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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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einer sportlichen Herausforderung, die sie an die Grenzen ihrer Kraft brachte. Die spiralförmig nach oben führenden Gänge waren vom jahrhundertelangen Gebrauch glatt wie eine Eisbahn und ohne die Hilfe der Mantiden, die sie nach oben zogen, hätten sie eine Vorrichtung wie Saugnäpfe gebraucht, um vorwärts zu kommen.
    »Um diese Zeit schläft in diesem Teil des Palast alles«, hatte der Kammerdiener vorausgesagt und tatsächlich begegneten sie niemandem.
    Als sie endlich den Bereich der königlichen Räumlichkeiten erreichten, erwartete sie eine Überraschung. Das Licht über der Domestikentür zum Schlafgemach brannte hellrot und signalisierte, dass sich jemand in ihm aufhielt.
    »Höchstwahrscheinlich Ggu’kha’tha selbst«, flüsterte Bruder William, spürte aber, bevor er noch das erste Wort aussprechen konnte, eine feste Hand über seinen Lippen. Dana funkelte ihn zornig an und zeigte mit der anderen Hand auf einen winzigen Lichtschimmer, der durch einen Spalt fiel.
    Die Tür ist offen , signalisierte Qua’la mit nervösen Handbewegungen.
    Ist gerade ein Diener bei ihr? , schoss es William durch den Kopf. Da zupfte Kikku’h an seinem Arm. Schräg gegenüber der Tür befand sich eine tiefe Nische, eine Art Schrank. Ohne das zusätzliche Licht, das durch den Spalt fiel, wäre er ihnen in dem kaum beleuchteten Gang wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Ein schwerer Stoff von unauffälliger braun-grauer Farbe hing davor und verschloss eine Nische, die nach irdischer Sichtweise die Größe einer Garage besaß, bei den Mantiden aber nur die Funktion eines Wäscheschranks erfüllte, jedenfalls schloss Bruder William dies aus einem Haufen schmutziger Tücher, die in einer Ecke lagen.
    Sie drängten sich hastig hinein und hofften, dass der Diener, der die Tür offen gelassen hatte, das königliche Gemach wieder verlassen würde, ohne hinter den Vorhang zu blicken. Die Minuten verrannen. Es tat sich nichts. Mit Handzeichen bedeutete Dana, dass Bruder William den Dronte-Scanner in Betrieb nehmen sollte. Bisher war es ihnen so vorgekommen, dass das Gerät lautlos arbeitete, aber jetzt schraken sie zusammen, als nach dem Einschalten ein leises Surren ertönte.
    Vorsichtig schob Dana den Vorhang einen Zentimeter zur Seite. Die Situation war unverändert. Geschmeidig wie eine Raubkatze schlüpfte sie in den Gang zurück und blickte direkt durch den Türspalt. Sie hob ihre Hand und winkte die anderen zu sich. Das Schlafgemach von Königin Ggu’kha’tha besaß gigantische Ausmaße und war hell erleuchtet. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein luxuriöses Schlafgestell mit modernster Antigravtechnik. In dem Ruhefeld schwebte die schlafende Königin.
    Offensichtlich hat ein Diener vergessen, die Tür richtig zu schließen , dachte Bruder William, der vorsichtig den Sensor des Scanners durch den Spalt schob. Er blickte sich zu Kikku’h und Dana um, die direkt hinter ihm standen. Beide nickten ihm entschlossen zu. Über Williams Kopf befand sich einer von Kikku’hs Feinarmen, der eine Miniaturkamera direkt auf die schlafende Königin richtete. Eine zweite Kamera hatte die Anzeige des Scanners erfasst.
    Ein Knopfdruck aktivierte das Messgerät, dessen Alarm stummgeschaltet war.
    Die Anzeige verriet ihnen, was sie die ganze Zeit befürchtet hatten. Doch bevor sie dazu kamen, die zwar erwartete, aber nichtsdestotrotz erschreckende Information zu verarbeiten, stieß Qua’la einen heftigen Laut panischen Entsetzens aus. Im gleichen Augenblick flammten starke Scheinwerfer auf und tauchten den dämmrigen Domestikengang in gleißendes, blendendes Licht. Zusammen mit dem Licht wurde die Tür in das königliche Schlafgemach aufgerissen und sie starrten in die Mündungen schussbereiter Strahler.
    Der Gang war zu beiden Seiten versperrt. Von hier strahlte das grelle Licht, hinter dem sich die Silhouetten bewaffneter Leibgardisten abzeichneten. Auch Königin Ggu’kha’tha schlief nicht mehr, sondern war mit einer fast anmutigen Bewegung aus dem Antigravfeld ihres Bettes gesprungen.
    »Kommen Sie doch herein«, bat sie translatorübersetzt und winkte mit knapper, herrischer Geste. »In dem staubigen Gang, in dem Sie sich drängeln, ist es doch viel zu eng …«
    Bruder William war wie erstarrt und beobachtete einen Moment lang, so als ob er neben sich stünde, wie Kikku’h, Qua’la und Dana unsicher in den Raum stakten. Sprachlos, fassungslos darüber, dass sie übertölpelt worden waren. Auch Bruder William kam sich in
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