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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
Autoren: Manfred Weinland
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gefährdet.«
    »Ich denke nicht nur an mich!«, sagte sie erbost.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Ich hoffe, dass du mich nicht für so herzlos hältst. Oder für so egozentrisch.«
    »Wäre ich dann hier?«
    Sie wirkte unschlüssig.
    Ganz bestimmt nicht , antwortete er für sich selbst, und endlich löste sich der Ärger in ihrer Miene auf.
    »Reden wir nicht mehr darüber. Da vorne endet der Gang.«
    »Eine Tür«, sagte Taro. »Dafür haben wir nicht auch noch einen Schlüssel, oder?«
    »Ich glaube nicht, dass man hier noch Schlüssel braucht. Wozu auch? Es würde diejenigen, die hier ein- und ausgehen, nur unnötig behindern.«
    Das leuchtete Taro ein.
    Die Tür erwies sich auch wenig später tatsächlich als unverriegelt. Ein leichter Druck dagegen genügte, um sie aufschwingen zu lassen.
    Dahinter begann das private Reich des Gesandten von den Sternen.
     
    *
     
    Auf den ersten Blick wirkte der Raum, den Taro und Jinu betraten, fast so spartanisch eingerichtet wie die große Halle, deren Leere und Weite nur einem Zweck zu dienen schien: den Schrein in den Fokus des Betrachters zu rücken.
    Bei genauerem Hinsehen jedoch blieb der Blick doch an einer Anzahl von Gegenständen haften, die jedoch allesamt so ungewöhnlich geformt waren, dass der Verstand Mühe hatte, sie in ihrer Bedeutung zu erfassen.
    Erstaunlicherweise dauerte es jedoch nur eine Weile, bis sich der Geist darauf eingepegelt hatte, und schon nach wenigen Atemzügen bestätigte Jinu Taros eigenes Erleben.
    »Seltsam! Für einen Moment hatte ich geglaubt, der Raum hier sei leer. Dann entdeckte ich nach und nach Dinge, die ich nicht zuordnen konnte, und jetzt …«
    »Jetzt kommen sie dir fast schon vertraut vor« , ergänzte Taro den Gedanken und fügte hinzu: »Wie du merkst, geht es mir ganz genauso.« Laut sprach er aus: »Hat dein Vada auch darüber nie ein Sterbenswörtchen verraten?«
    »Nie.«
    Er glaubte ihr; sie beteuerte den Gedanken mit Bildern der Überzeugung und Entschlossenheit.
    »Eigenartig. Da – der Tisch mit dem Stuhl dahinter! Wer von unseren Formern, glaubst du, wäre dazu in der Lage, solches zu erschaffen?«
    Former waren begnadete Karolaner, die intuitiv Einfluss auf das Wachstum der für den Hausbau gebräuchlichsten Pflanzengattung zu nehmen vermochten. Unter ihrer Kontrolle entstanden all die Gebäude, die dem Cluster sein Gesicht gaben. Besonders begabte Former mussten dereinst auch den Turm des Prinzipals erbaut und eingerichtet haben. Andererseits …
    Taro sträubte sich kurz gegen den Gedanken, ließ ihn dann aber doch zu.
    War es denkbar, dass das Innenleben, das Jinu und er hier vorfanden, vom Weisen selbst entworfen und erschaffen worden war?
    Er ließ Jinu an seinem Gedanken teilhaben.
    Zu seiner Überraschung verwies sie die Idee nicht ins Reich des Absurden, sondern musterte Taro erst verwundert, dann mit unübersehbarem Respekt. »Das könnte sein. Das würde erklären, warum diese Dinge für unser Begreifen so schwer fassbar sind.«
    Sie traten beide auf die Kombination aus Tisch und Sitz zu. Selbst als ihre Hände über die Oberfläche des Möbels glitten, vermochte ihr Gehirn die Botschaften, welche die Nerven übertrugen, nicht in die üblichen Muster wie kalt, warm, hart, weich, glatt oder rau einzuordnen.
    Doch wie beim Sehen änderte sich auch dies von Atemzug zu Atemzug.
    »Es fühlt sich wunderbar an« , schwärmte Jinu. »Ich wünschte, ich hätte so etwas zuhause. Es ist, als würde das Material zu mir sprechen. Mir Wohlgefühl vermitteln wollen. Wie ist es für dich?«
    »Besser kann man es nicht in Gedankenbildern ausdrücken.«
    Taro suchte den Tisch nach Fächern ab, die entweder offen waren oder sich öffnen ließen, doch er wurde auch dann nicht fündig, als er versuchte, sich restlos auf das Möbel einzulassen.
    »Alles ist kahl«, sagte er. »Wer lebt auf diese Weise? Jeder verursacht ein gewisses Maß an Unordnung. Ich, du bestimmt auch! Oder unsere Matern. Aber hier liegt nichts herum. Das ist doch komisch.«
    »Hier ist es fast steril«, sagte Jinu.
    Taro machte eine Geste zu den übrigen Einrichtungsgegenständen. »Nicht nur der Tisch, alles hier.«
    Sie konnten keine Schränke entdecken, nur ein paar Gestelle, auf denen fein säuberlich Objekte arrangiert waren, bei denen es sich um Kunstgegenstände handeln mochte. Um pures Dekor. Oder um etwas völlig anderes, dessen Bedeutung einfach nicht klar wurde beim bloßen Betrachten.
    »Ich sehe nirgends ein Bett«, sagte Jinu.
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