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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo
Autoren: Luc Bahl
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wusste Lexington, dass sie als eine der wenigen Zivilistinnen an Bord, von einer Reihe Leuten aus der Besatzung nicht vollständig respektiert wurde, darunter auffallend vielen Marines. Was sicher daran lag, dass sie ihre Ausbildung auf einer Hochschule der Marines noch vor Abschluss abgebrochen hatte und sich für eine zivile Karriere als Wissenschaftlerin entschieden hatte. Es war den verlustreichen Kriegen mit den Kridan und dann den Dronte zu verdanken, dass sie nun doch als Mathematikerin eine wichtige Funktion an Bord eines Schiffes des Star Corps übernommen hatte. Die Systemanalytikerin pflegte schon wegen der ihr übertragenen Aufgaben einen engen Kontakt mit dem Genetic Jefferson, der ihr Vorgesetzter war.
    Am wenigsten wurde der Freak-Status wie Lexington ihre Situation für sich umschrieb, bei Dr. Gardikov deutlich. Als Leiterin der bordeigenen Krankenstation versuchte sich eigentlich jedes Besatzungsmitglied der STERNENFAUST gut mit ihr zu stellen. Doch nur bei den allerwenigsten ging diese Haltung über eine oberflächliche Höflichkeit hinaus.
    In Bezug auf Ärzte pflegt die Menschheit immer noch ein atavistisches Verhältnis , grübelte Lexington. Medizin ist für sie keine Wissenschaft, sondern eher das mythenbeladene Geheimwissen Eingeweihter, denen eine unerklärliche Offenbarung gestattet hat, göttliche Zusammenhänge zu durchschauen. Schamanen, Medizinmänner, Hexen und moderne Ärzte bilden eine nahtlose Reihe. Der Normalmensch glaubt sich ihnen hilflos ausgeliefert und begegnet ihnen mit kaum versteckter Scheu …
    Milton Lexington III. sah auf seine Uhr. Er stand auf und zog sich die Uniformjacke über. Ein kurzer Blick in den Spiegel überzeugte ihn davon, dass sein Bart nicht zu wild aussah. Bevor er seine Kabine verließ, zupfte er noch ein wenig an den Schulterstücken der Jacke herum. In drei Minuten würde sich sein Club in der Offiziersmesse treffen. Der Tisch in der rechten hinteren Ecke hatte sich als ihr Treffpunkt herauskristallisiert. Keiner der genannten »Freaks« hatte jemals den Vorstoß unternommen, die anfänglich zufälligen Zusammenkünfte auf eine formelle, regelmäßige Basis zu stellen. Es hatte sich im Lauf der letzten Wochen und wenigen Monate, die er jetzt das Kommando innehatte, einfach so ergeben. Mit anderen Worten, keiner von ihnen hatte den Club offiziell gegründet und doch existierte er.
    Eine Tatsache, die ihn schmunzeln ließ. So etwas gefiel ihm.
    Noch mehr gefiel ihm aber, dass er zu diesen Gelegenheiten einigermaßen regelmäßig auch auf ein ganz bestimmtes Mitglied des Freak-Clubs stieß. Die drahtige, forsche, rothaarige Ärztin hatte es ihm mächtig angetan und er hoffte, dass sich irgendwann eine Gelegenheit ergeben würde, genauer herauszufinden, ob er bei ihr vielleicht auch einen gewissen Eindruck hinterließ.
    Als sich das Schott zur Kantine öffnete und er durch eine weitere offene Schiebetür bis zum hinteren Teil und ihrem Tisch blicken konnte, sah er, dass heute nicht der richtige Zeitpunkt für einen ersten, vorsichtigen Vorstoß war. Denn gerade erhob sich Dr. Gardikov und sprach mit ernster Miene in ihr Armbandkom. Auch die anderen wollten aufstehen, aber sie bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, sitzen zu bleiben.
    »Ihr könnt da jetzt nichts ausrichten«, sagte sie knapp. Dann eilte sie, ohne zu grüßen, mit großen. Schritten an Lexington vorbei.
    Ein Notfall , überlegte er.
    Als er das bleiche, sorgenvolle Gesicht von Bruder William sah, wusste er, dass etwas Ernstes vorgefallen sein musste.
     
    *
     
    Er hatte wie durch ein Wunder überlebt und konnte immer noch nicht fassen, wie knapp er dem Tod durch Kälte und Ersticken entronnen war. Doch allmählich begriff er, dass er nur eine knappe zusätzliche Frist gewonnen hatte. Je deutlicher ihm seine Lage wurde, desto mehr begann er Umhala und Mallow zu beneiden, die schnell und gnädig gestorben waren, während sie sich auf dem Höhepunkt ihres Liebesspiels befanden.
    Seltsamerweise hatte er zu keiner Zeit einen Funken Eifersucht in sich aufkeimen gespürt, als es endlich klar war, dass Umhala sich endgültig für einen der beiden Männer in der Station entschieden hatte. Das Hin und Her hatte fast ein halbes Solar-Jahr gedauert und die meiste Zeit hatte die nicht unattraktive, kräftig gebaute Frau seine, Winstons Nähe gesucht. Immer, wenn sie sich mit Mallow abgab, kam es Winston so vor, als tue sie es aus Mitleid.
    Ihnen war von Anfang an klar, dass die Dreier-Konstellation
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