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Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Titel: Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan
Autoren: Anonymous
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die sich immer weiter in seinem Körper ausbreitete, war sein ständiger Begleiter. Selbst am Tag schlich sich der Raureif in sein Gefieder, und die Nacht mit ihrer Eiseskälte kannte kein Erbarmen.
    Angst!
    Der Geschmack der Furcht lag auf seiner Zunge. Seine Halsfedern stellten sich auf, oder bildete er sich das nur ein? Er konnte seine Arme nicht bewegen, sonst hätte er sich am Hals kratzen können, aber besaß er überhaupt noch Arme? So wie er auf einem Auge blind war? Er spürte nichts, keine Muskeln, keine Finger, nicht einmal seine Nieren.
    Die Angst griff mit eisigen Klauen nach ihm. Aber ein Tanjaj hatte keine Angst!
    Tan … Tanjaj … Was war das? Das Wort hörte sich nach Krieg und Tod an, nach schwarzen Rüstungen, wie sie die Gestalten trugen, deren verschwommene Körper vor ihm standen und deren Fratzen mit geschlossenen Schnäbeln zum höchsten der graublauen Riesen starrten; einem riesigen Ei, das alle anderen überragte.
    »Rai…sa … tot …«, schienen die Schnabelbewegungen zu bedeuten.
    Wer war Raisa? War der so tot wie er selbst?
    Ein Zittern ging durch seine Brust. Er musste den Gedanken festhalten, er musste … Hatte er dieses Raisa gekannt? Bilder eines jungen Wesens mit einem weichen Schnabel stiegen aus seinem Unterbewusstsein hoch – und das Knallen von Jara-Stäben mit Metallspitzen auf leichte Körperpanzer – Krieg! Er schloss sein Auge.
    Erz.
    Der metallische Geschmack eines Messers breitete sich in seinem Schnabel aus. Oder war es Blut?
     
    *
     
    Als er sein rechtes Auge wieder öffnete, waren die Massen auf dem Platz verschwunden. Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Mika, Tage, Monate?
    Er hatte nichts, womit er die Zeit hätte messen können, nur die Wolken und die Schatten auf dem Platz. Die Schatten waren lang, und ein Trupp der schwarzen Krieger warf sie; Krieger, die mit offenen Schnäbeln in den Himmel glotzten.
    Grüne Blitze zuckten von ihnen hinauf, wo metallene Käfige mit Dreiecksegeln davon unbeeindruckt ihre Bahnen zogen, und als Antwort stießen brennende Strahlen aus den Wolken.
    Eine Gestalt rannte auf sein Gefängnis zu. Durch gelbe Schlieren hindurch sah er einen schlanken Hals und dunkle Augen, die ihn anzuflehen schienen. War das nicht seine Schwester?
    Mein Gott! Hinter Lera-Taris tauchten unförmige zottelige Wesen auf, die sich wie Tiere auf vier Beinen fortbewegten. Die Krieger schossen ihre grünen Strahlen auf die Ausgeburten der Hölle, aber sie prallten von deren Panzern einfach ab. Dafür entblößten die Vierbeiner im Galopp ein rundes Maul voll mit spitzen Zähnen. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Waffen zu ziehen. Sie überrannten die schwarzen Krieger einfach und trampelten sie zu Tode.
    Welche Dämonen hatte der eine Gott zu seiner Bestrafung geschickt? Oder war dies die Hölle?
    Die Vierbeiner kamen immer näher. Mit ausgestreckten Armen hing Lera-Taris direkt vor seinem Gesicht, den Schnabel weit aufgerissen.
    Sie rutschte langsam an der Außenhülle seines Gefängnisses hinunter, ging in die Knie und sackte zusammen, bis ihr Schnabel den Boden berührte.
    Schließlich waren die Spukgestalten heran. Ohne auch nur anzuhalten, überrannten sie den schwachen Körper seiner Schwester. Schon der Erste trat ihr den Schädel ein.
    Er wollte sich abwenden, doch der Block um ihn ließ dies nicht zu.
    Lera-Taris!
    Ihr Name verblasste so schnell, wie er gekommen war.
    Ein Blitz zuckte seitlich von ihm in den Boden. Er fühlte sich angehoben und durchgeschüttelt – und dann fraß ihn die Finsternis auf.
     
    *
     
    In den Straßenschluchten von Matlanor, Kridania, 17. Tsempir-Dan, im Jahre 19 Seran-Pakor, im Jahre 11562 Marton-Sar (entspricht dem 15. August 2271 irdischer Zeitrechnung; Vergangenheit)
     
    »Wenn das nur gut geht«, sagte Kassil-Nur mit einem ärgerlichen Schnabelwetzen.
    »Wir werden es schaffen!«, antwortete Satren-Nor. »Wenn Gott gewollt hätte, dass wir alle sterben, wäre unser Schicksal längst besiegelt.«
    »Der Moment der Rache ist gekommen!«, tönte die Stimme von Kantumes, dem Charisma-Herrscher der Apri, aus den Lautsprechern des Gleiters. Wann, wenn nicht jetzt, sollten sie handeln? In gewisser Weise war die Ankunft der Invasionsflotte der Apri das auslösende zweite Stichwort für sie gewesen. Das Erste war der Tod von Seran-Pakor in den späten Abendstunden des vergangenen Tages gewesen. Der Raisa hatte nicht mehr erfahren, dass sich seine ärgsten Feinde – und zugleich nächsten Freunde –
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