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Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
Autoren: Anonymous
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einzudringen, erhöhte er seine Chance, von seinem Gegner nicht entdeckt zu werden.
    Also wagte sich Turanor mit größter Vorsicht in die mentale Sphäre Tahcors vor. Da der Älteste des Planetenrats emotional so aufgewühlt war, hatte sich seine Wahrnehmungsschwelle deutlich erhöht. Zunehmend empfand Turanor Tahcors Angst, aber auch dessen Aufbegehren gegen Yonar.
    Turanor begab sich so weit in das mentale Feld Tahcors, dass er sich an dessen optische Wahrnehmung koppeln konnte. Zunächst verschwommen, doch kurz darauf immer deutlicher, sah Turanor seinen Freund aus Jugendtagen: Yonar!
    Turanor erschrak.
    Yonars schon immer scharf gezeichnetes Gesicht wirkte wie in Stein gemeißelt. Die dünnen, langen Lippen waren noch schmaler geworden und zeigten einen verbitterten Mann.
    »… der Weg des Hergebrachten als einziger … Verrat an der Bestimmung der Alendei …«
    Es waren nur Bruchstücke von Yonars Strafpredigt, die Turanor dem Geist Tahcors entnehmen konnte. Doch mehr und mehr gelang es Turanor, sich mit Tahcors Mentalsphäre zu synchronisieren.
    »… welch schäbiges Bild geben du und der Planetenrat von Inyaan ab, Tahcor! Habe ich dich nicht schon vor Tagen aufgefordert, zum rechten Pfad zurückzukehren? Habe ich dir nicht eindringlich vor Augen geführt, dass die Unseren seit ewigen Zeiten die Diener der Basrul sind? Habe ich dich nicht gewarnt, Tahcor, den Willen der Erhabenen zu missachten? Doch du, Frevler, musstest dich ja unbedingt widerspenstig zeigen! Du wolltest ja unbedingt dem Verräter an deinem Volk, Turanor, die Treue halten. Ich erzittere im Angesicht dieser Schande! Die Rechnung ist gemacht – du kannst die Zerstörung Inyaatars deinem frevelhaften Geist zuschreiben, Tahcor!«
    »Yonar, ich …«
    »Schweig, Tahcor! Auf die Knie!«
    Ein heftiger Schmerz durchzuckte Turanor, sodass er beinahe den Kontakt zu Tahcor verloren hätte. Yonar ließ seine mentalen Kräfte spielen und zwang Tahcor nieder – und alles, was dieser empfand, übertrug sich augenblicklich auf Turanor.
    »Du bist nichts als ein Wurm, Tahcor! Du glaubst, dass Turanor immer noch die Mehrheit der Alendei hinter sich hat, und da scheint es dir am bequemsten zu sein, auf der Seite des Abtrünnigen zu verharren. Denn das ist Turanor: ein Abtrünniger! Er trägt den Titel des Ältesten der Alendei schon lange nicht mehr zu recht. Seine Anhänger nennen mich einen Abtrünnigen, doch dies ist nichts als eine Verkehrung der Wahrheit. Denn ich bin es, der immer und zu jeder Zeit bereit war, den Basrul zu dienen. So, wie es seit Urzeiten der Brauch ist. Doch deinesgleichen, Tahcor, bricht mit den heiligen Gepflogenheiten, und die Schande kommt auf euch! Tiefer, Tahcor, knie tiefer! Wälze dich im Staub wie der Wurm, der du bist!«
    Turanor fühlte den energetischen Druck, dem Tahcor ausgesetzt war. Er empfand die Schmerzen, die Yonar dem Ältesten von Inyaan zufügte. Gleichzeitig sah er in aller Deutlichkeit die heilige Struktur der alten Ordnung: Niemand stand den Erhabenen – mochten sie nun noch existieren oder nicht – näher als die Basrul. Sie waren die Diener der Erhabenen, und ohne ihre Hilfsvölker – allen voran die Alendei – würde die alte und heilige Ordnung zusammenbrechen, würden sich Chaos und Vernichtung der Galaxis bemächtigen. Wie konnte sich ein Alendei erdreisten, diese geheiligte Ordnung infrage zu stellen? Welche Verdorbenheit musste einen Alendei durchdrungen haben, sich dem Willen der Basrul zu entziehen? Welcher Wahnsinn musste sich in seinem Hirn eingenistet haben, den Weg zu verlassen, der seit Ewigkeiten festgeschrieben war?
    Das Zittern Tahcors übertrug sich auf Turanor. Er empfand dieselbe Schmach und Schande wie der Älteste Inyaans.
    Turanor begann, sich ebenfalls schuldig zu fühlen. Er war es gewesen, der das Volk der Alendei vom Pfad der Basrul fortgeführt hatte. Er war es gewesen, der …
    Was? , rief sich Turanor selbst zu und zuckte zurück aus der mentalen Sphäre Tahcors. Yonar manipuliert ihn! Und damit auch mich! Yonar setzt die Städte der Kolonien in Brand und weicht nicht eher von den gebeutelten Planeten, als bis er ihre geistigen Anführer dem Rat der Wahrung unterworfen hat!
    »Du zitterst, Turanor!« , erklang Kangaaras Mentalstimme.
    Turanor vermochte nicht zu antworten. Noch einmal tastete er sich vorsichtig an Tahcors Geist heran – und spürte, dass der Widerstand des Ältesten von Inyaan gebrochen war. Fast hatte es den Anschein, dass Tahcor Dankbarkeit empfand.
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