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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
Autoren: Guido Seifert
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drehte.
    »Wir beschleunigen jetzt«, meldete Shuttle-Pilot Thelko Gensheimer über die Kabinenlautsprecher.
    Missie spürte nur einen winzigen Augenblick lang einen leichten Anpressdruck, doch nahezu im gleichen Augenblick war alles wie zuvor.
    »Können wir Blue Jewel eigentlich ohne Schutzanzüge betreten?«, fragte Missie die Medizinerin.
    »Die Schwerkraft ist deutlich höher als wir es gewöhnt sind – aber ich denke, nach einer gewissen Zeit haben wir uns daran gewöhnt. Der erhöhte Luftdruck dürfte unserem Wohlbefinden auf Dauer mehr zu schaffen machen.«
    »Zur Not können wir auch Antigravanzüge benutzen, die zugleich den erhöhten Außendruck abschirmen«, ergänzte Turanagi.
    Missie fixierte den Telepathen, dessen dunkle Haare recht kurz geschnitten waren und sich nicht von menschlichen Haaren unterschieden. Nur Turanagis Augen, bei denen die grün schimmernde Iris mit einer Vielzahl winziger goldfarbener Einsprengsel versehen war, erinnerten an die außerirdische Herkunft.
    »Das sind rechte Ungetüme, müssen Sie wissen«, erklärte Dr. Scott. »Die Kombi ist mit einem recht schlanken Exoskelett gekoppelt, das servomechanisch gesteuert wird. Komfortabel kann man diese Dinger allerdings nicht nennen, und jemand, der bei der Bedienung der Anzüge ungeübt ist, kommt dabei wahrscheinlich schneller ins Schwitzen als aufgrund der Umweltbedingungen.« Die Ärztin lächelte, und Missie lächelte zurück.
    Das leise Summen des Mesonentriebwerks wirkte einschläfernd und führte dazu, dass Missie begann, ihren Gedanken nachzuhängen. Sie hoffte von Herzen, dass Blue Jewel viele genießbare Sorten von Früchten bereithielt.
    Mit klopfendem Herzen stellte sie sich vor, wie der dazu bestimmte Frachtraum der STERNENFAUST sich mit jedem weiteren Shuttleflug füllte und sich die Container am Ende bis unter die Decke stapelten. Ein solches Kontingent würde für einige Monate reichen, und Missie malte sich aus, wie sich die Stimmung der Crew mit jeder neu servierten Frucht verbesserte und sie selbst, anstatt despektierlichen Äußerungen ungehobelter Marines ausgesetzt zu sein, über den grünen Klee gelobt würde.
    »Wir treten jetzt in die äußere Atmosphäre Blue Jewels ein«, informierte Thelko Gensheimer die Shuttle-Besatzung und unterbrach Missies Gedankenfluss.
    Es dauerte nicht lange, und das schwarze, sternenübersäte All, das Missie im gegenüberliegenden Fenster sah, wich zunehmend dem bläulich leuchtenden Atmosphärenband des fremden Mondes. Kurze Zeit später versetzten die dichter werdenden Gasschichten das Shuttle in eine leichte Vibration und rüttelten kaum merklich an dem Stahlgefährt. Der größte Teil der auftretenden Kräfte wurden von den Stabilisatoren neutralisiert.
    Und wiederum ein wenig später verdrängten gelb-orangefarben glühende Schleier das Blau des Luftozeans. Das erhitzte Gas der Atmosphäre strömte als ein Bündel wilder Flammenzungen an der hitzebeständigen Außenhaut der Fähre vorbei. Die Stabilisatoren bekamen jetzt noch mehr zu tun, und das Rütteln wurde ein wenig stärker.
    Missie bemerkte aus den Augenwinkeln, das Kendra Scott den Kopf nach ihr umwandte. Offenbar wollte sich die Ärztin versichern, dass es Missie gut ging.
    »Ich habe schon schlimmere Atmosphärenflüge erlebt, Doktor Scott«, sagte Missie gewollt lässig und blickte die Medizinerin grinsend an.
    Die glühenden Schleier vor der Sichtluke verloren langsam an Intensität. Offenbar bremste die dichter werdende Atmosphäre des Mondes das Shuttle ab, und es verlor an Geschwindigkeit.
    Bald war das Sichtfenster neben Turanagi nur noch von strahlendem Hellblau erfüllt, und Vibrationen waren jetzt kaum noch spürbar.
    »Scheint so, als ob wir den Fladen aus dem Fett …«, setzte Missie gerade vergnügt an, als ein entsetzlicher Knall ertönte.
    Im nächsten Augenblick sprühten Funken aus der Deckenverkleidung, und es stank sofort nach verschmortem Kunststoff. Die Flugstabilisatoren versagten, und Missie wurde wesentlich stärker durchgeschüttelt als beim Eintritt in die Atmosphäre.
    Plötzlich war Rauch in der Kabine, und Missie vernahm dumpfe Schreie und geächzte Flüche. In ihrem geschockten Zustand bekam sie kaum noch mit, wie die Marines im hinteren Teil des Shuttles mit Handfeuerlöschern ein Feuer zu bekämpfen suchten.
    »Was ist passiert?«, rief Turanagi.
    »Alles tot!«, erwiderte Thelko Gensheimer, und seine Stimme war jetzt nur noch direkt und nicht mehr über die Bordlautsprecher zu
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