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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo
Autoren: Luc Bahl
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höchst brisant werden könnte, hier draußen in der abgeschiedenen Einsamkeit der winzigen, behelfsmäßig und vor allem in größtmöglicher Heimlichkeit errichteten Station. Aber Ludolf Levantier, der Geld- und Auftraggeber ihrer Mission, hatte von Anfang an offen mit ihnen über die Bedingungen gesprochen, die sie auf Ekatat erwarten würden.
    »Ihr werdet mindestens ein Jahr völlig auf euch alleine gestellt sein«, hatte er erklärt. »Zwei Männer und eine Frau, keiner von euch ist älter als 35, da sind die Probleme vorprogrammiert. Es ist unmöglich, die Station mit mehr Leuten zu besetzen, nicht nur aus Kostengründen …«
    Sie wussten, was Levantier meinte. Je größer die Station würde, umso eher würde sie den Mantiden auffallen, zu deren Imperium Scriba-D-5 und Ekatat gehörten. Es war auch schon in der Minimalgröße ein gefährliches Unterfangen, schließlich betrieben die Mantiden mindestens drei Stützpunkte auf diesem Planeten, jeweils an Orten, an denen ein bestimmtes Selen-Salz so nah unter der Oberfläche vorhanden war, dass der Abbau für die von Selen abhängigen Insektoiden lohnte.
    »Und die Station mit weniger als drei Leuten zu besetzen, würde angesichts der von euch zu bewältigenden Arbeit ebenfalls unsinnig sein«, fuhr Ludolf fort. »Aber – wie jeder von euch weiß – habe ich diese Problematik bereits mit jedem von euch unter vier Augen besprochen. Ihr erinnert euch an die charakterologischen Profile, die ich von euch erstellen ließ. Nun das Ergebnis ist, kurz gesagt, insofern ermutigend, als die Gefahr gering erscheint, dass ihr in Anfällen akuten Raumkollers euch gegenseitig um die Ecke bringt …«
    Sie mussten grinsen und sahen sich verstohlen an. »Im Gegenteil, es existiert eine grundlegende Sympathie zwischen euch und vor allem seid ihr aufgeklärt und offen genug, auftretende Probleme sachlich zu bereden. Hinzu kommt ein erfrischendes Desinteresse an fester Bindung, sodass ihr euch wohl auch in Bezug auf Sex und Triebabbau einigen werdet. Ich bin da ganz zuversichtlich und hoffe, ihr auch?«
    Sie bejahten eifrig und Winston rief sich die Gedanken zurück in sein Bewusstsein, die ihm damals an diesem Punkt des Gesprächs durch den Kopf gingen. Umhala war zwar nicht unbedingt sein Typ, aber die Aussicht mindestens ein Jahr lang mit ihr auf engstem Raum zusammenzuleben, würde sie einander schon näher bringen. Jeder wusste, dass niemand von ihnen zu den Persönlichkeiten zählte, denen langandauernde Enthaltsamkeit leicht fiel. Auch so etwas sollte es geben, wenn auch für jemanden wie Winston schwer vorstellbar. Und so hatte sich Umhala bereits in diesem Moment vor seinem inneren Auge entblättert.
    Ein Blick in die Gesichter von ihr und Mallow verriet Winston, dass deren Gedanken in diesem Augenblick nicht viel anders aussahen.
    Tatsächlich war es dann doch komplizierter geworden, als erwartet. Mallow Turgowskij erwies sich als höchst besitzergreifende, von tiefen Gefühlen der Eifersucht geprägte Persönlichkeit und stürzte durch die eher willkürliche Verteilung von Umhalas Gunst in lange depressive Phasen, die letztlich sogar das ganze Projekt gefährdeten.
    Winston redete sich ein, genau dieses Ziel nie aus den Augen verloren zu haben, weshalb er schließlich sogar froh war, als sich Umhala sexuell von ihm abwandte und nur noch mit Mallow schlief.
    Wahrscheinlich war ihr sein labiler Charakterzustand genauso bewusst wie mir , dachte Winston, während er durch die Trümmer der Station stapfte, und sie hat sich ihm deshalb zugewandt, um das Projekt nicht weiter zu gefährden …
    Sie waren nicht nur körperlich, sondern vor allem in ihrer Arbeit unabdingbar aufeinander angewiesen.
    »Doch das ist jetzt sowieso egal, alles hinfällig!«, schrie er plötzlich in seinem Raumanzug, wohl wissend, dass niemand ihn hören konnte. »Alles umsonst!«
    Wütend trat er gegen ein scharfkantiges Teil, von dem er nicht sagen konnte, ob es zu einem Wandstück oder zum Dach der Station gehört hatte. Fast hatte er damit gerechnet, fast sogar gewünscht, dass die messerscharfe Kante den Stoff seines Raumanzugs aufschlitzen würde. Dann wäre es wenigstens vorbei. Aber die Kante zerbröselte unter seinem Tritt, als habe eine Säure oder gewaltige Hitzeeinwirkung sie zersetzt.
    Beides war unmöglich.
    Es war Winston Bardolo ein Rätsel, was sich vorhin ereignet hatte. Das unerklärliche Begleitgeräusch, das er kurz zuvor gehört und das leise Vibrieren, das er gespürt hatte,
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