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Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)

Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)
Autoren: Alfred Bekker
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war, die Färben stark genug zu kontrastieren. Oft fehlte ihm dann gleichzeitig die Kraft, eine Aussage durch Gesten darzustellen.
    ›Du bist ausgewählt worden, weil du die nötige Sensibilität hast‹, sagte der Oberste Bibliothekar. ›Dass du außerdem clever bist, ist kein Schaden für die Wloom. Schließlich ist es besser, einen klugen Anführer zu haben.‹
    ›Was für eine Sensibilität meinst du?‹
    ›Für diese Vibrationen, die du gerade spürst.‹
    ›Wo kommen die her? Was ist das?‹
    ›Es ist das, womit die Mentoren ihren Geist und ihre Gedanken zu übertragen vermögen.‹
    ›Würde denn nicht jeder dieses Kribbeln spüren?‹
    ›Jeder Wloom – das ist richtig. Aber nicht bei jedem wäre diese Empfindung deutlich genug, um auch die Weisheit der Mentoren damit zu erfassen.‹ Auch davon hatte Seng in den Wurzelbüchern gelesen. Dass Sengeng und die Wloom seiner Zeit dazu in der Lage gewesen waren, die Weisheit der Mentoren direkt zu erfassen und dies durch den Strom des Geistes geschah.
    ›Hat die Fähigkeit dazu seit den Zeiten Sengengs also nachgelassen?‹, fragte Seng wissbegierig.
    ›So ist es‹, bestätigte der Oberste Bibliothekar. ›Von Generation zu Generation wurde es schwieriger, die Weisheit der Mentoren zu erfassen und sie in die Wurzelbücher zu übertragen, damit sie auf ewige Zeiten erhalten blieben und ein Teil des immerwährenden Kreislaufs von Wachstum und Vergehen würde.‹ Die Präsenz des Mentors war jetzt so bedrängend, dass Seng kaum noch in der Lage war, die Gesten und Farben des Obersten Bibliothekars zu lesen. Allerdings war mit dieser ungeheuren Präsenz noch immer keinerlei Inhalt verbunden.
    Er beschloss, sich nur noch auf den Mentor zu konzentrieren. Denn er hielt es inzwischen für möglich, dass es an ihm lag, dass er dieses übermächtige Wesen bisher nicht verstanden hatte. Also sammelte er seine Gedanken und Empfindungen, versuchte sich auf dieses Kribbeln zu konzentrieren und für sich zu definieren, was die Vibrationen eigentlich beinhalteten. Schließlich erkannte er Muster in den Vibrationen, die das Kribbeln und Schwingen seiner Haut verursachten. Abstrakte Formen und Zeichen bildeten sich in seinem Bewusstsein ab. Dann folgten Bilder. Formulierte Gedanken. Aber es war eine so große Flut an Eindrücken, dass Seng zunächst nichts damit anfangen konnte.
    Ein kaleidoskopartiges Chaos bildete sich, in dem nur manchmal kleine Inseln der Klarheit und Erkenntnis auftauchten. Inseln, die größer wurden. Aber der chaotische Gesamteindruck blieb.
    Schließlich ließ das Kribbeln nach und trat in den Hintergrund.
    Ebenso alle anderen Eindrücke.
    ›Folge mir!‹, formulierte der Mentor. ›Folge mir in die Vergangenheit. Damit du verstehst, was wichtig ist und was nicht. Damit du verstehst, was ein Anführer der Wloom wissen muss und was für ihn nicht von Bedeutung ist. Und du wirst lernen, die Feinde zu erkennen.‹ Seng war sich nicht sicher, auf welche Weise er diesen Gedanken vermittelt bekam. Wurde er durch das kribbelnde Etwas übertragen? Oder entstanden da Eindrücke in seinem Bewusstsein? Eindrücke von Gesten und Farben, die in Wahrheit nur eine Übertragung aus anderen Zeichensystemen waren – zum Beispiel jener Schriftzeichen, in denen die Mentoren selbst ihre Weisheit verfassten?
    Der neue Anführer der Wloom wäre unfähig gewesen, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Er folgte einfach der Lichtgestalt des Mentors durch eine Tür, die sich plötzlich öffnete.
    ›Das Wissen um die Vergangenheit ist der Schlüssel der Zukunft!‹, äußerte sich der Mentor.
    Ein Satz, den Seng nur zu gut kannte.
    Er stand dutzendfach in den Überlieferungen der Wurzelbücher, die die Geschichte des Wloom-Volkes und ihrer Welt betrafen. Und der großen Veränderungen, die sich in der Zeit seit dem Zusammentreffen von Sengeng mit dem Ersten Mentor zugetragen hatten.
    Seng erinnerte sich vage daran, davon gelesen zu haben, dass es den Mentoren möglich gewesen war, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. So, als würde man sich tatsächlich in ihr befinden.
    Veränderbar war das Vergangene dadurch allerdings nicht. ›Das Gewesene ist das Fundament des gegenwärtigen Seins‹ – auch ein Satz aus der Weisheit der Mentoren. Seng hatte diese Aussage immer wieder beschäftigt. Vielleicht stand er nun kurz davor, eine Antwort darauf zu finden, was damit wirklich gemeint war.
    Kurz bevor er die Tür passierte, die sich plötzlich vor ihm in der Wand
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