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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
Autoren: Manfred Weinland
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anderen Weisen auf diese Welt gekommen war.
    Sie, so hieß es, hatten auch die ersten Eponen nach Karol gebracht, waren selbst auf ihnen geritten.
    Natürlich hatte es sich dabei um Heros-Eponen gehandelt. Ob es eine Gattung gab, die in ihrer Stärke und Ausdauer noch überwältigender war als Heros-Eponen, beschäftigte Karolaner, seit sie die Fesseln ihrer Welt mit diesen wundervollen Geschöpfen zu überwinden gelernt hatten. Aber außer vagen Theorien hatte es dafür nie einen Beweis gegeben.
    Trotzdem hatte genau dieser Gedanke Taro stets beflügelt.
    Zu seiner eigenen Überraschung brach er irgendwann die Stille mit der Frage: »Hat dein Vada dir gesagt, woran Manak starb?«
    Jinu löste sich aus ihrer Trauer-Trance. Ihr Blick flackerte, weil sie offenbar nicht mit der Störung gerechnet hatte. Doch dann erwiderte sie ohne Vorwurf: »Nein. Als Verkünder hat er den heiligen Eid abgelegt, nichts von dem, was innerhalb des Turms zwischen ihm und dem Prinzipal gesprochen wurde, gegen dessen Wunsch nach draußen dringen zu lassen.«
    »Und es war der Wunsch des Prinzipals, die Gründe seines Ablebens im Unklaren zu lassen?«, hakte Taro nach.
    Mehr noch als sein erster Einwurf, schien diese neuerliche Frage Jinu zu verunsichern.
    Schließlich sagte sie: »Ich weiß es nicht. Aber unser Weiser lebte schon bedeutend länger als alle anderen. Wie du weißt, galt er als der Letzte seiner Art. Irgendwann musste auch er das Zeitliche segnen.«
    »Er machte nicht den Eindruck, schon so altersschwach zu sein. Oder so krank.«
    »Vielleicht äußert sich mein Vada dazu noch. Offiziell in seiner Funktion als Verkünder.«
    »Glaubst du, dass er der neue Prinzipal wird?«
    In Jinus Augen erwachte Stolz. »Wer sonst käme dafür infrage?«
    »Ja«, sagte Taro. »Wer sonst? Aber wer wird dann Verkünder?«
    »Darüber wird der neue Prinzipal verfügen – so wie der alte es stets tat, wenn die Vorgänger meines Vadas aus ihrem Amt schieden.«
    »Wer auch immer, ich werde es nicht werden«, sagte Taro finster.
    »Dabei wäre es die Möglichkeit, die Kluft zwischen unseren so unterschiedlichen Herkünften zu überbrücken.«
    »Und das wünschst du dir? Dass ich standesgerecht für dich werde?«
    Jinus Blick wandelte sich von Stolz zu tiefer Sehnsucht. »Ich wünsche mir nichts auf der Welt mehr, als mit dir zusammen sein zu können – wie Mann und Frau. Und dass ein Kind aus dieser Liebe erwächst.«
    Ein Kind.
    Taro schwindelte bei dem Gedanken. Nicht, weil er ihn ablehnte, sondern weil es auch für ihn der Inbegriff von Glück wäre, einen Nachkommen mit Jinu zu zeugen.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und küsste sie auf geistiger Ebene so innig, dass er fürchtete ohnmächtig werden zu müssen. Aber sie wehrte sich nicht dagegen. Im Gegenteil: So, wie sie die mentale Zärtlichkeit erwiderte, hatte sie Taro noch niemals zuvor an sich herangelassen.
    Nun mussten sie sich beide festhalten, um nicht den Boden unter ihren Füßen zu verlieren.
    Und das im Angesicht einer Leiche.
    Irgendwann holte genau dieser Gedanke sie beide wieder in die Realität zurück.
    Mit einem seligen Lächeln sagte Jinu auf der Geistebene: »Das war wunderschön.«
    »Ja. Wunderschön.«
    Ohne dass er es wollte, schlich sich Niers Bild in Taros Gedanken, und vorbei war es mit seiner Unbeschwertheit.
    So nah, wie sie sich waren, merkte Jinu sofort, welcher Schatten sich über seine Gefühle gelegt hatte.
    Sie reagierte prompt, griff in eine Tasche ihres Kleides und förderte etwas zutage, das Ähnlichkeit mit dem Schlüssel hatte, der ihnen den Zugang zum Turm ermöglicht hatte. Nur war diese Scheibe nicht einmal halb so groß, hauchdünn und von ständig changierender Farbgebung.
    »Was ist das?«, fragte Taro, obwohl er die grundsätzliche Bedeutung erkannte: ein weiterer Schlüssel.
    »Ich bin nicht das, was du die ganze Zeit in mir gesehen hast«, sagte Jinu. »Ich bin nicht das brave Mädchen, das selbst meine Mater und mein Vada in mir sehen. Sehen wollen.«
    »Sondern?«
    Ihr Blick wurde noch rätselhafter, aber zu seinem Erstaunen gefiel Taro diese ihm noch wenig vertraute Jinu.
    »Mehr noch als alles andere bin ich unsagbar neugierig.«
    »Und das heißt?«
    Sie seufzte. »Das heißt, dass ich gerne wüsste, wie es dort aussieht, wohin außer meinem Vada niemand Zutritt hatte, seit er zum Verkünder ernannt wurde. Niemand außer ihm und demjenigen natürlich, dem er diente.«
    »Manak.«
    Sie bejahte.
    »Du meinst, du hast den
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