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Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Autoren: Alfred Bekker
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Mutterschiffe ins All entließen. Keiner dieser Jäger oder Shuttles könnte es im Kampf mit einem Hestan-Schiff aufnehmen und wahrscheinlich werden ungezählte dieser Angreifer einfach mit Hilfe von Strahlenschüssen verbrannt werden – aber es sind einfach zu viele, um sie stoppen zu können!
    »Lieutenant Jamil, rufen Sie Bruder William!«, befahl Frost.
    »Captain, Bruder William meldet sich nicht. Die Frequenz ist frei und es gibt auch keinen Hinweis auf eine Funktionsstörung seines Kommunikators, aber er antwortet einfach nicht.«
     
    *
     
    Man konnte den knollenartigen organischen Klumpen dabei zusehen, wie sie ihre Ganglien wachsen ließen und neue Knollen ausbildeten. Sie folgten einem Programm, das vielleicht eine halbe Million Jahre alt war. Vielleicht auch noch viel älter. Eine Schöpfung der Erhabenen! , ging es Bruder William durch den Kopf. Er empfand plötzlich etwas sehr Fremdes. So als ob die Emotionen, Gedanken und Erinnerungen einer fremden Wesenheit sich in seinem Gehirn abbildeten.
    Spiegelneuronen! , dachte Bruder William. Empathie beruht auf der Ausbildung von Spiegelneuronen, die nur die Funktion haben, die innere Befindlichkeit des Gegenübers widerzuspiegeln. Das ist Empathie, wie sie schon bei Hunden vorhanden ist …
    Die Empathie der Christophorer hatte nichts mit übernatürlichen Psi-Phänomenen zu tun, auch wenn man manchmal den Eindruck haben konnte, dass sie Gedanken lesen konnten. In Wahrheit spiegelten sie nur wider, was für sie offensichtlich war.
    Das besondere mentale Training der Mönche sorgte dafür, dass die Spiegelneuronen bei ihnen besonders trainiert waren. Das war das ganze Geheimnis.
    Aber wie ist das erklärlich, was jetzt, in diesem Moment geschieht? , fragte sich William. Er sank auf die Knie. Eine der Ganglien wuchs ihm entgegen, kringelte sich um seinen linken Fuß. Eine weitere berührte den Arm.
    Er spürte deutlich die Verbindung.
    Da war eine Stimme. Gedanken.
    Splitter aus einer Vergangenheit, die unwahrscheinlich fern war.
    »Ist Ihnen nicht gut, Bruder William? Was ist los?«
    Bruder William hörte diese Stimme wie aus weiter Ferne. Ganz am Rande nahm er wahr, dass es Dr. Gardikov war, die gesprochen hatte. Es war, als ob sein Verstand wie durch eine Schicht aus dicker Watte von der Umgebung akustisch abgeschirmt war. Da war dieses ETWAS, das Kontakt zu ihm aufnehmen wollte. Ein Kontakt der einseitig war und der das Gehirn des Christophorers als Spiegelbild benutzte.
    Und plötzlich waren er und ES eins.
    Seine Erinnerung schien Hunderttausende von Jahren zurückzureichen. Zurück in eine Zeit, in der der gesamte Planet von einem einzigen Organismus besiedelt gewesen war. Ein Organismus, der über ein genetisch fixiertes Gedächtnis verfügte. Eine einzige erhaltene Zelle reichte aus, um die Gesamtheit des Organismus zu rekonstruieren … Bruder William sah Blitze am dunklen Himmel des Heiligtums, die ihn zumindest für Augenblicke wieder daran erinnerten, dass er keineswegs ein Teil dieses großen, bald wieder den ganzen Planeten umspannenden Ganzen war.
    Vage registrierte er, dass gekämpft wurde. Er verlor jegliches Gefühl für sein Gleichgewicht, spürte plötzlich einen ungeheuren Druck und dann …
    Schmerz …
    Ob ursprünglich aus ihm selbst stammend oder nur gespiegelt war biochemisch ohnehin nicht zu unterscheiden. Bruder William schrie auf, sein noch schwaches und verletztes Bein pochte unablässig und eine rote Welle des Schmerzes schlug über ihm zusammen, ehe es dunkel um ihn wurde.
     
    *
     
    »Wir sollten uns schleunigst zurückziehen«, sagte Siron Talas über Konferenzschaltung. »Wir sind schließlich keine Kampfflotte – mal abgesehen davon, dass wir keine Chance hätten, eine so große Angreiferflotte tatsächlich aufzuhalten!«
    Stunden waren seit dem ersten Auftauchen der riesigen Morax-Angriffsflotte vergangen und es war genauso gekommen, wie man es hatte erwarten können. Viele der Sturmshuttles und Jäger waren im Feuer der Verteidiger verglüht. Aber es gab einige wenige, die durchkamen und mit ihren primitiven Atombomben die Hestan-Bevölkerung in Panik versetzten. Aus dem aufgefangenen Funkverkehr war herauszuhören, dass die Hestan sich in die unterirdischen Bunker flüchteten, die noch aus der sogenannten Düsteren Zeit übriggeblieben waren.
    Außerdem gingen die Morax dazu über, die Infanteristen ihrer Sturmshuttles bereits in einer Höhe von zehntausend Metern abzuwerfen und mit Fallschirmen landen zu lassen.
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