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Sternenfaust - 053 - Die Morax

Sternenfaust - 053 - Die Morax

Titel: Sternenfaust - 053 - Die Morax
Autoren: Volker Krämer
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du …«
    Die junge Frau – Schwester von Kamiana, die Merliks Frau hatte werden sollen – ließ ihn nicht ausreden. Ihre Stimme klang nach wie vor gepresst. »Was bist du? Mutig? Oder einfach nur dumm? Du hast dich benommen wie ein Kind, Merlik! Oder wolltest du unbedingt sterben?«
    Talas hörte die Wut, aber auch die Sorge, die aus Sifana sprach. Nach Kamianas Tod hatten die beiden jungen J’ebeem gespürt, dass sie zueinander passten. Mehr als Andeutungen hatte es nicht gegeben, doch Sifana verkörperte in ihrem unabhängigen Geist und der Art, wie sie ihn auslebte, genau das Bild der Frau, nach der er sich sehnte.
    Merlik warf alle Konventionen über Bord. Heftig drückte er Sifana an sich. »Ich danke dir. Du hast ja Recht. Ich habe mich idiotisch benommen, aber ich wollte sie sehen. Einfach nur sehen!«
    Sifana machte sich sanft von ihm frei. »Wir müssen zurück zu den anderen. Dort finden diese Mörder uns nicht.«
    Merlik schüttelte den Kopf. »Zunächst zeigst du mir den Weg zu der Chemiefabrik. Vielleicht finden wir ja dort die fehlenden Bestandteile, aus denen ich dann ein echtes Heilmittel erzeugen kann. Wenn nicht, dann werden deine Familie und wir nicht mehr länger als drei Wochen zu leben haben – im besten Fall.«
    »Ich bin dir direkt gefolgt, als ich bemerkte, dass du dich aus dem Tempel entfernt hattest.« Sifanas Augen sprachen von der Sorge, die sie um Merlik gehabt haben musste. »Du konntest die Fabrik nicht finden – nicht alleine, und auch nicht mit meiner Hilfe. Ganz einfach weil von ihr nichts mehr übrig geblieben ist. Komm, wir gehen zurück zum Tempel der Drachengötter.«
     
    *
     
    Merlik Talas sah ein, dass es einem Selbstmord gleichkam, hier den Helden spielen zu wollen. Er wollte sein Leben nicht noch einmal riskieren, nur um einen der Invasoren zu Gesicht zu bekommen. Sifana war eine kluge Frau – also folgte er ihr. Es ging jetzt nur noch um das Überleben, und das war im Tempel der Drachengötter noch am ehesten möglich, bis … ja, bis Hilfe eintraf. Wenn die denn tatsächlich kam.
    Immer wieder mussten sich Sifana und Merlik rasch Deckung suchen, denn die Plünderer starteten nun offenbar ihren Rückzug. Die Bäuche ihrer Landungsschiffe waren vollgestopft mit Beute, die Welt, die sie hinterließen, war nur noch eine lebensfeindliche Wüste – mehr wollten sie nicht.
    Was für eine Rasse war da auf der intergalaktischen Bühne aufgetaucht? Talas war sich längst sicher, dass sie es hier nicht mit einer der bekannten Lebensformen zu tun hatten. Nicht einmal mit einer Randgruppe davon. Piraterie war keiner Rasse fremd – jede hatte ihre mehr oder minder leidvollen Erfahrungen damit machen müssen. Doch das hier hatte einen anderen, einen noch entsetzlicheren Beigeschmack.
    Die Lust an Zerstörung und Mord.
    »Hinlegen!« Sifana zog Merlik zu Boden, denn sie hatte das niedrig fliegende Shuttle als Erste entdeckt. Es flog in die Richtung, in die Merlik und Sifana wollten – direkt auf die Felsenformation zu, die auf Otano nur als Tempel der Drachengötter bekannt war. In dem weit verzweigten Höhlenlabyrinth unterhalb der Felsen wartete Sifanas Familie auf Rettung, hoffte gleichzeitig, nicht doch noch von den Invasoren entdeckt zu werden.
    In einer flachen Kurve zog das Shuttle seine Bahn exakt über die vom Klima durch Korrosion modellierten Drachenköpfe weg. Merlik Talas hörte Sifanas Schrei den Bruchteil einer Sekunde, bevor er selbst begriff, was dort geschah. Er sah die Bomben nicht – dazu ging alles viel zu schnell. Was er sah, war das Inferno der mächtigen Explosionen, die alles in einem einzigen Moment vernichteten, was die Natur über eine Ewigkeit hinweg geschaffen hatte.
    Der Boden bebte über Minuten, heiße Winde rauschten über die flach liegenden J’ebeem hinweg, die es nicht wagten, die Köpfe zu heben. Dann kehrte die Stille zurück, nur unterbrochen vom bösen Knistern der überall schwelenden Brände.
    Langsam setzte sich Merlik auf. Sein Blick ging zu Sifana, die noch bäuchlings auf dem Boden lag. Sie regte sich nicht, da war nicht einmal ein Zucken der Schultern zu erkennen … Die junge Frau hatte vor wenigen Momenten alles verloren, was ihr noch geblieben war. Niemand aus ihrer Familie konnte das überlebt haben. Absolut unmöglich. Als Sifana aufstand, sah Merlik die Tränen in ihren Augen. Er sah auch den verzehrenden Hass, der sich dort eingenistet hatte.
    »Warum?« Nur das eine Wort kam über ihre Lippen.
    Talas konnte es nur
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