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Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Titel: Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
Autoren: Luc Bahl
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dem Christophorer insgeheim Recht. Es war zwar unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten höchst zweifelhaft, aber die Beschreibungen des Geisterschiffs in den viele Jahrhunderte alten Sagen ähnelten auf frappante Weise dem geheimnisvollen Schiff, das der GÖTTERFUNKE zum Verhängnis geworden war.
    »Hier erzählt ein Überlebender, der es einige Jahre auf einem unbewohnten Asteroiden ausgehalten hat, dass das Schiff, das sie angegriffen hat, riesige Ausmaße besaß und einen uralten Eindruck machte«, sagte Dana, die gerade eine der mantidischen Sagen ausgedruckt hatte.
    »Aber wie konnte der Erzähler auf einem unbewohnten und sicherlich atmosphärelosen Gesteinsbrocken im Weltall jahrelang überleben«, wandte Bruder William skeptisch ein.
    »Nun Luft brauchen Mantiden nicht, das wissen wir. Nehmen wir mal zu Gunsten der Wahrheitsliebe des Überlebenden an, dass sich ausreichende Mengen von Selen auf dem Asteroiden befunden haben …« Dana lachte. »Außerdem ein Treibhaus und eine Heizdecke …« Sie grinste. Hundertprozentig ernst nehmen konnte sie diese Recherche auch nicht. Trotzdem hoffte sie, vielleicht auf den einen oder anderen Hinweis zu stoßen.
    »In dieser Geschichte schildert ein für Mantidenverhältnisse steinalter Kerl, dass er das Geisterschiff in seiner Jugend als Bootsjunge auf der KÖNIGIN KRIK’ATT’AKKURR gesehen hat«, sagte William und las vor:
    »›Nur ein waghalsiges Flugmanöver unseres mutigen Kapitäns Ttri’qqo verhinderte, dass das Geisterschiff unsere Fregatte mit voller Fahrt rammte. Das riesige Geisterschiff sah aus wie ein fliegendes Gefäß. Die gewaltigen, durchsichtigen Fensterfronten waren allesamt hell erleuchtet. Das Schiff kam uns so nahe, dass ich jede Einzelheit erkennen konnte. Es war grauenhaft.
    Gewaltige Röhrensysteme zogen sich über die Außenhaut. Hinter den hell erleuchteten Fenstern, von denen jedes einzelne allein so groß war wie unsere stolze KÖNIGIN KRIK’ATT’AKKURR bewegten sich Schemenhafte Schatten. Undeutliche Schlieren, die Geister verdammter Seelen, die keine Erlösung finden.
    Später, als das wundersame Schiff längst wieder verschwunden war, erzählte mir der alte Ssatt’uk, dass er von seinem Großvater in der Zeit, als er jung war, gehört hatte, dass solche Geister oft von den Dämonen des Todes dazu verdammt werden, an Bord solcher Geisterschiffe durch die Unendlichkeit zu segeln. Der alte Ssatt’uk verwendete genau diese Worte. Denn obwohl das Schiff, das unsere Fregatte beinahe gerammt hatte, urplötzlich aus den Tiefen des Alls aufgetaucht war, bewegte es sich doch mit beinahe majestätischer Langsamkeit, so wie die stolzen Segler auf den Ozeanen unserer Urheimat, als unser Volk noch auf einer einzigen Welt leben musste und die Weiten des Weltalls nur mit sehnsüchtigen Blicken des Nachts durchstreifen konnte.
    Auf jeden Fall – so beschloss Ssatt’uk seine Rede – die Geister, die auf ein solches Schiff verbannt wurden, hatten sich zu Lebzeiten der schändlichsten und abscheulichsten Verbrechen schuldig gemacht. Belastet mit den schlimmsten Untaten weigerten sich sogar die Dämonen des Todes, ihre Seelen in das jenseitige Reich eintreten zu lassen.
    Erst wenn es diesen armen, verdammten Seelen gelingt, dass sich ein unschuldiges Wesen selbstlos ihrer annimmt, können sie von ihrem Grauen erregenden Fluch erlöst werden. Die geballte Bosheit an Bord treibt das Geisterschiff jedoch immer wieder dazu, andere Schiffe zu attackieren und ins Verderben zu stürzen.
    Bevorzugt rammen sie ahnungslose Raumer und reißen die unschuldigen Passagiere in den Tod‹.«
    Bruder William hielt inne.
    »Egal wohin man kommt«, sagte er schließlich, »letztlich sind die Geschichten, Legenden und Sagen überall gleich …«
    Dana sah ihn fragend an.
    »Vor etlichen hundert Jahren hat man sich auf der Erde in der Präraumfahrtzeit ganz ähnliche Geschichten erzählt«, sagte er mit ruhiger, leiser Stimme. »Natürlich handelte sich auf der Erde ›nur‹ um ein Segelschiff, das die Weltmeere unsicher machte …«
    »Der Fliegende Holländer«, sagte Dana.
    William nickte.
    »Was ich an unserem Fliegenden Holländer interessant finde, ist eine Bemerkung aus der Geschichte, die Sie vorgelesen haben …« Dana blickte Bruder William aufmerksam an, als er nichts erwiderte, fuhr sie lächelnd fort: »Der Erzähler betont, dass das Geisterschiff einerseits zwar urplötzlich wie aus dem Nichts auftauchte, aber andererseits extrem langsam – er sagte
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