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Sternenfaust - 053 - Die Morax

Sternenfaust - 053 - Die Morax

Titel: Sternenfaust - 053 - Die Morax
Autoren: Volker Krämer
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sich nun wahrlich nicht als Held und Lebensretter, doch Wanda Ndogo sah das ganz anders, zumal Sun-Tarin keine Meldung über diesen Zwischenfall gemacht hatte. Für ihn war die Sache vergessen.
    Nicht so für Sergeant Ndogo. Sie hielt sich selbstverständlich zurück, drängte sich dem Kridan in keiner Weise auf, doch Sun-Tarin spürte, dass sie bemüht war, ihm mit oft nur winzigen Gesten ihre Dankbarkeit zu zeigen. Ein Beispiel war der plötzlich doch um einige Dinge erweiterte Nahrungsvorrat, den man an Bord der STERNENFAUST für ihn angelegt hatte.
    Sun-Tarin war neuen Erfahrungen gegenüber aufgeschlossen, doch wenn es um sein leibliches Wohl ging, dann gab es für ihn ganz einfach Grenzen. Er konnte und wollte nicht alles essen, was sich die Menschen so täglich antaten. Sein Organismus hätte das auch nicht freiwillig mitgemacht.
    Eierfresser! Es war tatsächlich ein Schock für Sun-Tarin gewesen, als er die Essgewohnheiten der Menschen an Bord studiert hatte. Natürlich erging es der Besatzung im Umkehrfall nicht viel anders.
    Der Kridan verlangsamte seine staksend wirkenden Schritte. Er hatte natürlich keine Ahnung, was ihn hier erwartete, doch er gestand sich ein, dass er die Gegenwart dieser ruhigen und um Objektivität bemühten Frau durchaus schätzte. Ehe er den Türmelder betätigte, versuchte er sich vorzustellen, wie es in Sergeant Ndogos Kabine wohl aussehen mochte.
    Die Kabinen, die Sun-Tarin bisher gesehen hatte, strahlten ganz einfach Sachlichkeit und Spartanisches aus; die Crewmitglieder waren beinahe ausnahmslos Soldaten, für die geschmackvolles Einrichten einfach nur Firlefanz war – so drückten sie es selbst aus. Sie kannten es auch überhaupt nicht anders.
    Bei Wanda Ndogo konnte das aber ganz anders sein, denn sie hatte einen Hang zu Traditionen, wie Sun-Tarin aus den gemeinsamen Gesprächen herausgehört hatte. Der Kridan hatte sich informiert: Masken, Wandteppiche, Kerzen, Geruchensembles jeglicher Art … native Kunst aus der Vergangenheit des Massai-Volkes – damit musste er rechnen.
    Es wäre für ihn überaus interessant, eine Menschenfrau der Gegenwart in dem Ambiente ihrer Ahnenzeit zu erleben. Das würde sicher jede Info aus der Datenbank bei Weitem übertreffen.
    Als sich die Tür vor dem Kridan öffnete, blickte er in Wanda Ndogos reichlich verwirrt wirkendes Gesicht. »Bitte, Sir, kommen Sie doch herein.«
    Für einen kurzen Moment glaubte Sun-Tarin, seine Gastgeberin hätte ihren gemeinsamen Termin vergessen, doch dem war natürlich nicht so. Der schlichte Tisch, an dem zwei Stühle standen, von denen der eine jedoch eine Spezialanfertigung war, die Sun-Tarin ein bequemes Sitzen ermöglichte, war mit seltsam anmutenden Töpfen und Schalen gedeckt. Wanda Ndogo hatte sich große Mühe gegeben, und zumindest in einer Hinsicht war das Interesse des Kridan geweckt: Seine scharfen Augen konnten keines dieser Gerichte identifizieren.
    Er fragte sich, wo der Sergeant den Stuhl beschafft hatte, doch da Wanda für die Versorgung zuständig war, traf dies sicher auch auf die Beschaffung zu – sie hatte Zugriff auf den knapp bemessenen Lagerraum an Bord.
    Der Rest von Sergeant Ndogos Kabine enttäuschte ihn jedoch maßlos. Die gleiche Schlichtheit wie in allen anderen Unterkünften. Tisch, Stühle, Bett, hinter den Wänden versteckt die Invisibles , wie man die nach außen nicht sichtbaren Schränke getauft hatte, in denen jeder Soldat seine wenigen privaten Habseeligkeiten verstaute.
    Selbst die Luft in der Kabine roch … nun … wie es eben auf der STERNENFAUST roch. Sun-Tarin verabschiedete sich im Stillen von der erhofften Geschichtsstunde.
    Sie redeten kaum miteinander, als sie sich am Tisch gegenübersaßen. Der Kridan hielt sich zurück, beobachtete den Sergeant. Wanda stocherte in den Speisen herum, die sie ihrem Gast mit kargen Worten erläuterte, damit dieser auch sicher sein konnte, nichts für ihn Unbekömmliches zu sich zu nehmen.
    Sun-Tarin musste zugeben, dass ihm die Gerichte ausgezeichnet schmeckten – oft undefinierbar, aber gut. Schließlich hielt er es für angebracht, die seltsame Stimmung zu bereinigen. »Sergeant Ndogo, was ist mit Ihnen?«
    Wanda blickte ihn verschreckt an, wie ein Kind, das man beim Murmeldiebstahl erwischt hatte.
    Sun-Tarin lehnte sich zurück. »Ich habe Ihre Einladung gerne angenommen, und ich bin von Ihren Kochkünsten begeistert – sie haben sich hier große Mühe für mich gemacht, doch ich hoffe, dass Ihre gedrückte Stimmung nichts
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