid,
bedeutete das. Serafina nickte, aber Waverly wollte etwas näher heran, um herauszufinden, was Felicity meinte. Sie humpelte durch den kleinen Vorraum zu der offen stehenden Tür und winkte Felicity zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber Felicity ignorierte sie. Ebenso wie Seth,
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