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Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)
Autoren: Anonymous
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bereits erwiesen, dass auf Neso-Helemiiru das Kelaari nicht gedeihen würde. { * } Der Besprechungsraum war nicht mehr als ein Zimmer und ähnelte eher dem Frachthangar eines heruntergekommenen Industrieraumers als dem Machtzentrum einer neu entstehenden Gesellschaft. Es war trostlos, öde und ohne jeglichen Zierrat. Vier Wände, Boden, Decke – alles aus demselben Material. Vorgefertigte Bauteile, wie sie von Militärs im Einsatz benutzt werden mochten, von Antigravs hertransportiert und am Fuße des Berges errichtet, den die zur Kartografierung der Umgebung bestellte Leilanii gegen Turanors ausdrücklichen Willen mit dem Namen »Turanor-Berg« betitelt hatte.
    Und Turanor seufzte. Wie ein Zuhause sah das alles wirklich nicht aus. Aber es konnte eines werden. Wenn sie alle anpackten und nicht verzagten.
    Welche Wahl blieb ihnen schon?
     

Zwischenspiel 1 – Exinauten
    »Hey, Toto! Lass doch den Pflug in Ruhe. Das Ding hat dir nichts getan.«
    Toto lachte, als er Johnnys Stimme hörte, und drehte sich um. Die Hand zum Schutz vor der Sonne schräg über die Augen haltend, spähte er in seine Richtung und zum Rand des kleinen Feldes, das er bestellte. »Hey, Taugenichts«, rief er zurück und stützte sich mit dem anderen Arm auf dem Ackergerät ab, das er sich aus Holz, geflochtenen Pflanzenstängeln und Teilen seiner längst abgelegten und weiterverarbeiteten Samurairüstung gebastelt hatte. Selbst auf die Entfernung war der Schweiß auf seiner Stirn und den muskulösen Oberarmen deutlich zu erkennen. »Hör lieber auf zu meckern und hilf mir.«
    Abermals staunte Johnny darüber, wie akzent- und fehlerfrei sein Englisch mittlerweile war. Wenn er da an sein eigenes Japanisch dachte … »Besser nicht. Du weißt ja, mein Rücken.« Mit in gespieltem Schmerz verzogenem Gesicht beugte er sich vor und hielt sich die Hand ins Kreuz.
    Toto lachte abermals. Der Asiate, der den ihm vor Monaten gegebenen Spitznamen mittlerweile seinem Geburtsnamen Hiro Nakamoto vorzog, wusste genau, wie er Johnnys Humor zu nehmen hatte – und er wusste, warum sein Freund aus einer anderen Zeit wirklich am Rand seines Feldes erschienen war. »Alles okay hier«, rief er und winkte. »Kannst deine Runde fortsetzen, wenn du willst.«
    Johnny streckte den Daumen in die Höhe. »Geht klar, Boss. Bis heute Abend dann.«
    »Bis heute Abend, Taugenichts«, kam die Erwiderung über die Distanz. »Aber der Boss hier bist du , schon vergessen?«
    Johnny lachte, schüttelte den Kopf. Es klang noch immer absurd – war noch immer absurd –, dass die Gemeinschaft ausgerechnet ihn zum Anführer bestimmt hatte. Gut, er und Toto waren mit die Ersten gewesen, die auf dieser eigenartigen Welt aufgewacht waren. Als sie die anderen fanden – nach und nach, manche sogar erst nach Tagen –, hatten diese noch geschlafen. Sofern man die bizarre Nicht-Existenz, aus der sie nach der Berührung eines anderen erwacht waren, tatsächlich als Schlaf bezeichnen wollte. Welcher Schlaf brachte einen schon auf einen anderen Planeten?
    Auch das klang wie ein Ding der Unmöglichkeit. Younes hatte es als Erster ausgesprochen, in ihrem ersten Lager vor der Höhle, wenngleich sie es alle insgeheim dachten. Ein anderer Planet. Nein, bei Gott, dies war nicht mehr Kansas. Aber es – was immer es auch war – hatte einen Zauberer, und seine Wege waren unergründlich.
    Sie waren Hunderte. Männer und Frauen, Kinder und Alte. Manche schwarz, manche weiß, manche gelb, manche rot. Ein bunter Haufen bunter Vögel, alle vereint in der Ratlosigkeit. In der Fremde. Younes zum Beispiel stammte aus Marokko, aber nicht aus dem, das Johnny aus den Seiten des National Geographie kannte, sondern aus dem der 1940er Jahre. Dem Marokko von Humphrey und Ingrid, wenn man so wollte, von Casablanca . Sein Freund Johannes war Deutscher und aus derselben Zeit, doch damit eine absolute Ausnahme. Der weite Großteil der Exil-Astronauten, kurz: Exinauten, wie sie sich mittlerweile nannten, bestand aus Einzelpersonen und war so divers zusammengesetzt, wie die Jahre und die Gegenden der Erde sich unterschieden, aus denen die Menschen stammten. Allen Exinauten war nur eines gemein: Sie waren Menschen begegnet, die unmöglich gewesen waren – Toten, Ungeborenen, Verschollenen –, und diese hatten sie angegriffen. Sie mit dem Tod bedroht. Und dieser Tod war eingetroffen …
    Oder auch nicht. Es war zum Verzweifeln. Johnny wusste, dass er im Hinterzimmer des Montecito gestorben war, wusste es einfach. Er
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