Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Capellaner schwebte über dem Boden, die Füße standen nirgends auf, und er lächelte. Schon ulkig, wie das aussah, als handelte es sich um einen wohlplatzierten Fehler, der einem aufstoßen sollte, irgendwas in der Richtung.
    > CAPELLANER BEGEHEN KEINE FEHLER, KÄPT’N.

    > Das hat Pa auch immer gesagt. Pa sagte: »Halt dich von den Eladeldi fern; was denen heute unter die Augen kommt, wissen morgen die Capellaner.« Er sagte auch: »Geh den Kecks aus dem Weg.« Ich hätte auf ihn hören sollen.
    > DEIN VATER, WARUM MOCHTE ER SIE NICHT?
    > Ach, die Wahrheit ist, Pa war kein Freund von Aliens. Pa mochte auch den Capellaner im Museum nicht, den aus dem Diarama. Der Mann lächelte wie ein großer, dicker Teddybär. Er sah aus, als wollte er den Astronauten den Kopf tätscheln. Sie sahen nur verdutzt aus.
    > Pa fühlte sich wohl auf dem Mond, das ist richtig. Es war der Rest der Familie, dem es dort nicht behagte.
    > WAS IST MIT DEINER SCHWESTER GESCHEHEN?
    > Es war im Meer der Heiterkeit, wo sie eines Tages auf einen Jungen vom Heiligen Gral der Erweiterten Neurosphäre traf, und der erzählte ihr, sie brauche sich nicht mehr mit der Rolle einer Prinzessin zufriedenzugeben. Ob sie nicht lieber ein Stückchen von Gott sein wollte?
    > Ich wusste nichts von Gott, aber als sie dem Jungen ihre geheime Identität verriet, ahnte ich, dass es ihr ernst war. Ma und Pa redeten auf sie ein, aber es nützte nichts. Angie war Feuer und Flamme. Das Große Himmlische Netz. Steckmodule, Implantate, all das. Sie war nach wie vor auf dem Mond, aber praktisch immer auf der Durchreise, wie die meisten.
    > Das war Angies Ausweg. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, ehe ich meinen fand.

5
    Tabea war wütend. Mit einem Stoßseufzer warf sie sich auf das harte Wandbett. Sie sah sich in der Zelle um. Vier grobporige Betonwände in schmutzigem Rosa. Eine stumpf glänzende Stahltür, reichlich armiert, verdecktes Schloss, keine Klinke. Kein Fenster. Ein Gitterrost in der Tür, eins in der Decke, dahinter das Glitzern eines Kameraauges. Schmutzig rosa die Decke, Biofluoreszenzring, blind und inaktiv. Schmutzig rosa der Boden. Das Bett ein massiver Vorsprung der Wand. Eine Art Chemieklo in vergilbtem Weiß stank aus der Ecke. Für mehr war kein Platz.
    Die Eladeldi hatten sie von der Steintreppe in eine Gasse gezerrt, sie gegen eine Wand gestoßen und durchsucht. Als sie zu dem Ergebnis kamen, dass sie keinen politischen Unruhestifter, sondern nur eine ausgerastete Sternspringerin vor sich hatten, hatte man sie der Stadtpolizei überlassen. Sehr zu ihrer Erleichterung, denn die Eladeldi konnten ungemütlich werden, wenn es um die Capellaner ging. Im Mirabeau-Revier hatte man sie lediglich herumgeschubst und ignoriert. Im Gewahrsam der Eladeldi kam es vor, dass Leute spurlos verschwanden.
    Der Polizist, der sie übernommen hatte, war eine Ansammlungskontrolleinheit gewesen, durch und durch ein Cyborg. Das graue Visier flackerte vor lauter Displays, sodass die Implantate dahinter nur undeutlich zu sehen waren.
    »Jute, Tabea, Kapitän«, intonierte er, derweil die Zyklopenlinse sie abrasterte und speicherte. Er war übergroß und glänzte von Kopf bis Fuß. Die verstärkte Hand surrte vor und packte sie am Arm.
    Sie wollte ihn überreden, sie erst noch in die Bar zu lassen. »Ich muss meinem Auftraggeber Bescheid sagen! Er wartet da drinnen.
Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, als mich dieses verfluchte Gesindel zu Fall gebracht hat.«
    Es war natürlich zwecklos.
    Die Eladeldi beobachteten, wie sie abgeführt wurde. Am Ende der Gasse wartete der zweite Mann der Streife in einem alten Hovercraft. Die beiden nahmen sie in die Mitte.
    Der Verkehr war dicht und zähflüssig. Auf der ganzen Fahrt in die Stadt flackerten vor den beiden entstellten Gesichtern die Displays, blaue und rote Daten der Überwachungssysteme, Analysen, Aktenauszüge, gelbe Plannetze, Videoidentitäten, Aktualisierungen von Falldaten. Als der Pilot den Motor abstellte, hörte Tabea winzig leise Stimmen, die auf sie einsprachen. Die beiden redeten kein Wort miteinander, auch nicht mit Tabea.
    Im Revier schickte die diensthabende Kommissarin Tabeas komplette Unterlagen mit stoischer Ruhe durch einen Scanner und speicherte sie anschließend. Der Streifenpolizist stand wie eine Statue hinter Tabea, das Hirn im Leerlauf. Er machte eine makabre Figur, wie er so dastand mit leerem Visier, durch das man die weißen Äpfel der hochgerollten Augen sah und die dünnen Schläuche mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher