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Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)
Autoren: Anonymous
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erinnerte sich an den Revolver in der Hand seines toten Vaters, an das spöttische Gelächter Johnny Seniors, an A.J. Coopers wissendes Lächeln – und an den Schmerz, mit dem die Kugel in seinen Körper eingedrungen sein musste.
    Doch dann hatten sich seine Augen wieder geöffnet. Hier. Auf einer Welt, die nicht die seine war, und in der Gesellschaft einer anscheinend bunt zusammengewürfelten Truppe von Schicksalsgenossen aller Herren Länder und Epochen.
    Es ergab keinen Sinn. Nichts hiervon.
    Wer hatte sie hergebracht? Weshalb? Seit Monaten warteten sie darauf, dass sich der mysteriöse Drahtzieher hinter der wohl spektakulärsten Entführung in der Geschichte der Menschheit zu erkennen gab, bisher aber ohne Erfolg. Anfangs hatten sie sich sogar gegenseitig beschuldigt, hatten Menschen inhaftiert und mitunter gefoltert, um ihnen Antworten zu entlocken, die diese doch nicht hatten liefern können. Bis … Ja, bis die Gemeinschaft der Verängstigten nach und nach erkannt hatte, dass sie diesen Wahnsinn nur gemeinsam überleben konnte. Dass sie nur durchhielt, wenn sie zusammen daran arbeitete, an diesem widersinnigen Ort eine Art Zivilisation für sich zu entwickeln. Eine Routine.
    Es war zu einer Abstimmung gekommen, an deren Ende eine Art Regierungsrat gestanden hatte. Eine Gruppe, die die einzelnen Aufgaben der Gemeinschaft koordinierte. Jeder packte mit an, doch manche prüften das Geschehen. Leute wie Johnny.
    Tagsüber wurde gesät und geerntet, Wasser gesucht, wurden Hütten gebaut – aus Lehm, Steinen, Holz: Es gab all dies auf dieser Welt, nur nicht gerade im Überfluss. Sie mussten danach suchen, es kultivieren. Mittlerweile gelang es ihnen recht gut. Es zahlte sich aus, eine große Gruppe zu sein.
    Und abends saßen sie zusammen und dachten nach. Besprachen die Situation und ihre Ratlosigkeit.
    Waren sie tot? War das hier das Leben danach? Kein helles Licht mit frohlockenden Engeln, sondern nur eine karge Ödnis im Nirgendwo, ohne Sinn und erkennbaren Kontext?
    Sie wussten es nicht. Sie wussten nur, dass sie lebten – nein, besser: existierten. Irgendwo, irgendwie. Und ob das so blieb, lag ganz allein in ihrer Hand.
    Johnny Fontane Jr. war immer ein Mann gewesen, der sein Schicksal selbst angepackt hatte. Daran, so wusste er, würde auch sein Dasein als Exinaut nichts ändern. Im Gegenteil: Wer Vegas überlebt hat, für den ist Nicht-Kansas hier ein wahrer Spaziergang.
    Er schüttelte den Kopf, vertrieb den Gedanken und sah sich noch einmal um. Über den Bergen ging allmählich die Sonne unter. In wenigen Stunden würde Toto seine Feldarbeit beenden und zum Lager zurückkehren müssen. Bis dahin …
    Vegas.
    Johnny stutzte, als ihm der Name der Stadt abermals in den Sinn kam. Eigentlich hatte er doch schon das Thema gewechselt, war zu Toto und den Vorbereitungen für das Abendessen übergegangen. Und nun …
    Vegas. Elvis. Hock … Nein, Hochzeit.
    Heiliger Jack Daniels, was geschah hier? Drehte er jetzt durch? Das waren doch niemals sinnvolle Gedanken!
    Love me tender. The divine Miss M.
    Johnnys Herz raste. Längst war er stehen geblieben, sah an sich hinab. Sein eigener Geist spielte ihm einen Streich, entzog sich seiner Kontrolle! Das da waren Erinnerungsfetzen. Stücke aus Erzählungen, mit denen er Toto und den anderen am Lagerfeuer die Abende vertrieb. Unfassbar, dass sie nun so ungetriggert in seinem Verstand auftauchten!
    Dann kam ein weiterer Gedanke und raubte ihm restlos die Beherrschung. Denn das Land, das er da vor seinem geistigen Auge sah, war nicht Teil seiner Erinnerungen. Das machten die Bauten und die Menschen mehr als deutlich, die zu ihm gehörten. Das Bild stammte von …
    Johnny schluckte. Ihm war, als habe eine Hand aus Eis ihn gepackt und ließ ihn von Innen erfrieren. Kaltes Grauen überall. Langsam drehte er sich um, sah zurück zu Toto. Der Japaner stand inmitten seines Feldes, war vollkommen in seine Arbeit vertieft – und pfiff ein Lied, dessen Melodie er unmöglich, wirklich unmöglich kennen konnte.
    Elvis Presleys »Love me tender«.
     

Kapitel 3 – Pandoras Büchse
     
    Erde, Rom, 10. November 2271
     
    Die Ewige Stadt zeigte sich an diesem Tag von ihrer hässlichsten Seite. Seit Stunden hämmerte ein gnadenloser Dauerregen auf die Straßen, Gassen und Häuserdächer der italienischen Metropole nieder, ließ Pfützen zu kleinen Seen werden und tauchte die ganze Welt vor den Fenstern des Luxushotels am Rande des Parco di Traiano in ein graubraunes Allerlei, eine
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