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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Mikrofluid, die in seiner Nase verschwanden. Ein Raster-Junki, der an säuselnden Stimmen von einem anderen Stern hing, die ihm gratulierten, schmeichelten und Anerkennung zollten.
    Die Beamtin kippte den Inhalt von Tabeas Tasche auf den Tisch, der wie eine Barriere zwischen ihnen stand. Sie rührte und stöberte in den Sachen.
    »Schon mal in Schwierigkeiten gewesen, Tabea?«, murmelte sie routinemässig.
    Tabea gab keine Antwort. Sie konnten ihr gestohlen bleiben. Wenn’s drauf ankam, war einer wie der andere. Bullen und Kecks und Eladeldi und wahrscheinlich auch diese gottverdammten Capellaner draußen auf Charon. Das Leben war so schon hart
genug. Nichts als Gesetze, Regeln und Vorschriften. Primitives Gehabe. Heutzutage hatte man genug damit zu tun, alles beisammenzuhalten, auch ohne diesen Zirkus.
    Widerstand lohnte sich nicht.
    Aber das schien sie nie daran zu hindern, ihn zu proben.
    Sie stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch und musterte die Beamtin dahinter mit gelassener Faszination.
    »Ich wette, Sie lieben Ihren Job«, sagte Tabea.
    Die Frau begegnete ihrem lammfrommen Blick.
    »Wollen Sie sich mit mir anlegen?«, fragte sie. »Versuchen Sie es. Aber richtig, wenn ich bitten darf. Nur keine falsche Scham. Ihnen wird dann bestimmt leichter ums Herz.«
    Ihre Stimme verriet Hass. Hass, gedämpft durch Trägheit und Überdruss. Eine Kanaille mehr, die der Karneval in ihr Revier gespuckt hatte, das war Tabea. Es war bereits aktenkundig, dass sie beim Anflug getrunken hatte. Ein Blick auf den Boden ihres Cockpit hatte genügt.
    »Lieber würde ich Mist fressen«, lächelte Tabea.
    Die Beamtin nickte. »Das lässt sich einrichten.«
    »Wetten«, sagte Tabea, »dass Sie das ganze reiche Spektrum intelligenten Lebens zu Gesicht bekommen, wenn Sie einmal das Handgepäck der Leute inspizieren?«
    Die Kommissarin hielt ein Druckerzeugnis mit Eselsohren hoch, das Exemplar eines verruchten Magazins. Sie hob eine Augenbraue.
    Tabea ignorierte die Geste. »Ich foniere mal eben, ja?«
    »Nein.«
    »Alles, was ich will, ist fonieren.«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Hören Sie«, raunte Tabea. »Sie werden mich zu einer Geldstrafe verdonnern, hab ich recht? Und Geld habe ich keins, richtig? Sie haben meine Akte gelesen.«

    »Bis jetzt hat Sie noch niemand verdonnert, wie Sie das nennen«, sagte die Frau. Sie hatte eine riesige, kantige Kinnlade und einen Ausdruck unerschütterlicher Selbstzufriedenheit, die ihren Überdruss und Hass gewähren ließ und dafür sorgte, dass möglichst viele Leute davon betroffen waren.
    »Reine Notwehr«, sagte Tabea. »Ich hab’s ihm erklärt.« Sie fuhr herum und klopfte auf den Harnisch des Streifenpolizisten.
    »Streitsüchtige Fremdlinge können sie nicht leiden«, sagte die Kommissarin. Sie meinte die Eladeldi.
    »Nun mal halblang«, antwortete Tabea. »Es war ein gottverdammter Keck.« In dem Moment, als sie anfing, sich zu verteidigen, wusste sie, dass sie verloren hatte. »Haben Sie noch nie das Bedürfnis gehabt, einen von denen in den Kanal zu schmeißen? Ich wette, Sie haben. Ich wette, Sie haben schon viel Schlimmeres getan, als einen Keck in den Kanal zu schmeißen.«
    Sie lehnte sich über den Tisch. »Und ich, ich habe in Notwehr gehandelt!«, sagte sie.
    »Wette, Sie kommen sich dabei wie ein richtiger Held vor«, meinte die Kommissarin. »Jemand, der mit kleinen Kecks um sich schmeißt.«
    Tabea bekam ihre Habseligkeiten in die Arme gedrückt. Auf Knopfdruck erschien eine Wachdrohne und eskortierte Tabea die Treppe hinunter.
    Jetzt saß sie auf dem Wandbett und war damit beschäftigt, alles wieder in die Tasche zu stopfen. Da waren bündelweise vergilbte Folienausdrucke und langgesuchte Schiffspapiere, volle und leere Shak -Dosen, eine Sammlung misshandelter Kunstseidenprodukte von Karonga und graue Unterwäsche, ein schmutziges Paar Null-G-Schuhe, eine zerquetschte Schachtel mit zwei organischen Tampons darin, ein Leitungsprüfer, ein Inertialschraubenzieher, ein
Beutel mit alten Fruchtbonbons und das Datenholo eines Tippi-Jay-Krimis.
    »Warum schleppe ich bloß all diesen Krempel mit mir herum?«
    Die Eladeldi waren so schnell zur Stelle gewesen, dass sie noch nicht einmal mitbekommen hatte, was aus der schwimmenden Plattform mit den Capellanern geworden war. In Gedanken sah sie den mit dem demolierten Schädel noch einmal zusammenbrechen. Sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Wie dem Keck wohl zumute gewesen war?
    Das Leben ging weiter. Wie hoch mochte die
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