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Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Autoren: Alfred Bekker
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Gattung vielleicht näher verwandt sind als die menschenähnlichen J’ebeem ist ziemlich gewöhnungsbedürftig! , überlegte Frost.
    Aber dass die äußere Erscheinung mit genetischer Verwandtschaft nicht das Geringste zu tun haben mochte, war ja nun wirklich kein neues Phänomen.
    Bruder William deutete auf die Msssarrr-Wachen. »Ich nehme an, der Grad an Erhabenheit ist bei Ihren Begleitern mindestens ebenso groß wie bei uns?,« fragte er.
    »Auch sie besitzen die entscheidenden Sequenzen«, bestätigte Zyrolaan.
    »Ich sehe, Sie betrauern einen Toten«, stellte Bruder William fest. Er wusste sehr wohl, dass er sich nun auf ein schwieriges, wenn nicht sogar sehr gefährliches Terrain begab. Für Bruder William war es offensichtlich, dass sich der Hestan-Herrscher in Trauer befand. Aber er wusste nicht, ob die Hestan darunter dasselbe verstanden wie Menschen. Und vor allem hatte er keine Anhaltspunkte darüber, welche Tabus es in diesem Punkt gab.
    Trotzdem wagte es der Christophorer, den Herrscher-auf-Zeit darauf anzusprechen, denn offensichtlich nahm der Todesfall dieses Msssarrr dessen Gedanken zu einem Großteil in Beschlag.
    Eine lange Pause entstand.
    Eine Pause, die, je länger sie sich hinzog, immer schwerer für alle Beteiligten auszuhalten war. Es war der Mimik des Hestan anzusehen, dass irgendetwas in ihm vorging. Einige Töne entrangen sich seinem Kopfkamm. Aber sie klangen eigenartig gedämpft, so als hätte der Herrscher-auf-Zeit krampfhaft versucht, sie zu unterdrücken.
    »Es war ein feiger Mord«, erklärte Zyrolaan. »Aber es ehrt Sie, dass Sie an meinem Schmerz Anteil nehmen.«
    »Erzählen Sie mir, was geschehen ist«, verlangte Bruder William.
    »Es ist nicht meine Art, andere vorsätzlich emotional zu belasten.«
    »Es ist keine Belastung«, gab Bruder William sofort zurück. »Es ist mir ein inneres Bedürfnis, zu erfahren, was dazu geführt hat, dass Sie solchen Schmerz zu erleiden haben.«
     
    *
     
    Etwa viereinhalb Stunden lang hörte sich Bruder William an, was der Hestan über seinen Msssarrr zu berichten hatte. Vom liebevollen Ausbrüten des Msssarrr-Eis über die sorgfältige Aufzucht ließ Zyrolaan dabei kein wesentliches Detail aus. Bruder William wurde dabei deutlich, wie groß die Bedeutung des Msssarrr für den Herrscher-auf-Zeit gewesen war. Er hatte offenbar einen Großteil seiner Emotionalität in die Beziehung zu diesem Wesen investiert, während er immer wieder einfließen ließ, dass dagegen die komplizierten Beziehungen unter den fünf Geschlechtern der Hestan einen eher oberflächlichen Charakter hätten. Während Bruder William dem Bericht des Hestan mit echtem Interesse zu folgen schien, bedeutete er für die anderen Expeditionsteilnehmer eine harte Geduldsprobe.
    Nicht einmal der Christophorer war allerdings in der Lage, wirklich jede Einzelheit zu begreifen. Das war dann in der Regel kein sprachliches Problem oder eine Frage störender Obertöne, die den Translator verwirrten, sondern einfach der Tatsache geschuldet, dass man zu wenig über das Leben dieser äußerlich recht humanoid wirkenden Spezies wusste.
    Bruder William bewies jedenfalls das nötige Maß an Geduld und Anteilnahme, was den Hestan-Herrscher immer stärker zu rühren schien, wie er mehrfach betonte.
    Er bot Bruder William sogar eine Stellung als Haus-Mensch an. Dasselbe Vertrauen, das ein Hestan einem Msssarrr entgegenbringen könne, wäre prinzipiell auch im Verhältnis zu einem Menschen möglich. »Der genetische Erhabenheitsgrad ist zumindest ähnlich«, betonte der Herrscher-auf-Zeit.
    Bruder William fand allerdings eine Möglichkeit, dieses Angebot auf seine gewohnt diplomatische Weise abzulehnen, ohne dass sich sein Gegenüber dadurch beleidigt zu fühlen schien.
     
    *
     
    »Es gibt in Ihrem System einen Planeten, den wir Hestanor C genannt haben«, begann Bruder William den Faden des Gesprächs von ihrer Ankunft sehr viel später wieder aufzunehmen. »Er besteht so gut wie ausschließlich aus Schwermetallen und hat einen Kern aus schweren Trans-200-Elementen.«
    »Wir nennen diese Welt das Heiligtum«, unterbrach Zyrolaan.
    Das klingt nicht gut! , ging es Frost durch den Kopf. Wahrscheinlich erwarten uns jetzt jede Menge Tabus und wir können unser eigentliches Ziel – nämlich eine Untersuchung der Fossilien von Hestanor C – vollkommen vergessen … Und da das Transmitter-Artefakt im Kampf mit den Morax zerstört wurde, könnte die Spur der Toten Götter hier erst einmal enden! Frost
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